Elisabeth Orth (1936 – 2025)
Elisabeth Orth, geboren am 8. Februar 1936 als Elisabeth Hörbiger, Darstellerin auf Theaterbühnen in Österreich und Deutschland, im Film und Fernsehen, Enkelin, Kind, Schwester, Nichte, Mutter, Ehefrau und Tante berühmter Mim*innen, starb am 17. Mai 2025 in Wien.
Seit Jahrzehnten war sie dem DÖW und seinen Anliegen verbunden. „Es wurde zu einem historischen Lebensthema“, schrieb sie im Mitteilungsblatt der Aktion gegen den Antisemitismus über den Holocaust, als sie 1993 deren Präsidentin wurde. Obwohl jede*r in Österreich die Familie Hörbiger-Wessely-Orth kannte (und kennt), stellte sie sich vor. Sie sprach von ihrer Betroffenheit und diese wandelte sie in ein lebenslanges Engagement um. So zeigte Elisabeth Orth, wie man die eigene Familiengeschichte, die – wie bei so vielen auch weniger berühmten Familien – verknüpft ist mit einer ambivalenten Vergangenheit, umwandelt in eine Haltung tätiger Verantwortung.
Unentgeltlich und unaufgefordert hat sie ihr künstlerisches Können und ihre öffentliche Präsenz zur Verfügung gestellt. Sie nahm an formal notwendigen Vereinssitzungen ebenso selbstverständlich teil, wie sie bei öffentlichen Veranstaltungen deutlich Stellung bezog und eine Haltung gegen Rassismus und für Offenheit, Menschlichkeit und Demokratie zeigte, an der man sich orientieren konnte und sollte.
Als sie 2019 altersbedingt von ihrem Präsidentinnenamt zurücktrat (sie blieb Ehrenpräsidentin der Aktion), unterbreitete sie gleichzeitig den Vorschlag, dass ihr Sohn, Cornelius Obonya, sich gerne einbringen würde. Sie und ihr Sohn, ihre Schwester Christiane Hörbiger, ihr Onkel Paul Hörbiger, sie alle traten und treten aktiv gegen Antisemitismus und Rassismus auf. Herzhaft im Engagement und präzise in der Analyse bedauerte Elisabeth Orth zeitlebens, dass solche Initiativen noch immer so notwendig seien und unterstützte sie in ihrer ausdauernden und positiven Art. Ihre „persönliche Arbeit an der Trauer“ hatte kein Ende.
Wir schätzten sie ungemein – und wir mochten sie. So werden wir uns an sie erinnern: freundlich, bescheiden, fröhlich, klug, engagiert, mutig, aufrecht – wie die jüngst verstorbene Holocaust-Überlebende Margot Friedländer uns alle gemahnt und gebeten hat zu sein: Ein Mensch.
Christine Schindler
(für die Aktion gegen den Antisemitismus in Österreich und das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes)