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Haftstrafe für Schändung des jüdischen Friedhofs Eisenstadt

Neues von ganz rechts - Juni 2004

Grabschändungen (© Foto Newald)


Grabschändungen am jüdischen Friedhof in Eisenstadt, begangen von zwei ehemaligen Aktivisten der FPÖ-Jugendorganisation Ring Freiheitlicher Jugend am 30./31. Oktober 1992 (© Foto Newald)

 
 
 
 
 
 
 
 
Wilhelm Christian Anderle, mitverantwortlich für die Schändung des jüdischen Friedhofes in Eisenstadt vor 12 Jahren, wurde am 15. 6. 2004 wegen NS-Wiederbetätigung zu einer (nicht rechtskräftigen) Haftstrafe von vier Jahren verurteilt.

In der Nacht vom 30. zum 31. Oktober 1992 wurden 88 Grabsteine mit Hakenkreuzen, "SS"-Runen und Parolen wie "Sieg Heil", "Heil Haider" etc. beschmiert. An einem Grabstein war ein Flugblatt befestigt, in dem eine "Rassischsozialistische Arische Wiederstandsbewegung" (R.A.W.) unter dem Titel "Affen raus" sich mit folgendem Text zu dieser Friedhofsschändung bekannte (Orthographie wie im Original):
"Der Rat der Rassischsozialistischen Arischen Wiederstandsbewegung hat beschlossen: Festzustellen, dass Primitive, Äfflinge und deren Kadaverstätten im Arischen Lebensraum nicht länger duldbar sind. Handlungen setzen, um die Arischen Völker aufzufordern, Maßnahmen gegen Primitive Äfflinge und deren Kadaverstätten zu ergreifen. Auf diese Weise möchte wir unser Vorbild Jörg Haider einen Arischen Gruß zukommen lassen. HEIL HAIDER Rassischsozialistische Arische Wiederstandsbewegung (R.A.W.)"

Nachdem Anderle 1996 als Beteiligter an dieser Friedhofsschändung ausgeforscht worden war, flüchtete er nach Südafrika. Bis zu seiner Flucht war er im neonazistischen Thule-Netz aktiv. Dort hinterließ er z. B. am 16. 5. 1996 unter dem Pseudonym Arisk eine Nachricht, in dem er die Veröffentlichung von Bombenbauanleitungen im Internet befürwortete. Er war auch maßgeblich am Aufbau der Dissident BBS, der einzigen Thule-Mailbox in Österreich, beteiligt. Von Südafrika aus betreute er noch eine Zeit lang eine eigenen Homepage. Ein inhaltlicher Schwerpunkt war u. a. die Auseinandersetzung mit dem Verbotsgesetz. Als ihm die Justizbehörden 2003 freies Geleit anboten, kehrte er nach Österreich zurück.

Laut Salzburger Nachrichten trat der mittlerweile 33-jährige Anderle mit 18 Jahren der FPÖ bei und arbeitete beim Ring freiheitlicher Jugend (RFJ) mit. Mit der Friedhofsschändung sollte die "Stimmungsmache der FPÖ gegen Ausländer" verstärkt und eine "mediale Aufmerksamkeit" erlangt werden. Er sei wohl ein "Mitglied des Nationalen Lagers" gewesen, aber kein "Hardcore Nationalsozialist". Nach der Bezahlung des Schadens wolle er auch den "emotionalen Schaden" gutmachen. (Salzburger Nachrichten, 16. 6. 2004) Dass es 88 Gräber waren, die geschändet wurden, sei ein "reiner Zufall" gewesen (Kurier, 16. 6. 2004). Die Zahl 88 dient in neonazistischen Kreisen als Code für "Heil Hitler" (der 8. Buchstabe im Alphabet ist das H und 88=HH steht für den Nazi-Gruß).

Zu dem anderen Anklagepunkt, nämlich führend an der Herstellung der neonazistischen Publikation Albus beteiligt gewesen zu sein (dieses Pamphlet wurde 1994 an Schulsprecher verschickt), bekannte er sich nicht schuldig.

 

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