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Lameraner, Johann (Hans)

Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)

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Name russisch: Ламеранер Ганс Карлович

Geboren: 14.12.1903, Tullnerbach (NÖ)

Beruf: Hilfsarbeiter, Soldat

Letzter Wohnort in Österreich: Purkersdorf (NÖ)

Ankunft in Russland/Sowjetunion: 01.07.1932

Wohnorte in der Sowjetunion: Moskau

Verhaftet: 23.07.1937, Moskau

Anklage: antisowjetische Agitation, Terrorismus

Urteil: 02.10.1937, Militärkollegium des Obersten Gerichts, 10 Jahre Lagerhaft; 29.04.1942, Militärtribunal des Gebietes Archangel’sk, Tod durch Erschießen

Gestorben: 22.05.1942, Gulag

Rehabilitiert: 26.03.1990, Plenum des Obersten Gerichts der UdSSR

Emigrationsmotiv: KP-Emigration

Schicksal: erschossen

 

Johann (Hans) Lameraner wurde 1903 in Tullnerbach (Gemeinde Pressbaum) bei Wien geboren. Sein Vater war Maschinist. Nach zwei Jahren Schulbesuch in Wien übersiedelte er mit der Familie nach Budapest, wo Hans Lameraner fünf Jahre ungarische Schulen besuchte. Anschließend besuchte er noch eine gewerbliche Volksbildungsschule. 1917 begann er in einer Lederfabrik zu arbeiten. Später arbeitete er als Hilfsarbeiter u.a. in einem Elektrobetrieb, in einer Werft und in einer Spinnerei. 1918 nahm er am Jännerstreik in Budapest-Újpest teil; wegen Verteilens von Flugblättern wurde er von der Militärverwaltung der Glühlampenfabrik, in der er gerade arbeitete, für einige Zeit in Haft genommen. Nach dem Sturz der ungarischen Räteregierung kehrte Lameraner nach Österreich zurück. Er trat 1921 dem KJV und der KPÖ in Neunkirchen bei und diente von 1925 bis 1931 im österreichischen Bundesheer als einfacher Soldat und Telefonist. Er war Mitglied der illegalen Soldatengruppe in der KPÖ, die sowjetischen Geheimdiensten zuarbeitete. Nach seiner Militärzeit war Lameraner politischer Leiter der KPÖ-Zelle Purkersdorf, anschließend Kreisreferent der KPÖ für das "Gegner-Ressort". Er war Mitglied der Gewerkschaften (Metallarbeiterverband), des Militärverbands, der Naturfreunde, des Arbeiter-Turn- und Sportvereins etc.

 

Wahrscheinlich wegen seiner Tätigkeit für sowjetische Geheimdienste floh Lameraner Anfang Juli 1932 nach Russland. 1934 trat er unter dem Decknamen Hans Lang in die Komintern-Kaderschule КУНМЗ ein, aus der er 1935 ausgeschlossen wurde. Er arbeitete dann in einer Radiofabrik und in der Komintern als Chauffeur und wohnte im Hotel Lux (Люкс).

 

Am 23. Juli 1937 wurde er verhaftet. Das Kategorie-2-Urteil für Lameraner wurde am 26. September 1937 vom Politbüro (Stalin, Molotov, Ždanov) angeordnet. Am 2. Oktober 1937 wurde Lameraner vom Militärtribunal des Obersten Gerichts (MKOG) wegen antisowjetischer Agitation und Terrorismus zu zehn Jahren Lagerhaft verurteilt. Dieses Urteil wurde am 29. April 1942 revidiert und durch das Todesurteil ersetzt. Lameraner wurde am 29. April 1942 im Gulag im Gebiet Archangel'sk erschossen.

 

Das MKOG-Urteil vom 2. Oktober 1937 wurde vom Plenum des Obersten Gerichts der UdSSR am 29. März 1990 aufgehoben, das Todesurteil durch das Präsidium des Gebietsgerichts Archangel'sk am 12. Juli 1989.

 

Lameraners Mutter Mathilde Wallner, die in Urschendorf an der Schneebergbahn lebte, ersuchte 1938 die österreichischen Behörden um Nachforschungen bezüglich ihres Sohnes. Die österreichische Gesandtschaft in Moskau teilte ihr daraufhin mit, dass es im Hotel Lux wegen der scharfen Sicherheitsvorkehrungen nicht möglich sei, Erkundigungen einzuziehen, und ihr Sohn wahrscheinlich nicht durch Korrespondenz mit dem Ausland in den Verdacht der Spionage geraten wolle.

 

 

Quelle: Parteiarchiv der KPÖ, RGASPI, stalin.memo.ru, ÖStA

 

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