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Maria Restituta (Helene Kafka, 1894 - 1943)

Ursula Schwarz

 

 

Die am 1. Mai 1894 in Hussowitz bei Brünn geborene Schwester Maria Restituta (geb. Helene Kafka) wuchs in einfachen Verhältnissen auf und absolvierte nach Beendigung der Bürgerschule eine Ausbildung zur Krankenschwester im Krankenhaus Lainz. Im Alter von 20 Jahren trat sie dem Orden der Franziskanerinnen von der christlichen Liebe ("Hartmannschwestern") bei und war schließlich im Krankenhaus Mödling als Operationsschwester und Narkotiseurin tätig, wo sie wegen ihrer direkten und undiplomatischen Art den Spitznamen Schwester "Resoluta" bekam. Den Nationalsozialismus lehnte sie ab, vor allem wegen dessen Einschränkung und Zurückdrängung des Ordenslebens, das ihr zentraler Lebensmittelpunkt war. Auch dürfte für sie die österreichische Eigenständigkeit ein wichtiger Teil ihrer Identität gewesen sein.

 

Aufgrund ihrer Bereitschaft, keinem Konflikt aus dem Weg zu gehen, kam es zur Konfrontation mit Dr. Lambert Stumfohl, einem Chirurgen, der sich bereits vor 1938 für die illegale NSDAP eingesetzt hatte. Der Konflikt zwischen beiden entlud sich unter anderem an von den Schwestern ohne Genehmigung der Spitalsleitung und gegen den Willen Stumfohls in den Operationssälen aufgehängten Kruzifixen. Stumfohl war es auch, der Schwester Restituta wegen der Vervielfältigung eines regimekritischen, proösterreichischen Soldatenliedes bei der Gestapo meldete. Daraufhin wurde sie am 18. Februar 1942 von der Gestapo verhaftet. Trotz brutaler Verhörmethoden verschwieg sie den Namen des Soldaten, von dem sie den Text erhalten hatte, sowie den jener Kollegin, die ihr bei der Vervielfältigung geholfen hatte. Nach etwa zwei Wochen wurde sie vom Polizeigefangenenhaus Roßauerlände ins landgerichtliche Gefangenenhaus überstellt und wegen einer Gallenerkrankung ins Inquisitenspital gebracht.

 

Schwester Restituta hatte ein gutes Verhältnis zu ihren Mitgefangenen, egal aus welchem politischen Lager sie stammten. Josefine Zimmerl, Mutter des hingerichteten Dr. Johann Zimmerl, eines Mitglieds der "Österreichischen Freiheitsbewegung – Gruppe Scholz", schrieb in einem Brief:

 

"Schwester Restituta war eine Frau von großem Format. Ihr ruhiges Gottvertrauen war erhaben, ihre hohe Intelligenz mit soviel echt österreichischem Humor machte jede längere Fühlungnahme mit ihr zu einem wahren Stahlbad. Aber nicht nur Personen mit religiöser Einstellung, auch glaubenslose Außenstehende hat sie ganz einfach in der Kraft ihrer Überzeugung mitgerissen. Die vielen im Hause befindlichen Mitglieder der KP verehrten sie geradezu."

 

Anna Haider, die im September 1942 vom Volksgerichtshof wegen Betätigung für die KPÖ zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt worden war, sprach 1946 im Radio über ihre Mitgefangene Helene Kafka. Ausführlich berichtete sie über die selbstlose Hilfsbereitschaft der Ordensschwester und empfahl bereits damals der katholischen Kirche, Schwester Restituta seligzusprechen.:

 

"Sie hat geholfen ohne Rücksicht auf Nationalität oder Weltanschauung, ob jemand katholisch war oder konfessionslos oder kommunistisch war oder sozialdemokratisch oder christlich-sozial, da hat sie weder gefragt, noch hatte es irgendeine Bedeutung für sie. [...] Sie hat die Menschen sichtlich wirklich gerne gehabt."

 

Schwester Restituta wurde am 29. Oktober 1942 wegen "landesverräterischer Feindbegünstigung und Vorbereitung zum Hochverrat" vom Volksgerichtshof zum Tod verurteilt. Am 28. Februar 1943, einige Monate nach ihrem Todesurteil, schrieb sie aus dem Gerichtsgefängnis:

 

"Ich warte jeden Tag, ob mein Kreuzweg bald die Höhe Kalvarias erreicht oder ob der liebe Gott es anders beschlossen hat. Doch ob so oder so, sein heiliger Wille geschehe. In diesem seinem heiligen Willlen liegt mein ganzer Trost, und täglich sage ich aufs neue ‚ja, Vater‘, und es geht alles gut."

 

Ihren letzten Brief, zwei Tage vor der Enthauptung, schloss sie mit den Worten:

 

"Nun, wie lange ich noch in diesen Mauern bleiben muss? Wohl um keine Sekunde länger, als es mein himmlischer Vater bestimmt, und dies genügt. Den Berg hinan gehe ich gern, denn von dort ist es nicht mehr weit in die ewige Heimat."

 

Helene Kafka wurde am 30. März 1943 gemeinsam mit neun kommunistischen Funktionären hingerichtet. Der Sterbeeintrag des katholischen Gefangenenhauspfarrers Eduard Köck lautete: "[...] Gelübdeerneuerung. Hat durch ihr vorbildliches Verhalten in der Armensünderzelle einige Mithäftlinge zur katholischen Kirche zurückgeführt. Starb gefasst und Gott ergeben [...]"

 

Der Bildhauer Alfred Hrdlicka hat auf der Büste Schwester Restitutas im Stephansdom die Namen der mit ihr Hingerichteten verewigt. Schwester Restituta wurde anlässlich des Besuches von Papst Johannes Paul II. in Wien 1998 als erste Märtyrerin der Erzdiözese Wien seliggesprochen.

 

 

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