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Objekt des Monats Dezember 2025

Objekte erzählen Geschichte

Hier finden Sie mit den Objekten des Monats unseren Neuzugang in der Dauerausstellung des DÖW. Monat für Monat werden wir Ihnen hier neue, unbekannte oder womöglich zu wenig beachtete Objekte und deren Geschichte aus unseren Sammlungen präsentieren. Hier erfahren Sie zudem die wichtigsten Hintergründe zu den Objekten und die Motive für deren Auswahl.

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Spendenabzeichen in Form von kleinen Büchern des „Winterhilfswerks des deutschen Volkes“ (WHW)

 

Das „Winterhilfswerk des deutschen Volkes“ (WHW) ging in seiner Entstehung auf einen Befehl Adolf Hitlers im Sommer 1933 zurück. 1936 wurde die bisherige Organisation der NSDAP in eine eigenständige Stiftung umgewandelt. Organisatorisch und personell war es eng mit der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) verflochten und stand unter der Aufsicht von Reichspropagandaminister Josef Goebbels. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges 1939 wurde die Sammelaktion in „Kriegswinterhilfswerk“ umbenannt und unvermindert fortgesetzt.

Mit großem Propagandaaufwand wurden vor allem in den Wintermonaten Straßen- und Haussammlungen durchgeführt. Vordergründiges Ziel der jährlichen Aktionen war die Mobilisierung der gesamten „Volksgemeinschaft“ und die „freiwillige“ Unterstützung „bedürftiger Volksgenossen“. Als zusätzliche Einnahmequelle kamen ab 1933 die „Eintopfsonntage“ hinzu. Immer am ersten Sonntag der Monate Oktober bis März waren Lokalbetreiber behördlich angehalten, einfache Eintopfgerichte um maximal 50 Reichspfennig anzubieten. Der Differenzbetrag zu einer üblichen Sonntagsmahlzeit sollte von den Gästen dem WHW gespendet werden. Darüber hinaus gab es Kulturveranstaltungen und Lotterien, die vom Deutschen Roten Kreuz, der Wehrmacht und anderen gleichgeschalteten Organisationen durchgeführt wurden. Sach- und Geldspenden von Firmen und Privatpersonen und vor allem die „freiwillige Winterhilfe“, die von den Gehältern der arbeitenden Bevölkerung abgezogen wurde, erhöhten die Einnahmen des WHW beträchtlich.
 

Schenkt man den offiziellen NS-Statistiken Glauben, so nahm das WHW von 1933 bis 1943 knapp 6,9 Milliarden Reichsmark ein. Anfänglich dienten die Einnahmen tatsächlich der Unterstützung ärmerer Bevölkerungsschichten, gemeint waren damit nur „arische“ Volksgenossen. Ab 1936/37 aber schufen die Einnahmen des WHW die finanzielle Basis der NSV.


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Zwischen Oktober 1933 und März 1943 wurden im Zuge der Straßenaktionen ungefähr 8.000 unterschiedliche Spendenabzeichen in Millionenauflage verkauft – darunter auch kleinen Bücher. Die spendenden Personen erhielten für ihren Obolus ein Abzeichen in Form eines Ansteckers oder Anhängers, das am Revers eines Mantels oder einer Jacke getragen werden konnte. Besonders überzeugte Nationalsozialisten verwendeten die Anhänger auch als Christbaumschmuck. Aufgrund der vielfältigen Motive wurden die Abzeichen zu beliebten Sammelobjekten. 
 

Weiterführende Literatur:

  • Verhovsek, Johann: Zum System des Sammelns und Verteilens. Winterhilfswerk und Nahrungsversorgung im Dritten Reich. In: Stefan Kerner (Hrsg.) Graz in der NS-Zeit, Graz 1998, S. 371-382
  • Vorländer, Herwart: NS-Volkswohlfahrt und Winterhilfswerk des Deutschen Volkes. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 34 (1986), S. 341-380

 


Autor: Stephan Roth, Bibliothekar

Fotos: Michael Bigus (Objekt), Daniel Shaked (Porträt)

 

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