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Zur Wiener akademischen Burschenschaft "Bruna Sudetia"

Neues von ganz rechts - Februar 2018

Anlässlich eines aktuellen Berichts der Wochenzeitung Falter über ein Liederbuch der Wiener Burschenschaft Bruna Sudetia (www.falter.at/archiv/wp/neues-liederbuch-mit-antisemitischen-texten) hat das DÖW Informationen über die Verbindung zusammengestellt.

 

 

Von der Gründung bis zur NS-Ära

 

Die Verbindung entstand 1882 aus der Fusion der Verbindungen Bruna (gegründet 1871) und Sudetia (gegründet 1873). Bereits drei Jahre nach der Fusion wurden keine Juden mehr aufgenommen, wenige Jahre später (1888) auch die bereits vorhandenen jüdischen Alten Herren aus der Verbindung entfernt. [1]

 

Die Identifikation mit dem Nationalsozialismus ergriff die Bruna Sudetia früh genug, um bereits 1933 die bundinterne Demokratie durch das "Führerprinzip" zu ersetzen – was sie noch 2013 auf ihrer Website als "Anpassung an die reichsdeutschen Verhältnisse" und als Versuch, "das Ansehen des Bundes zu erhalten", verharmloste. Ein Brune, der spätere SS-Hauptsturmführer Erich Führer, stand ab 1933 dem Verband Burschenschaft der Ostmark vor.

 

1936 verpflichtete sie Mitglieder zu Wehrsportübungen. Im "Anschluss" Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland erblickten die Brunen noch 1971 die Erfüllung des "Traum[s] der Deutschen Burschenschaft vom großen Reiche aller Deutschen". [2] Eine Verbindungschronik von 1984 hält fest, dass die Brunen mit Eingliederung ins Deutsche Reich und der Angliederung des Sudetenlandes "das politische Anliegen der Burschenschaft für zur Gänze erfüllt" gehalten hätten. [3]

 

Entgegen des burschenschaftlichen Mythos von der Zerschlagung der völkischen Verbindungen durch das NS-Regime bestand Bruna Sudetia als Kameradschaft Otto Planetta (benannt nach dem nationalsozialistischen Mörder von Engelbert Dollfuß) im NS-Studentenbund weiter. Noch 1940 gründete sie eine Ableger-Burschenschaft (Danubia), um weiterhin Mensuren fechten zu können. [4] Erst die Einberufungen im Rahmen des Russlandfeldzugs brachten das Verbindungsleben weitgehend zum Erliegen. [5]

 

 

Nach 1945

 

Die Verbindung reaktivierte sich 1951 und konnte 1955 (unterstützt durch öffentliche Mittel) ihr im Krieg zerstörtes Haus wiedereröffnen. Arthur Klohs, ein Alter Herr, der im Nationalsozialismus als Staatsanwalt und Richter in politischen Strafsachen gewirkt hatte, wurde als Fuchsmajor die weltanschauliche Schulung des Nachwuchses übertragen. [6] Erich Führer gründete 1957 den Neuen Klub, eine bis heute bestehende rechtsextreme Gruppierung. 1972 trat Bruna Sudetia dem Dachverband Deutsche Burschenschaft (DB) bei. Zwanzig Jahre später traten einige Brunen in der ORF-Sendung X-Large auf. Einer von ihnen, Matthias Bleckmann, beantwortete dabei die Frage nach dem Unterschied zwischen Burschenschaftern und (Neonazi-)Skinheads mit einem vielsagenden: "Wir denken." [7]

 

 

Jüngste Ereignisse

 

Die Männer-Fußball-WM 2014 kommentierte Bruna Sudetia am 3. Juli des Jahres auf ihrem facebook-Profil in Anspielung auf die Konstellation des Zweiten Weltkriegs wie folgt: "Die USA, Russland und England sind ausgeschieden, Polen war wieder einmal nicht mehr zu sehen und nun ist der Franzmann 'Last man standing'. Einmal etwas Neues, aber die deutsche Mannschaft ist #bereitwienie". Um den Jahreswechsel 2014/2015 reisten Delegationen der Bruna Sudetia zumindest zweimal (am 15. 12. 2014 und am 5. 1. 2015) nach Dresden, um dort an den rassistischen PEGIDA-Aufmärschen teilzunehmen. 2015 postete die Burschenschaft auf facebook am österreichischen Nationalfeiertag ein in der extremen Rechten beliebtes Zitat, das Theodor Körner zugeschrieben wurde, tatsächlich jedoch von der neonazistischen Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD) stammt: "Noch sitzt ihr da oben, ihr feigen Gestalten, / vom Feinde bezahlt und dem Volke zum Spott. / Doch einst wird wieder Gerechtigkeit walten, / dann richtet das Volk und es gnade euch Gott."

 

2016 führte Bruna Sudetia zusammen mit Gothia Berlin den Vorsitz in der Deutschen Burschenschaft (DB). In Wien wurde dieser Vorsitz u. a. in Form einer Kranzniederlegung der lokalen DB-Mitgliedsbünde am "Siegfriedskopf" im Arkadenhof der Universität Wien am 13. Juni 2016 begangen. Im Jahr darauf stand sie dem Wiener Korporationsring (WKR) vor und richtete als solche zusammen mit der rechtsextremen Österreichischen Landsmannschaft (ÖLM) die alljährliche Sonnwendfeier bei der Windischhütte in Klosterneuburg aus. Es sprachen Karl Katary (sowohl Bruna Sudetia als auch ÖLM), Alexander Pawkowicz (FPÖ) und René Brasser (Bruna Sudetia). Letzterer ist aktuell parlamentarischer Mitarbeiter der FPÖ-Nationalratsabgeordneten Christian Höbart und Christian Ragger. Ein weiterer Brune, Christian Rössner, versieht dieselbe Funktion für den Abgeordneten Peter Schmiedlechner. Prominentester Brune ist aktuell Herwig Götschober, der 2016 für seine Verbindung auch dem Vorsitzteam der Deutschen Burschenschaft angehörte. Als Vorstandsmitglied des Österreichischen Pennäler-Rings (ÖPR) hat er jüngst den Ausschluss der Wiener Neustädter Burschenschaft Germania aus ebendiesem aufgrund der ersten Liederbuchaffäre mitgetragen.

 

Wie fast alle akademischen Burschenschaften Österreichs gehört auch Bruna Sudetia der Burschenschaftlichen Gemeinschaft (BG) – der rechtsextremen Lobby innerhalb des deutschen und österreichischen Burschenschaftswesens – an.

 

 

 

Anmerkungen

 

[1] Peter Krause (2007): Studiosus Austriacus. Handbuch des österreichischen Korporationswesens. Wien: Österreichischer Verein für Studentengeschichte, S. 236.

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[2] Akademisches Leben 7-8/1971, S. 22.

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[3] Josef Oskar Wladar (1984): Wiener akademische Burschenschaft Bruna Sudetia. In: Christian Oppermann/Fritz Düppe (Hg.): Die Geschichte des Ostdeutschen Bundes und seiner Mitgliedsburschenschaften. Bochum: Prager Burschenschat Arminia, 23-31, hier: 27.

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[4] Krause 2007, a. a. O.

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[5] Wladar 1984, a. a. O.

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[6] Bernhard Weidinger (2015): "Im nationalen Abwehrkampf der Grenzlanddeutschen". Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945. Wien: Böhlau, S. 61.

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[7] ORF-X-Large, 6. 12. 1992.

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