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Fritz Propst (1916-2014)

Der Widerstandskämpfer und Zeitzeuge Fritz Propst, im britischen Exil Mitbegründer der Jugendorganisation Young Austria, starb am 25. April 2014 im Alter von 98 Jahren.

 

Schon früh war Fritz Propst, geboren am 6. Februar 1916 in Wien, politisch aktiv: Als Kind und Jugendlicher gehörte er den Roten Falken in Wien-Favoriten, später dem illegalen Kommunistischen Jugendverband (KJV) an. Als Funktionär des KJV wurde er 1934 bis 1938 auch mehrmals in Haft genommen. Nach der Annexion Österreichs durch Hitlerdeutschland war Propst sowohl aus politischen als auch - aufgrund seiner jüdischen Herkunft - aus rassistischen Gründen gefährdet. Am 15. März 1938, am Tag, als Hitler in Wien eintraf, flüchtete Propst in die Tschechoslowakei:

 

"Der Nordbahnhof war überfüllt mit zum größten Teil angeheiterten und grölenden Männern. Alle hatten ihren Führer auf dem Heldenplatz gesehen und [ihm] zugejubelt. Jetzt waren sie guter Laune und stockbesoffen. Wir [Propst und Toni Schneider] durften natürlich nicht auffallen und mussten uns entsprechend verhalten. Im Zug wurde es sehr unangenehm. Es gab einen Riesenwirbel, die Leute schrien, grölten und sangen durcheinander. Plötzlich gerieten zwei Leute aneinander, der eine hatte eine ziemlich deutliche Hakennase, worauf der andere schrie: 'Des is a Jud, hauts eam beim Fensta ausse.' Und schon öffneten andere ein Fenster, hoben ihn im fahrenden Zug hoch und wollten den Mann tatsächlich rausschmeißen. Da schrie ein anderer: 'Seids deppert, des is do unsa Burgamasta.' Da aber stand Toni auf, schlug die Fersen zusammen und sagte: 'Volksgenossen, so geht das nicht, wir sind doch keine Barbaren.' Und es kehrte etwas Ruhe ein. Bei der nächsten Station stieg der Mann mit der Hakennase aus. Wir standen auf und grüßten 'Heil Hitler'. Damit hatten wir uns jedenfalls für die weitere Reise etwas Achtung verschafft."

Aus: Fritz Propst, Mein Leben im Widerstand. Eine autobiographische Erzählung, o. O. 2002, S. 68.

 

Im März 1939 gelangte Propst über Polen und Schweden nach Großbritannien. Sein Leben im Exil und sein Engagement für die Exilorganisation Young Austria, die mit kulturellen Aktivitäten die Eigenständigkeit Österreichs demonstrierte, vor allem aber auch den aus Österreich vertriebenen jüdischen Jugendlichen ein Stück Heimat war, schilderte er später in zwei Erinnerungsbänden: Mein Leben im Widerstand (o. O. 2002) und Abschied am Westbahnhof. Young Austria. Ein Heldenepos vertriebener Kinder (Wien 2010).

 

1943 meldete Propst sich so wie viele österreichische Flüchtlinge zur britischen Armee; in der Folge wurde er im Kampfeinsatz gegen den Nationalsozialismus schwer verwundet. 1945 als britischer Soldat nach Österreich zurückgekehrt, rüstete Propst 1947 vom Militär ab. Später arbeitete der überzeugte Kommunist beim Globus-Verlag. 1978 wurde er mit dem Ehrenzeichen für Verdienste um die Befreiung Österreichs ausgezeichnet.

 

Bis ins hohe Alter war Propst als Zeitzeuge in Schulen unterwegs, ein besonderes Anliegen war ihm die Aufklärung über die Verfolgung der in Österreich ab 1933 bzw. 1934 verbotenen Arbeiterorganisationen (erst 2012 wurden mit dem Aufhebungs- und Rehabilitierungsgesetz alle gerichtlichen Entscheidungen und Bescheide gegen Personen, die sich zwischen 6. März 1933 und 12. März 1938 für ein unabhängiges und demokratisches Österreich einsetzten, aufgehoben). Fotos und einen ausführlichen Lebenslauf von Fritz Propst enthält die von Sonja Frank herausgegebene Publikation Young Austria. ÖsterrreicherInnen im britischen Exil 1938-1947. Für ein freies, demokratisches und unabhängiges Österreich, Wien 2012 (S. 330-340).

 

 

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