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Jellinek, Hans

Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)

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Name russisch: Еллиннек Ганс Альфредович

Geboren: 27.01.1906, Wien

Beruf: Physiker, Radioingenieur

Letzter Wohnort in Österreich: Wien

Ankunft in Russland/Sowjetunion: 23.12.1934

Wohnorte in der Sowjetunion: Moskau

Verhaftet: 10.10.1938, Moskau

Anklage: Spionage

Urteil: 20.04.1939, Sonderberatung (OSO), 8 Jahre Lagerhaft

Gestorben: 1973, Wien

Rehabilitiert: 02.04.1957, Militärkollegium des Obersten Gerichts

Emigrationsmotiv: KP-Emigration

Schicksal: überlebte

 

Hans Jellinek wurde 1906 in Wien als Sohn eines Versicherungsagenten geboren. Jellinek studierte Physik an der Wiener Universität - er promovierte am 6. Juni 1930 mit einer Dissertation über die Frage der Gasbeladung von Metallen in Hochdruck - und spezialisierte sich auf Radiotechnik. Der KPÖ gehörte er ab 1927 an, er war in der Bezirksorganisation Wien-Landstraße und als Mitglied der Stadtleitung der Roten Hilfe aktiv, zog sich aber 1931 aus dem Parteileben nach Anwerbung durch den sowjetischen Geheimdienst zurück. Wahrscheinlich leitete er geheime Radiostationen der Sowjets in Wien, bevor er Ende 1934 wegen vermuteter Gefährdung aus Wien abgezogen wurde und nach Russland übersiedelte.

 

Ab Jänner 1935 war er im Moskauer Ordžonikidze-Radiowerk Nr. 203 Leiter eines Laboratoriums, er wurde mehrmals prämiiert. Im Dezember 1937 wollte man die Aufenthaltsgenehmigung der Familie nicht verlängern, aber Jellinek intervenierte erfolgreich beim NKVD, so dass die Ausreisevisa annulliert wurden. Im Frühjahr 1938 hatte er wieder Kontakt zu Vertretern des NKVD, die ihn schon damals beschuldigten, in der KPÖ-Zelle in Wien von Trotzkisten "vorgeschoben" worden zu sein.

 

Am 10. Oktober 1938 wurde Hans Jellinek verhaftet, am 20. April 1939 zu acht Jahren Lagerhaft verurteilt. Vermutlich weil er der Schwager von Friedl Fürnberg war, intervenierte die KPÖ-Führung mehrmals (November 1938, August 1939, Juli 1940, November 1946) für seine Freilassung. Jellinek verbüßte seine Lagerstrafe ab Mai 1939 in Noril'sk und Dudinka, wo er als Telefoningenieur eingesetzt war.

 

Am 10. Jänner 1947 aus dem Gulag entlassen, traf Jellinek am 22. Mai 1947 in Wien ein; seine Frau Erna und seine Tochter Dora waren bereits früher nach Österreich zurückgekehrt.  Anfang 1957 richtete Jellinek ein von der KPÖ unterstütztes Ansuchen an das ZK der KPdSU, um sich "als Opfer der Verletzung der sozialistischen Gesetzlichkeit" rehabilitieren zu lassen. Am 6. Juli 1957 wurde Fürnberg persönlich vom Rehabilitierungserlass des Militärkollegiums des Obersten Gerichts im Fall Jellinek informiert.

 

 

Quelle: Parteiarchiv der KPÖ, RGASPI, DÖW, GARF, Wiener Friedhofs-DB

 

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