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Rudolf Bergmann, Hildegard Bergmann: "... zur vollsten Zufriedenheit tätig"

 

Rudolf Bergmann, geboren am 16. Juni 1878
Hildegard Bergmann geb. Toch, geboren am 10. Mai 1892

 

Deportation nach Maly Trostinec: 20. Mai 1942

 

 

Hildegard und Rudolf Bergmann

Das Ehepaar Hildegard und Rudolf Bergmann wohnte 1938 mit zwei Kindern in der städtischen Wohnhausanlage Ziererplatz 8 (Stiege 2, Tür 6) im dritten Wiener Gemeindebezirk. Die Wohnung wurde der Familie im Zuge der Kündigungsaktion der nationalsozialistischen Wiener Stadtverwaltung gegen jüdische MieterInnen von Gemeindewohnungen per 31. Juli 1938 gekündigt.

 

 

 

Hildegard und Rudolf Bergmann im Jahr 1940

Foto: Privatbesitz

 

 

 

 

 

 

 

Am 4. Juli 1938 bat Rudolf Bergmann die Magistratsabteilung 21 um eine einmonatige Fristverlängerung des Kündigungstermins; wie viele andere – und ebenso vergeblich – wies er auf Unbescholtenheit und Notlage hin:

 

"Ich bin 60 Jahre alt, Rentner der Pensionsanstalt für Angestellte, wohne seit 36 Jahren in Wien und hierher zuständig, war durch 30 1/2 Jahre als Beamter in der Waggonfabrik Simmering zur vollsten Zufriedenheit tätig und würde es mich sehr hart treffen, jetzt noch obdachlos zu werden, nachdem mir eine Wohnung in Aussicht gestellt wurde, die aber erst am 1. September zu beziehen sein wird.
Ausserdem habe ich noch für eine kranke Frau & 2 arbeitslose Töchter zu sorgen. [...]
Einer wohlwollenden Erledigung meiner Bitte entgegensehend
zeichne ich hochachtungsvoll
Rudolf Bergmann"

 

Der Antrag auf Verlängerung der Räumungsfrist wurde vom Bezirksgericht Landstrasse-Wien am 14. Juli 1938 abgewiesen. Ab 1. August 1938 war die Wohnung zur Wiedervermietung frei.

 

Rudolf und Hildegard Bergmann wohnten zuletzt in der Czerningasse 6/14 in Wien-Leopoldstadt. Beide wurden am 20. Mai 1942 nach Maly Trostinec deportiert und dort am 26. Mai 1942 ermordet.

 

Ihre Töchter Grete und Hedy Bergmann überlebten im Exil in Großbritannien bzw. in den USA.

 

 

Literatur:
Herbert Exenberger / Johann Koß / Brigitte Ungar-Klein, Kündigungsgrund Nichtarier. Die Vertreibung jüdischer Mieter aus den Wiener Gemeindebauten in den Jahren 1938–1939, Wien 1996.
Für diese Publikation arbeiteten die AutorInnen Akten der Magistratsabteilung 52 auf.

 

 

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Downloads

(DÖW, DB "Gemeindebauten")
(797,9 KB)

4. 7. 1938 (DÖW, DB "Gemeindebauten")
(362,0 KB)

20. 5. 1942 (Auszug; die aufgestempelte Datumsangabe "27. Mai 1942" ist falsch)
(300,1 KB)
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