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Anton Jelen: Wie macht man ein Kreuz?

Anton Jelen, geb. 1916 in Loibach/Libuce als Bauernsohn. September 1939 Flucht nach Slowenien, Ende Juni 1942 Festnahme in Ljubljana, anschließend Haft in Gonars, Begunje. Dezember 1942 Überstellung nach Klagenfurt. 1943 wegen "Entziehung der Wehrpflicht" zu 10 Jahren Haft verurteilt. Strafverbüßung im Zuchthaus Stein a. d. Donau, überlebte dort das Massaker am 6. April 1945.

Nach 1945 Geschäftsführer des "Slovenski vestnik", danach Rechtsanwalt.

Verstorben 2010.

 

 

Man übte am Anfang noch ein bisschen Rücksicht. Die Slowenen machten Buckerln nach allen Richtungen. Sie gaben Loyalitätserklärungen ab, in der Hoffnung, die Leute vor Konsequenzen zu retten. Das waren Dr. Petek, Dr. Tischler und andere, wie zum Beispiel Dr. Vinko Zwitter. Sie konnten natürlich nichts anderes tun, denn wenn sie offen gezeigt hätten, dass sie gegen den Nationalsozialismus waren, wären die slowenischen Organisationen sofort erledigt gewesen. So beließ man doch noch einen gewissen Modus Vivendi bis zum Überfall auf Jugoslawien.

 

Im August 1939 wusste man schon, dass es bald krachen würde. Ich erfuhr in Innsbruck, dass Vorbereitungen gegen Polen im Gange waren. In Unterkärnten, also im Jauntal, waren mehrere Burschen, die so wie auch ich erklärt hatten, in die Hitlerarmee nicht eintreten zu wollen. Es wurden ein paar verhaftet, und so mussten sich die jungen Burschen und vor allem die Studenten entschließen, etwas zu tun. Am 1. September brach der Krieg aus, und am 4. und 5. September war in Bleiburg der Wiesenmarkt. Da kamen wir zu dritt zusammen, mein Bruder, ich und Rudolf Cik, damals Medizinstudent. Wir hatten gemerkt, dass uns die Gestapo auf Schritt und Tritt verfolgte. Und wir beschlossen zu flüchten, und zwar mit dem Abendzug aus Bleiburg. Es kam aber irgendwas dazwischen, sodass wir nicht auf den Zug aufspringen konnten. Eine SA-Patrouille verhinderte es. Mein Bruder und ich gingen nach Hause und Rudi Cik, den wir wegen dieses Hindernisses aus den Augen verloren, der schien auch nach Hause gegangen zu sein. Um drei Uhr in der Früh kommt er mit bepacktem Rucksack und sagt: "Als ich nach Hause kam, haben s' mich schon g'sucht gehabt. Und ich hab sofort einen Rucksack gepackt und bin weg." So war er zu uns gekommen, und wir sind dann gemeinsam über die Grenze ins Mießtal geflohen. Das war also das vorläufige Ende des "Dritten Reiches" für uns.

 

Im Besitz meiner Familie war ein Waldstück, praktisch ein ganzer Hügel, der an Jugoslawien grenzte. Die Parzellengrenze war gleichzeitig die Staatsgrenze. Und dort war eine Wiese davor, direkt an der Grenze. Auf dieser Wiese taten wir so, als ob wir mähen wollten, machten ein paar Schnitte, schmissen dann die Sensen weg und sind den Berg hinauf. Gleich über der Grenze wohnte ein Bauer, der mit unserer Familie befreundet war. Ganz auf der Anhöhe war ein zweiter Bauer, mit dem waren wir sogar weitschichtig verwandt. Und in der Zwischenlinie, also etwas höher oben, war die Unterkunft der jugoslawischen Grenzsoldaten. Wie wir dort ankamen, wurden wir freundlich begrüßt. Zeitig in der Früh war 's, es war etwa 4 Uhr, da gaben sie uns sogar ein Frühstück. Dann führten sie uns zu einem anderen Stützpunkt. Dieser 6. September war ein kalter Tag, sodass sie uns sogar Soldatenmäntel borgten. Wir marschierten dann nach Mežica hinunter, wurden aber vom Gendarmeriepostenkommandanten recht grob empfangen. Er fragte uns, was wir da suchten, was wir da wollten. Sicher seien wir von den Deutschen als Spione ausgeschickt worden. Dann stellte man uns auf den Gang hinaus, wo wir warten mussten. Ein Mädchen erkannte mich und holte einen Bekannten, der für uns ein gutes Wort einlegte. Daraufhin wurden wir rasch verhört und durften die erste Nacht in Mežica verbringen. Am nächsten Tag kamen wir nach Maribor und weiter zur Polizei nach Ljubljana. Von Maribor bis Ljubljana begleitete uns ein alter Polizeimann. Der wusste nicht, wer wir sind. Er fragte immer wieder, was wir in Deutschland angestellt hatten, dass sie uns davongejagt hätten. Er glaubte offenbar, dass wir Gastarbeiter waren, die polizeilich ausgewiesen wurden. In Ljubljana verhörte man uns und wies uns dann in den Polizeikotter ein. Wir kamen aber relativ schnell frei, mussten uns aber mehrmals in der Woche bei der Polizeidirektion melden. So nach drei Wochen erhielten wir Legitimationen und durften uns frei bewegen. Wir konnten in der ersten Zeit in einer alkoholfreien Mensa umsonst Mittag essen. Die Inhaberin dieser Mensa war eine Bekannte aus Bleiburg. Das Frühstück hatten wir in einer Konditorei, beim Petricek. Die junge Frau Petricek war die Schwester eines guten Freundes in Klagenfurt. Und dann bekamen wir eine kostenlose Unterkunft in einem Studentenheim in der Nähe des Bahnhofes, genannt "Sibirien". Das war ein Saal im Parterre, mit etwa 20 Betten, der nie geheizt wurde, also im Winter saukalt war, daher "Sibirien" hieß.

 

Einen Klub der Kärntner Slowenen gab es in Ljubljana auch, aber nur für solche, die schon jugoslawische Staatsbürger waren. Das waren gebürtige Slowenen, die also entweder schon vor dem Ersten Weltkrieg in Jugoslawien gelebt hatten oder nach dem Plebiszit hinuntergekommen waren. Der Vorsitzende war damals der Staatsanwalt Dr. Fellacher. Dieser half uns Studenten irgendwie weiter, entweder erwirkte er durch Vermittlungen bei anderen Stellen für uns eine Hilfe, oder wenn einer halt absolut nicht weiterkonnte und irgendwie Geld brauchte, bekam er auch finanzielle Unterstützung. Mein Bruder Stanko musste dann nach Belgrad, denn er hatte den ersten Studienabschnitt hinter sich, und in Ljubljana gab es damals keine volle medizinische Fakultät. In Ljubljana waren auch noch weitere Flüchtlinge, so Lojze Krištof und dessen Schwester, Neffe und Nichte des Bischofs Rožman und mehrere andere, mit denen wir sehr viel gesellschaftlichen Kontakt hatten. Einmal führten wir im Radio Ljubljana sogar ein Hörspiel auf, und zwar im Bleiburger Dialekt. [...]

 

Die Jugoslawen hatten natürlich vor Hitler Angst. Man musste irgendwie damit rechnen, entweder man machte mit den Nazis gemeinsame Sache oder man würde überrollt. Fürst Pavle, der damalige Regent, war vielleicht nicht selbst für den Beitritt zur Achse, aber er konnte dann aus politischer Vorsicht fast nichts mehr anderes tun. Auch der Innenminister Korošec, der Vorsitzende der SLS [Slowenischen Volkspartei] war so weit, dass er es lieber gesehen hätte, Jugoslawien sagte "Ja" zum Pakt, als die Gefahr einer militärischen Intervention würde real. Nur ist Korošec vorher gestorben. Und im März [1941] wusste man, dass sich was tut, dass Minister Stojadinovic nach Wien gehen würde, wo die letzten Beitrittsverhandlungen zur Achse geführt werden sollten. In Belgrad wurde der Beitritt Jugoslawiens zur Achse jedoch durch den Putsch vereitelt. Fürst Pavle wurde abgesetzt und der jugendliche König Peter auf den Thron gesetzt. Es gab im ganzen Lande massive Demonstrationen, auch in Ljubljana, vor allem auf dem Kongresni Trg vor der Universität und vor dem Mediziner-Studentenheim "Oražnov Dom" in der Volfova ulica. Ich kam mit Rudi Cik in die Volfova ulica vor das Studentenheim. Oben, an den Fenstern, war alles voller Leute, die schrien: "Dol s paktom", also "Nieder mit dem Pakt!" Das große Tor war verschlossen. Auf jeder Seite dieses Tores saß ein Polizist auf einem Pferd. Auf der einen Seite war es der Polizeileutnant Hlebec. Die Polizei wollte hinein, aber die Studenten hatten das Tor von innen abgesperrt. Während die da unten demonstrierten, schüttete jemand vom ersten oder zweiten Stock einen Eimer Wasser genau auf diesen Polizeioffizier. Das Pferd bäumte sich auf, Hlebec gab dem Pferd die Sporen und setze den Leuten zum Kongressplatz nach. Cik und ich rannten, der Polizist uns auf dem Trottoir nach, und wir konnten uns dann gerade noch in das Kellerrestaurant "Zvezdna klet" retten. Dort konnten wir hin, weil ich die Inhaber gut kannte. Es war die Familie Silovic aus Dalmatien, die in Klagenfurt ein Weinlokal besessen hatte. Als die Nazis gekommen waren, hatten sie ihnen den ganzen Wein im Keller auf den Boden rinnen lassen, einfach die Fässer geöffnet. Dann musste er sich absetzen, floh nach Jugoslawien und eröffnete dort eben dieses Kellerrestaurant. Ich war in Klagenfurt während meiner achten Klasse des Gymnasiums Hauslehrer seiner Kinder. Die Leute waren sehr hilfsbereit und ich hatte bei ihnen lange Zeit freies Abendessen.

 

Jene Studenten, mit denen wir Kontakt hatten, waren fast alle gegen den Pakt, mit Ausnahme jener, die schon damals faschistisch eingestellt waren. Das waren jene Gruppen, aus denen sich die bela garda beziehungsweise später die domobranci rekrutieren, zumindest die führende Schicht. Aber wir bewegten uns in einem Akademikerklub, der ursprünglich "Jadran" geheißen hatte. Weil er aber die Politik des Pavle und des Stojadinovic zu viel kritisiert hatte, war er verboten worden. Er konstituierte sich sofort wieder neu und zwar nicht mehr unter dem Namen "Jadran", sondern unter dem Namen "Jugoslavija". Er vertrat praktisch weiterhin die gleiche politische Linie. Es waren Kollegen, die später auch Partisanen waren.

 

Lange Debatten konnte es dann nicht mehr geben, denn gleich darauf kam der Palmsonntag. Es war an diesen drei, vier Tagen ein großes Hin und Her. Da waren die kommunistisch organisierten Studenten, die aber noch nicht offen auftreten konnten. Die Partei war ja offiziell verboten, obwohl es in der letzten Zeit nicht mehr so streng war. Da sind auch schon kommunistische Emigranten zurückgekommen, so zum Beispiel der Schriftsteller Prežihov Voranc, Lovro Kuhar, wie er wirklich geheißen hat. Er war in Paris gewesen und kehrte in dieser Zeit zurück. Oder Boris Kidric, der spätere Wirtschaftsminister in der Titoregierung. Allerdings wurde ihm nach seiner Rückkehr 1940 der Prozess gemacht, den ich zeitweilig sogar im Kreisgericht mitverfolgen konnte. Es gab kommunistische Studenten, die der Ansicht waren, man solle diesen Staat nicht verteidigen, sondern zerfallen lassen, damit dann etwas Neues kommen könne. Sie rückten aber dann doch freiwillig mit der ersten Legion, der Studentenlegion, nach Kroatien ein.

 

Die meisten jungen Leute waren bereit, die Heimat zu verteidigen. Sie sagten, wir müssen uns wehren, damit die Welt nicht glaubte, wir seien einfach auf den Bauch gefallen. Das Militärkommando hatte jedoch für den Andrang von Freiwilligen überhaupt keine Vorbereitungen getroffen. Am Sonntag war der Überfall, am Dienstag und Mittwoch wurden erst viele Studenten als Freiwillige nach Kroatien abtransportiert. Das Militärkommando wusste auch nicht, was es mit den Freiwilligen machen sollte. Viele kamen bis Zagreb, dort wurden sie aber schon von den ustaši auf den Straßen gejagt, einige wurden sogar erschossen. Und mit uns freiwilligen Ausländern oder Flüchtlingen, solchen aus Kärnten und jenen aus Triest und Görz, wusste man auch nicht, was tun. Es wurde ein Transport zusammengestellt, ein Zug mit etwa 200 Burschen. Es dauerte bis zum Gründonnerstag, dass man uns in Richtung Lika abtransportierte. Die Lika ist das Hinterland von Dalmatien, südlich der Plitvicer Seen. Dort hätten wir uns formieren und einsatzbereit ausbilden sollen. Wir kamen am Donnerstag bis Novo mesto, wo wir im Kino einquartiert wurden. Am nächsten Tag, zeitig in der Früh, ging es mit dern Zug weiter in Richtung Karlovac. Kaum waren wir ein paar Kilometer von Novo mesto entfernt, bombardierten die Italiener die Stadt und trafen gerade das Kino. Wären wir vielleicht eine Stunde später abgefahren, hätte es uns getroffen. Dann erreichten wir während der Nacht vom Karfreitag auf Karsamstag die Kolpabrücke bei Bubnarce. Das ist bei Metlika an der kroatischen Grenze. Dort empfingen uns schon die ustaši mit Maschinengewehrfeuer, und wir mussten zurück bis zur ersten Station. Darauf Telefonate, hin und her. Zurück ging 's nicht, vor ging 's nicht. Und so gegen Morgen einmal sagte unser Hauptmann: "Burschen, ich kann euch nicht mehr weiterhelfen, geht halt, wohin ihr könnt." So hat sich der ganze Haufen aufgelöst und verlaufen, nach allen Richtungen. [...]

 

Bis zur nächsten größeren Ortschaft kam ich, bis nach Jastrebarsko. Dort erwischte mich ein ustaša. Ich ging da in die Ortschaft, nichts Schlimmes ahnend, auf einmal schrie einer hinter mir: "Stoj". Er führte mich nach Jastrebarsko aufs Gemeindeamt. Je weiter wir gingen, um so mehr neugierige Weiber sammelten sich hinter uns. Hinter dem Schreibtisch der Gemeindestube saß ein Bauer mit einem riesigen Schnurrbart. Nachdem mich der eine ustaša ins Haus geführt hatte, stellten sich die Neugierigen im Halbkreis vor dem Haustor auf und warteten, was da kommen würde. Nun begann das Verhör. Es gab keine richtige Polizei, es waren einfach die Einheimischen, die da die Macht übernommen hatten. Es gab noch keine Organisation. Gerade deshalb war es vielleicht gefährlicher. Offensichtlich hielten die mich für einen četnik. Die četniki waren eine serbische militante Gruppe. Man wollte mir unbedingt einreden, ich sei ein četnik, aber ich bestritt das vehement. Der Bauer fragte mich: "Warst du Soldat?" Hab ich gesagt: "Ja." "Und wo?" "Gegen Maribor haben die mich geschickt, aber ich bin abgehauen." Sagt er: "Wieso, wenn du Soldat warst, wieso bist du in Zivil?" Jetzt sag ich: "Das hat mir eine alte Frau gegeben. Ich hab mich in einem Haus gemeldet. Der Sohn dieser Frau war irgendwo beim Militär und ich bekam seine Zivilkleider. Die Montur hab ich dort liegen lassen." Ich log, was nur ging, alles war erlogen. Und wieder četnik hin und her. "Nein, ich bin keiner, ich bin keiner." Dann wollten sie wissen, ob ich Student bin. Das verneinte ich. "Ja, was bist du?" "Friseur", antworte ich. Wenn er zum Beweis verlangt hätte, ich müsse ihn mit dem Rasiermesser rasieren, ich glaube, ich hätte ihm vor lauter Angst die Gurgel durchgeschnitten. Fragt er, ob ich ein Messer habe. "Ja", ich greif in die Tasche, ich hatte so ein kleines Taschenmesserl. Er: "To nije nož, das ist kein Messer. Hast du Geld?" Ich: "Ja." - Jener Bauer, bei dem ich über Ostern versteckt war, hatte mir 1000 Dinar gegeben. Zuerst wollte ich 's gar nicht annehmen, 1000 Dinar waren ja viel Geld. Er sagte: "Nimm 's. Schau, ich war jahrelang in Sibirien in Kriegsgefangenschaft. Ich weiß, wie das ist. Wirst es schon brauchen." – Also, der ustaša fragte mich, ob ich Geld hätte. Ich sagte: "Ja", griff in die Hosenstulpe hinein und zog den Tausender heraus. Er: "Das ist kein Geld, das ist Papier." Dann fragte er mich, woher ich sei. "Aus St. Peter na Krasu", das ist St. Peter am Karst, auf der italienischen Seite, denn ich konnte nicht sagen, woher ich wirklich war. Dann wollte er wissen, wohin ich gehe. "Nach Belgrad." Er: "Was hast du dort zu suchen?" Ich: "Mein Vater ist dort." "Was ist dein Vater?" "Maschinführer bei der Eisenbahn." Viel Fragerei, aber sie glaubten mir noch immer nicht. Dann visitierten sie mich. Ich hatte von meiner Mutter einen Rosenkranz als Andenken an sie immer bei mir getragen. Den fanden sie. Dann musste ich mich bekreuzigen. Denn die ustaši erschossen alle Gefangenen, die sie als orthodoxe četniki erkannten. Ein Orthodoxer bekreuzigt sich anders als ein Katholik. Jetzt glaubten sie mir immer noch nicht so recht und riefen einen Gendarmen, der noch in der alten jugoslawischen Uniform war, einen Slowenen. Der sollte mit mir Slowenisch, also Krainerisch reden, damit sie wüssten, ob ich wirklich ein Kranjec sei. Die sagen dort ja nicht Slowene, sondern Kranjec. Erst nach dem Gespräch mit diesem Gendarmen glaubten sie mir, dass ich kein četnik war.

 

Danach jagten sie mich zurück nach Slowenien. In Ljubljana hatten sich mittlerweile die Italiener breitgemacht. Ich wartete ab, bis sich die Szene etwas beruhigt hatte, und zwar in einem Weingarten bei Drašici, hart an der kroatischen Grenze, wo mich ein Student untergebracht hatte. Nach etwa zwei Wochen fuhr ich nach Ljubljana, um nach weiteren Flüchtlingen zu suchen und mit ihnen über weitere Verhaltensmaßregeln zu sprechen. Es war jedoch von den Kärntnern niemand zu finden. Die meisten, vor allem jene aus Zell Pfarre, die sich nicht den Freiwilligen angeschlossen hatten, waren sofort nach der Okkupation in die heimischen Berge zurückgekehrt und hielten sich teils privat, teils als "grüne Kader" versteckt oder waren zu den Partisanen gegangen. Ich kam in Ljubljana nach wenigen Tagen in schwere Bedrängnis und musste nach Unterkrain flüchten, wo ich bei Novo mesto bei Dipl. Ing. Kraul Unterschlupf fand. Dort waren auch schon vier von unserer Gruppe aufgetaucht, zwei Neffen des Ingenieurs und zwei Brüder Wutte. Nach etwa drei Wochen kehrte ich nach Ljubljana zurück, wo ich teilweise unter strenger Diskretion meinen Studienabschluss vorbereiten konnte. Als sich in der Stadt der geheime Widerstand gegen die italienische Besatzung verstärkte und die Befreiungsfront jeden willigen Helfer brauchte, konnte auch ich nicht beiseite stehen, bis ich mich entschloss, die Stadt zu verlassen und mich in die "Waldfront" zu begeben. Dazu kam es aber nicht mehr, da die Italiener mein Wohnviertel zernierten, mich verhafteten und in das Konzentrationslager Gonars schickten.

 

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