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FPÖ-Akademikerball (wieder) mit Gästen von rechts außen

Neues von ganz rechts - Februar 2016

Nachdem das Aufkommen internationaler rechtsextremer Prominenz am Ball der Wiener FPÖ ("Akademikerball", vormals Ball des Wiener Korporationsrings/WKR) in den letzten Jahren ein wenig zurückgegangen war, konnten heuer wieder mehrere einschlägige Gäste begrüßt werden.

 

In Begleitung der Wiener Olympen besuchten mindestens drei Kameraden aus Ungarn den Ball: Szabolcs Szalay, Auslandschef der neofaschistischen Jobbik-Jugendorganisation, zumindest ein weiterer Repräsentant derselben und László Toroczkai, Bürgermeister des südungarischen Grenzortes Ásotthalom. Toroczkai begann seine politische Karriere in der rechtsextremen MIÉP, gründete dann die neonazistische 64-Komitate-Jugendbewegung und handelte sich durch seine irredentistisch-revanchistischen Positionen Einreiseverbote in mehreren Nachbarländern Ungarns ein. In weiterer Folge kandidierte er wiederholt als unabhängiger Kandidat auf Wahllisten der Jobbik.

 

Dass die Einladung der Ungarn durch eine Burschenschaft und nicht durch die FPÖ selbst erfolgte, liegt nahe, zeigt Letztere sich doch seit rund fünf Jahren offiziell auf Distanz zu Parteien bedacht, die wie Jobbik, die deutsche NPD oder die griechische Goldene Morgenröte sich allzu deutlich in faschistischer Tadition verorten. 2011 hatte Jobbik-Vorsitzender Gábor Vona sich in einem offenen Brief an sein FPÖ-Gegenüber Strache gewandt, motiviert durch "schockierende Nachrichten in der österreichischen Presse", wonach Strache Jobbik als "rechtsextremistische Partei" bezeichne, deren Positionen "dem freiheitlichen Geist" nicht entsprächen. Straches Manöver, die Jobbik-Spitzenkandidatin zu den Europawahlen, Krisztina Morvai, als Partnerin zu akzeptieren, die Partei selbst jedoch nicht, stehe den "in den letzten Jahren ausgebildeten freundlichen und guten Beziehungen unserer Parteien" entgegen. Ferner erinnerte Vona Strache daran, dass die bilateralen Kontakte von der FPÖ ausgegangen seien und u. a. ein "vielversprechendes Treffen" der beiden Parteiobleute zur Folge gehabt hätten. Der Brief schloss mit dem Ausdruck der Hoffnung, dass FPÖ und Jobbik die "lebenswichtige Schlacht" gegen den "Liberalismus unserer Zeit […] auch in der Zukunft zusammen kämpfen können!".

 

Tatsächlich standen die Zeichen zuletzt auf Wiederannäherung: Unter Mitwirkung des Wiener FPÖ-Bezirksrats Karl Eggl gründete sich im Oktober 2015 in Wien ein Jobbik-Ableger. Wenige Tage zuvor hatte der Jobbik-Nachwuchspolitiker Samu Tamás Gergö in einem Facebook-Posting versöhnliche Stimmung verbreitet: "Ich denke, man muss sehen, was uns verbindet und nicht nur, was uns trennt." Die verbindenden Elemente seien "vielleicht entscheidendere Angelegenheiten als diejenigen, die uns trennen", weswegen er der FPÖ zu ihren Landtagswahlerfolgen im Herbst auch gratuliere.

 

Neben den inoffiziellen Gästen aus Ungarn war auch der belgische Vlaams Belang wieder in der Hofburg vertreten, u. a. durch seinen Vorsitzenden Tom Van Grieken, der selbst einer verbindungsartigen flämischen Studentenorganisation (Nationalistische Studentenverenigong) angehört. Aus Deutschland waren u. a. Tatjana Festerling und Christopher von Mengersen angereist. Festerling wurde als Sprecherin der PEGIDA-Mobilisierungen in Dresden bekannt. Erst vor drei Wochen hatte sie in einer Rede in Leipzig erklärt: "Wenn die Mehrheit der Bürger noch klar bei Verstand wäre, dann würden sie zu Mistgabeln greifen und diese volksverratenden, volksverhetzenden Eliten aus den Parlamenten, aus den Gerichten, aus den Kirchen und aus den Pressehäusern prügeln." Von Mengersen ist Generalsekretär der rechtsextremen Bürgerbewegung pro-NRW, die nicht zum ersten Mal Vertreter auf den Burschenschafter-Ball entsandt hatte. Einer Aussendung von pro-NRW ist zu entnehmen, man habe in Wien einen "sehr vertiefte[n] und angeregte[n] Austausch" v. a. mit Vertretern von FPÖ und Vlaams Belang gepflogen: "In ganz Europa lässt die aktuelle Flüchtlings- und Zuwanderungskrise diejenigen enger zusammenrücken, die sich Umvolkung und Bevölkerungsaustausch entschlossen in den Weg stellen."

 

Zusammen mit von Mengersen trat Ester Seitz am Ball auf. Die Bayerin gründete im vergangenen Jahr ein Bündnis namens Widerstand Ost/West, das die in Sachsen vorübergehend erfolgreichen PEGIDA-Mobilisierungen in Westdeutschland imitieren sollte. Nach einem Bericht der Frankfurter Rundschau war sie 2015 auf diversen Aufmärschen des Hooligan-Milieus vertreten, ein Internet-Video zeigt sie Anfang Juni auf einer Demonstration in Karlsruhe, wo sie gemeinsam mit neonazistischen Hooligans Parolen wie "Antifa, Hurensöhne" und "Deutschland - Hooligans" skandierte. Anzutreffen war Seitz auch beim sogenannten "Sturm auf den Reichstag" im Mai, bei dem sich 500 rechte VerschwörungstheoretikerInnen und Neonazis in Berlin versammelten (vgl.: http://www.fr-online.de/frankfurt/demo-anmelderin-ester-seitz-in-frankfurt-wer-steckt-hinter--widerstand-ost-west--,1472798,30897890.html). Auf der Facebook-Seite von Widerstand Ost/West, als dessen "Teamleiterin" sich Seitz bezeichnet, war im Frühjahr 2015 tagelang eine an AntifaschistInnen gerichtete Drohung zu lesen gewesen: "Nun ist Schluss, jetzt spielen wir, auch wir ermitteln täglich....und keine Angst...auch wir wissen wo ihr wohnt.....Ihr traut euch nur an Gegenstände.... Wir rufen nicht die Polizei! […] FREUNDE, KAMERADEN, PATRIOTEN: VERÖFFENTLICHT JEDEN LINKEN TERRORISTEN MIT FOTO UND ANSCHRIFT!"

 

 

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