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Hubert Mascher: Wir haben schnell laufen können

Hubert Mascher, geb. 1920 in Innsbruck, Mitglied bei den Ostmärkischen Sturmscharen und beim Österreichischen Jungvolk. Nach dem "Anschluss" 1938 Mitarbeit in der legitimistischen Widerstandsgruppe "Freiheit Österreich", Haft vom September 1938 bis Frühjahr 1939. Anschließend Mitarbeit in der Widerstandsgruppe "Vergissmeinnicht", neuerliche Haft vom 8. 8. 1939 bis 15. 10. 1942. Einrücken zur Deutschen Wehrmacht, 1944 in Frankreich desertiert, französische Kriegsgefangenschaft.

1945 Rückkehr nach Österreich, schwer kriegsgeschädigt. Gemeinsam mit Heinz Mayer Aufbau des Bundes der Opfer des politischen Freiheitskampfes in Tirol, Mittelschullehrer und Erzieher, 1963 bis 1983 Beamter beim Landesschulrat. Mitglied des DÖW-Kuratoriums.

Verstorben.

 

 

Wir waren am 11. März [in Innsbruck] dann neuerlich versammelt, ein Großteil von der Frontmiliz und vom Österreichischen Jungvolk, bewaffnet, und hatten den Auftrag, gegen die Nationalsozialisten einzuschreiten. [...] Der Einmarsch erfolgte erst am 12. März. Die Vorbereitung zum Einmarsch war am 10. März. Da haben also einige schon etwas gewusst, wir aber nicht. Gegen Abend ist SA und SS aufmarschiert. Sie müssen sich die Hofburg vorstellen, also den Platz am Stadttheater, die SA, SS vorne, wir in der Hofburg drinnen, und dann hat es geheißen, ihr müsst früher oder später angreifen, damit Österreich erhalten bleibt. Es war so sechs, sieben, acht Uhr abends. Und dann auf einmal hat es geheißen, es ist aus, Schluss. Es hat keinen Sinn mehr, keinen bewaffneten Widerstand mehr.

 

Jetzt ist es aber darum gegangen, wie kommen wir jetzt wieder heraus. Und da sind wir rückwärts, in der Altstadt hat es da von der Hofburg ein paar Türln gegeben, da sind wir heraus, einzeln, zu zweit. Und da bin ich mit meinem besten Freund, Karl Pfötscher, nach Hause. [...] Innsbruck hat zur Feier der Machtübernahme das elektrische Licht ausgeschaltet. Es war alles dunkel. Und wir zwei sind in die Maria-Theresienstraße gekommen, da war eine riesige Menge, die Straßenbahn ist gestanden und es war kein Strom da, auf dem Dach sind die Leute gestanden, haben "Heil Hitler" geschrien und das Horst-Wessel-Lied gesungen und weiß Gott noch was, und an allen Fenstern, auch an den Fenstern, wo Juden wohnten, haben Kerzen gestanden, angezündet. Das war ein derartig düsteres Bild, unheimlich. [...] Da war das Café "Maximilian", das heute nicht mehr existiert, das war eine Zentrale für die Nationalsozialisten. Und da war eine Schar Mädchen dort von der Handelsakademie, von unserer Klasse auch. Und trotzdem es eigentlich relativ dunkel war, haben die uns erkannt und sind auf uns wie die Furien los. Wir sind weggelaufen - wir haben schnell laufen können - und sind noch nach Hause. Der Karl hat müssen bei mir bleiben. [...] Wir haben dann noch Waffen gehabt bei uns, ein Bajonett, eine Pistole, die haben wir im Keller vergraben müssen. [...]

 

So eine Woche danach sind wir halt wieder in die Handelsakademie gegangen, der Karl und ich, und da haben wir irgendwie Kontakt aufgenommen mit anderen Gleichgesinnten, aber sehr vorsichtig, weil wir waren ja bekannt als wirklich österreichisch Gesinnte.

 

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