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"Gestapo-Leitstelle Wien - Mein Name ist Huber"

Wer trug die lokale Verantwortung für den Mord an den Juden Wiens?

Thomas Mang

 

vergriffen

Buchcover 

 

Schriftenreihe des DÖW zu Widerstand, NS-Verfolgung und Nachkriegsaspekten, Band 1


Lit Verlag, Münster u. a. 2003


296 Seiten

vergriffen

 

 

 

 

Bis heute ist die Frage nicht ausreichend geklärt, welche Personen und Institutionen die lokale Verantwortung für die ultimative Gewalttat des Naziregimes auf dem Boden des ehemaligen Österreichs trugen - die Massendeportation der jüdischen Bevölkerung in den Jahren 1941 und 1942.

 

Es war vor allem die nahezu synchron abgestimmte Verteidigungsstrategie der von der Todesstrafe bedrohten Täter aus Reichsstatthalterei und Gestapo, die jegliche Verantwortung der Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Wien zuschoben. Diese hätte ihre Weisungen umweglos vom Reichssicherheitshauptamt erhalten, in einer hermetisch abgeschotteten Befehlskette. Die Aussagen der Täter fanden Eingang in die Gerichtsprotokolle und damit - mangels quellenkritischer Vergleichsmöglichkeiten - in die zeitgeschichtliche Forschungsarbeit.

 

Heinrich Müller, Adolf Eichmann, Alois Brunner - alle waren nach Kriegsende wie vom Erdboden verschwunden und konnten von den lokalen Protagonisten des Judenmordes wie Schirach, Huber oder Ebner unwidersprochen und letztlich erfolgreich als wilde Deponie ihrer eigenen Verbrechenslast benutzt werden.

 

Eine Unperson der Zeitgeschichte spielte dabei eine absolute Schlüsselrolle: SS-Brigadeführer und Generalmajor der Polizei Franz Josef Huber leitete die Staatspolizeileitstelle Wien von 1938 bis 1944. Ab 1939 war er zunächst kommissarischer, ab 1942 definitiver Inspekteur der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes in den "Reichsgauen Wien, Niederdonau und Oberdonau". Er hatte damit nur einen direkten Vorgesetzten: sich selbst.

 

Baldur von Schirach, Reichsstatthalter und Gauleiter von Wien, als treibende Kraft, Franz Josef Huber, dem der gesamte polizeiliche Terrorapparat unterstellt war, und sein "Dauervertreter" Dr. Karl Ebner, Leiter des "Judenreferates" der Gestapo, trugen die lokale Verantwortung für den Mord an den Jüdinnen und Juden Wiens. Dies konnte durch Auswertung von erst seit kurzem zugänglichem Quellenmaterial mit dieser Arbeit nachgewiesen werden.

 

Aus dem Inhalt

 

  • Mythenbildung und ihre Kontinuität am Beispiel der Staatspolizeileitstelle Wien

  • Der Mythos der Unbeteiligten

  • Franz Josef Huber, Hauptverbrecher und Unperson der NS-Herrschaft in Österreich

  • Dr. Karl Ebner, Dauervertreter und graue Eminenz

  • Baldur von Schirach als Reichsstatthalter und Gauleiter in Wien

  • Dr. Ernst Kaltenbrunner und seine Rolle als Höherer SS- und Polizeiführer "Donau" (11. 9. 1938 - 30. 1. 1943)

  • Chronologie der Verantwortung: Die Rollen Schirachs und Hubers bei der Deportation der jüdischen Bevölkerung Wiens

 

 

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Thomas Mang (Mitteilungen 164 / Dezember 2003)
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