logo
logo

Rechberger, Anton

Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)

A    B    C    D    E    F    G    H    I    J    K    L    M    N    O    P    Q    R    S    T    U    V    W    Z   

 

 

Name russisch: Рехбергер Антон Гансович (Юганович)

Geboren: 12.06.1903, Linz

Beruf: Dreher

Letzter Wohnort in Österreich: Steyr (OÖ)

Ankunft in Russland/Sowjetunion: 29.11.1934

Wohnorte in der Sowjetunion: Moskau

Verhaftet: 03.02.1938, Moskau

Anklage: antisowjetische Agitation

Urteil: 23.12.1940, Sonderberatung (OSO), 5 Jahre Lagerhaft

Gestorben: 08.01.1942, Gulag

Rehabilitiert: 16.01.1989, Präsidium des Obersten Sowjets der UdSSR

Emigrationsmotiv: Schutzbund-Emigration

Schicksal: im Lager umgekommen

 

Anton Rechberger, geboren 1903 in Linz, war der Sohn eines Dienstmädchens und eines Schusters. Anton Rechberger war ab 1920 beim KJV aktiv und lernte Dreher in den Steyr-Werken. 1920 organisierte er einen Streik in der Gewerbeschule, um die Abschaffung des Sonntagsunterrichts durchzusetzen. Nach einem weiteren Streik wurde er 1921 von den Steyr-Werken entlassen. 1922/23 diente er als Soldat bei der österreichischen Volkswehr. Er nahm Kontakt zum Sekretariat des KJV in Wien auf, das ihn nach Ferlach in Kärnten schickte, um dort Ortsgruppen des KJV zu gründen. Weil er in Kärnten keine Arbeit fand, emigrierte er nach Deutschland, wo er in verschiedenen Städten arbeitete und Kontakt zur KPD hatte. 1925 kehrte Rechberger nach Österreich zurück, arbeitete als Bergmann in Grünbach am Schneeberg, wurde jedoch aus politischen Gründen bald wieder entlassen. Nach Aufenthalten und kurzfristigen Arbeitsverhältnissen in Belgien, Frankreich, Tirol, in der Steiermark und in Salzburg kehrte Rechberger 1931 nach Steyr zurück, wo er sich wieder (u.a. mit Franz Weisshäupl) in der KPÖ betätigte. Beim Ausbruch der Kämpfe im Februar 1934 in Steyr beschloss die lokale KPÖ-Führung, nicht teilzunehmen, weil sie keine Direktiven erhalten hatte. Rechberger opponierte erfolglos dagegen, nahm jedoch angeblich an den Kämpfen nicht teil. Er wurde trotzdem verhaftet und rund zwei Monate in Untersuchungshaft gehalten. In der Folge baute er zusammen mit Karl Zehetner in Steyr eine neue KPÖ-Stadtleitung auf.

 

Mit Zustimmung der Partei flüchtete er aufgrund einer drohenden neuerlichen Verhaftung in die Tschechoslowakei und gelangte dann im November 1934 nach Russland. In Moskau arbeitete Rechberger als Dreher im Motoren- und Fahrzeugwerk Dinamo und im Kaganovič-Kugellagerwerk. Am 18. Juni 1936 wurde ihm von den österreichischen Behörden die Staatsbürgerschaft aberkannt.

 

Am 3. Februar 1938 wurde Rechberger in Moskau wegen antisowjetischer Agitation verhaftet und am 23. Dezember 1940 zu fünf Jahren Lagerhaft verurteilt. Sein Straffall wurde zusammen mit Karl Hübsch und Ferdinand Eygruber, die beide ebenfalls aus Steyr stammten, behandelt. In einer an Stalin gerichtete Beschwerde vom 15. September 1939 behauptet Rechberger, er sei im Februar 1934 bis zur letzten Minute aktiv am Kampf beteiligt gewesen. Laut Anklageschrift "gestanden" Rechberger und Eygruber, dass sie von Karl Hübsch zur Spionage angeworben worden waren. Rechberger widerrief das erpresste Geständnis und verfasste in der Folge zahlreiche Beschwerden, die alle keinen Erfolg brachten. Er starb im Oneglag in der Nähe von Archangel'sk am 8. Jänner 1942.

 

 

Quelle: RGASPI, GARF, lists.memo.ru, Parteiarchiv der KPÖ

 

Siehe auch Barry McLoughlin, Gruppenschicksale, in: Barry McLoughlin/Josef Vogl, ... Ein Paragraf wird sich finden. Gedenkbuch der österreichischen Stalin-Opfer, Wien 2013, S. 57-61.

 

» nächste Biographie

Unterstützt von: