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Kameradschaft Germania

Neues von ganz rechts - Juli 2002
Eine Stellungnahme des DÖW, Juli 2002

Die Kameradschaft Germania (KSG) wird vom DÖW als neonazistisch eingestuft. Diese Charakterisierung erfolgte nicht mutwillig, sondern hat Gründe, welche im Folgenden dargelegt werden sollen.

Hervorgegangen ist die KSG Anfang 2002 aus einem Zusammenschluss der Kameradschaft Germania Wien (KSG-Wien) mit der Kameradschaft Österreich und (im Internet) der Kameradschaft Germania Berlin.
Schon beim ersten Auftritt der KSG-Wien im Internet wurde deren politischer Hintergrund deutlich: So bezeichneten sich die "Germanen" dort selbst als "junge nationalgesinnte Ostmärker". Auch fand sich damals bereits auf der Startseite der Homepage der symbolträchtige Bekenntnissatz der internationalen Neonaziszene, die so genannten "14 words": "Wir müssen den Fortbestand unserer weißen Rasse bewahren und auch die Zukunft arischer Kinder sicherstellen." (In der deutschen "Germania"-Version sind daraus 16 Wörter geworden ...) Auch für die Behörden war der neonazistische Charakter der KSG-Wien zunächst evident, verboten sie doch im Juni 2001 deren "Sonnwendfeier" am Stadtrand von Wien. Daneben wurden gegen Sascha Gasthuber, den Anführer der KSG-Wien, Ermittlungen wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das NS-Verbotsgesetz eingeleitet.

Als im Frühjahr 2002 die von Robert "88" Faller angeführte KSG mit einer eigenen Homepage online ging, versuchte sie sich einen legaleren Anstrich zu geben. Aber insbesondere Gästebuch und Forum waren weiterhin voll von Zeugnissen neonationalsozialistischer Gesinnung. So schrieb ein "Jack" aus Lienz/Osttirol: "Am 20. April (18 88) steigt in Lienz/Osttirol ne Nationalistenfete. Es wird gerade wie wahnsinnig organisiert (Unterkünfte, Hotels, Verpflegung, Bier, 'Renees' etc.)." ("18" steht für "Adolf Hitler", "88" für "Heil Hitler"; diese Neonazi-Codes fanden sich auch an vielen anderen Stellen der KSG-Homepage.)
Ein "Kamerad" stellte im März 2002 einen umfangreichen Text in das Forum. In diesem ist die Rede vom "Holocaust-Lügengebäude der Juden zum Zweck des Abzockens" und dass sich "Millionen Holo-Tote [...] wie durch ein Wunder in Luft aufgelöst [haben]". Aber dennoch zwinge "die perverse deutsch-österreichische Justiz jeden Menschen an diesen Schwachsinn, diese Naturwidrigkeit und diese Chuzpe-Narretei unter Androhung von mehrjährigen Kerkerstrafen zu glauben". Nach diesem Eintrag wurde das Forum gelöscht.
Aufgrund der Erfahrungen mit "Kameraden", die mit ihrer Gesinnung öffentlich nicht hinterm Berg halten wollen oder können, hat die KSG im April 2002 ihr Forum für die Öffentlichkeit gesperrt. Es war in der Folge nur für eingetragene User zugänglich. Unter der Rubrik "Toplisten" fand sich auf der KSG-Homepage eine Linkliste mit Websites, die schon durch ihren Titel charakterisiert werden: SiegHeil.net, Blut & Ehre, Odins Rage usw. Auch angesichts der exzessiven Verwendung verbotener Symbole (z. B. Hakenkreuze) auf diesen Seiten und der österreichischen Rechtslage sah sich die KSG gezwungen, dieser Auflistung eine scheinbare Distanzierung beizufügen.

Die KSG verfügt über gute Kontakte zur deutschen Neonaziszene. Im "Dritten Offiziellen Rundbrief" der KSG schreibt Faller etwa, dass die gegenwärtig von einem Verbot bedrohte Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD) ihre Unterstützung für die KSG-Kundgebung gegen die "Wehrmachtsausstellung" am 13. April zugesichert habe. Diese Kundgebung wurde nicht nur auf zahlreichen deutschen neonazistischen Websites angekündigt, vielmehr hat die KSG auch selbst in den Foren dieser Seiten Aufrufe gepostet. Vor Ort anwesend waren am Wiener Heldenplatz dann auch deutsche Neonazis aus dem Milieu des Nationalen Widerstandes und des Deutschen Kollegs (DK). Über letzteres schreibt der Hamburger Verfassungsschutz, es würde "die Anwendung von Gewalt zur Durchsetzung politischer Ziele für gerechtfertigt halten". (Landesamt für Verfassungsschutz (Hg.): Verfassungsschutzbericht 2001, Hamburg 2002, S. 159) Aktivisten des DK verteilten auf der Kundgebung Flugblätter, in welchen es u. a. heißt, das "Dritte Reich" hätte "Europa bis 1945 vor der asiatischen Despotie auf der einen Seite und der Diktatur des Kapitals auf der anderen" gerettet.

Bezeichnend für den Charakter der KSG ist auch die Tatsache, dass im Anschluss an die Kundgebung rund die Hälfte der Teilnehmer - mehrheitlich Skinheads - durch die Wiener Innenstadt zog und einige Neonazis dabei "Sieg Heil!" und "Deutschland den Deutschen, Ausländer raus!" skandierten. Aus Videoaufnahmen von diesem Aufmarsch geht darüber hinaus hervor, dass einige Neonazis auch den Liedtext einer Skin-Band namens Gestapo grölten: "Ich mag Adolf und sein Reich, alle Juden sind mir gleich, ich mag Skinheads und SA, Türken klatschen, ist doch klar. Ich mag Fußball auf dem Rasen, die SS, wenn sie gasen - all das mag ich und ganz doll die NSDAP." Anhand der Aufnahmen konnten die Behörden 36 Verdächtige ausforschen und wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das NS-Verbotsgesetz anzeigen.

Auch die mittlerweile verbotene Demonstration in Salzburg wird auf deutschen Neonazi-Sites beworben. (Siehe: Neonazi-Demo in Salzburg »)

Überhaupt ist die KSG ideologisch wie personell in die deutschsprachige Neonazi-Szene integriert. Schon in ihrem Namen bezieht sie sich positiv auf das Kameradschaftswesen in der BRD. Begonnen hat die Entwicklung des so genannten Kameradschaftsprinzips Mitte der 90-er Jahre als Reaktion auf polizeiliche Schläge gegen neonazistische Gruppen. Bei den "Freien Kameradschaften" handelt es sich um einen Zusammenschluss vornehmlich jüngerer Neonazis, ohne nach außen sichtbare Organisationsstruktur. Besonders wichtig dabei ist das Internet, mit dem die einzelnen "Kameradschaften" regional sehr begrenzte Kleingruppen von je fünf bis 20 Personen untereinander Kontakt halten.
Der deutsche Verfassungsschutz charakterisiert die "Kameradschaften" als "neonazistisch". Deren "Gedankenwelt" sei "geprägt durch ein aggressives Eintreten für ein nationalsozialistisches System, offenen Rassismus, Fremdenhass und Antisemitismus". Im Milieu der "Kameradschaften" stoße man auf eine ausgeprägte "Gewaltbereitschaft gegen Andersdenkende und Ausländer". Der Verfassungsschutz befürchtet, "dass bei militanten Aktionen die in der Szene durchaus vorhandenen Waffen eingesetzt werden". (Bundesministerium des Inneren (Hg.): Verfassungsschutzbericht 2001, Berlin, Bonn 2002, S. 56 ff.)

 

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