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Franz Mattischek (1915 - 1939)

"... keine Hoffnung auf Milderung"

 

Opfer der NS-Militärjustiz

 

 

"Ich bin zum Tode verurteilt. Wann es so weit sein wird, weiß ich noch nicht. Ich habe heute nochmals eine Vernehmung gehabt, habe aber keine Hoffnung auf Milderung. [...] Ich hoffe auf ein sicheres zukünftiges ‚Wiedersehn‘. Unter besseren Umständen."
(Franz Mattischek an seine Mutter und seinen Bruder Ernst, 18. 11. 1939)

 

Franz Mattischek 

 

 

Franz Mattischek gehörte

den Zeugen Jehovas an.

(Foto: DÖW)

 

 

 

 

 

 

Weil Franz Mattischek nach seiner Einberufung 1938 den Eid auf Hitler verweigerte, wurde er zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Nach der Strafverbüßung wurde er wieder einberufen, auch diesmal lehnte er die Eidleistung ab. Mattischek wurde am 10. 11. 1939 vom Reichskriegsgericht zum Tode verurteilt und am 2. 12. 1939 in Berlin-Plötzensee hingerichtet.

 

Der aus Attnang-Puchheim stammende Mattischek (geboren am 25. 3. 1915) und seine Familie waren Angehörige der Zeugen Jehovas. Seine Eltern und zwei Brüder waren ebenfalls mehrere Jahre in Haft. Im DÖW sind einige Briefe Mattischeks aus der Haft archiviert:

 

"Wie lange sich alles noch hinauszieht, kann ich nicht sagen. Es kann jede Stunde sein. So bin ich ja gesund und es fehlt mir gar nichts; ich habe mich ja schon daran gewöhnt, denn ich weiß nichts mehr anderes, und es ist mir fast sozusagen zur Selbstverständlichkeit geworden, daß ich mit diesem Leben abschließen muß."
(Geschrieben am 24. 11. 1939 in Berlin-Plötzensee, nach der Bestätigung des Todesurteils durch den Gerichtsherrn)

 

"Ihr wart ja schon, wie ich sah, auf alles vorbereitet, ist auch gut so. Will Euch aber schreiben, daß es erst heute, das heißt morgen früh soweit ist. Liebe Mutter, ich bin nur noch einige wenige Stunden unter den Lebenden, aber morgen früh um 6 Uhr ists so weit. Seid nicht traurig, ich glaube an meinen Gott u. Christus mein Leben, er wird mir beistehen bis ans Ende. Es kam mir selbst etwas plötzlich, aber es muß ja sein. [...] Ich habe mich in meiner und besonders in den letzten Stunden mit dem Schöpfer eng verbunden gefühlt und glaube, daß ichs mit klarem Verstand überstehen kann. Ihr werdet ja auch erleichtert aufatmen, wenn ich zur göttlichen Ruhe gelangt bin. Denn ich habe mich ja einerseits schon danach gesehnt, denn viel habe ich erlebt, besonders die letzten Monate. Aber wenn ich nun vor Jehova Gnade gefunden habe, so ist alles gut. [...] Es ist jetzt Freitag 9 Uhr abends, und ich sitze hier in meiner Zelle und warte meiner letzten Stunden. [...] Ich hätte Euch sonst noch vieles zu sagen, aber ich glaube, daß die Zeit nicht mehr ferne ist, wo wir alle in ‚Fried u. Freude‘ beisammen sein werden und uns das Glück kein Mensch mehr entziehen kann. Ich habe auch besonders, liebe Mutter, um Euch viel gelitten, denn meine wahre Liebe zu Euch und immer die Sehnsucht nach Euch hat mir viel schwere Stunden bereitet, aber das Zukünftige wird uns alles wieder bringen."
(Abschiedsbrief aus Berlin-Plötzensee, 1. 12. 1939)

 

 

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