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Hauska, Hans

Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)

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Name russisch: Гауска Ганс Гансович

Geboren: 18.05.1901, Maschau (Mašt'ov, Böhmen)

Beruf: Musiker

Letzter Wohnort in Österreich: Wien 2

Ankunft in Russland/Sowjetunion: 1933

Wohnorte in der Sowjetunion: Moskau, Leningrad, Dnepropetrovsk

Verhaftet: 20.11.1937, Moskau

Anklage: Spionage, Terrorismus

Urteil: 05.12.1938, Ausweisung

Gestorben: 07.05.1965, Berlin (DDR)

Rehabilitiert: 03.03.1958, Militärtribunal des Moskauer Wehrkreises

Emigrationsmotiv: KP-Emigration

Schicksal: überlebte

 

Hans Hauska wurde 1901 in Maschau (Mašt'ov, Westböhmen) geboren. Seine Eltern besaßen eine Apotheke in Budweis (České Budějovice). Nach dem Tod des Vaters übersiedelte die Familie 1911 nach Wien, die Apothekenleitung überließ sie einem Verwalter. 1924 verkaufte die Mutter die Apotheke und erwarb dafür eine Druckerei in Wien, in der an die vierzig Personen beschäftigt waren. Die Druckerei wurde Ende 1930 wegen schlechter Ertragslage und Schulden wieder verkauft. 1936 übersiedelte die Mutter zu ihrer Tochter nach London.

 

Hans Hauska begann ein Maschinenbau-Studium an der Technischen Universität Wien, das er aber aus finanziellen Gründen bald abbrechen musste. Daneben studierte er Violine und Komposition am Wiener Konservatorium und arbeitete in einer Bank. 1925/26 war er in einem Fotoatelier in Wien beschäftigt. 1924 heiratete er Martha Damian, von der er sich 1927 scheiden ließ (sie emigrierte 1931 nach Moskau und lebte später mit Gustav Döberl zusammen). Von 1921 bis 1925 war Hauska Mitglied der sozialdemokratischen Partei. In der Folge schloss er sich der anarchosyndikalistischen Bewegung an, bis er 1928 nach Berlin übersiedelte, wo er Mitglied der KPD wurde, die ihn aber im Jahr darauf ausschloss, weil er mit der Fraktion um Heinrich Brandler sympathisierte. Hauska gehörte dann der Kommunistischen Partei-Opposition (KPDO) an. In späteren Verhören gab er zu Protokoll, er habe sich für die KPDO nur deshalb engagiert, weil sie ihn für die Parteipropaganda gut bezahlte. 1930 trat er in die Agitprop-Theatergruppe "Kolonne Links" der Internationalen Arbeiterhilfe ein, als diese einen Musiker suchte.

 

Anlässlich der Feiern zum 1. Mai 1931 fuhr Hauska mit seiner Truppe erstmals nach Moskau. Nach der Rückkehr erfuhr die Truppe von Reichskanzler Brünings Verbot der Agitprop-Tätigkeit. Etliche Mitglieder der Kolonne Links, darunter Hauska, bemühten sich daher um die dauernde Emigration nach Russland. Mit Unterstützung von Willi Münzenberg erhielten sie russische Visa und reisten dann per Schiff von Bremerhaven nach Vladivostok, von dort nach Moskau. Hauska war in Moskau anfangs als Redakteur und Korrektor der Deutschen Zentral-Zeitung tätig. Ab 1933 war er beim Deutschen Theater "Kolonne Links" Moskau beschäftigt, daneben war er für das Filmstudio Союзкино in Leningrad tätig. Er gründete einen Chor beim Deutschen Klub in Moskau, außerdem leitete er den Chor der Karl-Liebknecht-Schule. Von Mai bis September 1935 hatte Hauska ein Engagement am deutschen Theater in Dnepropetrovsk. Im selben Jahr heiratete er die Tänzerin Luisrose Fournes, die sich von dem Schauspieler und Schriftsteller Curt Trepte - mit ihm hatte sie einen Sohn - hatte scheiden lassen. Im folgenden Jahr wurde Hauskas Tochter Karola geboren. Hauska komponierte Bühnenmusik für verschiedene Anlässe und begleitete Ernst Busch bei seinen Auftritten in Moskau auf dem Klavier. Für den Film Борцы (Kämpfer) schuf er die Musik.

 

Am 20. November 1937 wurde Hauska verhaftet und der Spionage sowie terroristischer Handlungen beschuldigt. Verdächtig machten ihn u.a. seine Verbindungen zu den Anhängern Heinrich Brandlers. Am 5. Dezember 1938 wurde Hauskas Ausweisung nach Deutschland beschlossen.

 

An der Grenze nahm ihn die Gestapo sofort in Haft. Der Volksgerichtshof in Berlin verurteilt ihn wegen Hochverrats (konkret wurde ihm u.a. kommunistische Propaganda und die Mitarbeit an der russischen Verfilmung von Friedrich Wolfs Professor Mamlock angelastet) zu 18 Monaten Gefängnis. Im Juni 1940 wurde er entlassen, als "wehrunwürdig" musste er nicht in der Wehrmacht dienen. Er musste sich regelmäßig bei der Gestapo melden und wurde zu Fabriksarbeit verpflichtet.

 

Da sich Luisrose Fournes entschloss, in der Sowjetunion zu bleiben (sie hatte bereits 1936 die sowjetische Staatsbürgerschaft erhalten), war die Trennung unvermeidlich. 1944 heiratete Hauska abermals. Im April 1945 fuhr er mit dem Fahrrad von Berlin nach Ulm, wo seine Frau Edith bei ihren Eltern der Geburt eines Kindes entgegensah. Vorübergehend arbeitete Hauska als Übersetzer für die amerikanische Militärregierung. Danach übersiedelte er mit der Familie nach Wien, wo er versuchte, sich in die KPÖ überführen zu lassen. Da er auf seine Schuldlosigkeit und Rehabilitation bestand, war er bei den Genossen nicht willkommen. Die materielle Lage war schwierig, die Familie musste längere Zeit im Obdachlosenasyl wohnen. Hauska fand eine schlecht bezahlte Anstellung als Hilfskonstrukteur. 1958 übersiedelte Hauska ein zweites Mal nach Berlin, zusammen mit seiner Familie, wo er eine Anstellung bei der Deutschen Konzert- und Gastspiel-Agentur erhielt. Darüber hinaus war er als Redakteur von Musikzeitschriften der DDR und Assistent bei der Herausgabe des Eisler-Nachlasses tätig. 1962 wurde er endlich rehabilitiert.

 

Hans Hauska starb am 7. Mai 1965 (nach anderen Angaben am 7. März 1965).

 

 

Quelle: Gestapo-Kartei (Blaue Kartei), DÖW, GARF

 

Siehe auch Hans Hauska, Von Stalin zu Hitler. Ein Schicksal aus den Zeiten des Terrors. Aufzeichnungen, Briefe und Dokumente, hrsg. von Peter Diezel, Berlin 2003;

Jürgen Schebera, Jahre, die mir durch Herrn Stalin abhanden gekommen sind. Der Komponist Hans Hauska (1901-1965), in: Eisler-Mitteilungen Nr. 56, Jg. 20, Oktober 2013, S. 20-23;

Christine Kanzler, Vom Kulturrevolutionär zum "Volksfeind". Hans Hauska und die "Kolonne Links", in: Hans Schafranek (Hrsg.), Die Betrogenen. Österreicher als Opfer stalinistischen Terrors in der Sowjetunion, Wien 1991, S. 47-73.

 

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