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Pierer, Theodor

Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)

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Name russisch: Пирер Теодор Леопольдович

Geboren: 09.11.1905, Wels (OÖ)

Beruf: Ingenieur

Letzter Wohnort in Österreich: Linz

Ankunft in Russland/Sowjetunion: 1931

Wohnorte in der Sowjetunion: Saratov

Verhaftet: 16.10.1937, Saratov

Anklage: Spionage

Urteil: 13.01.1938, Sonderberatung (OSO), Tod durch Erschießen

Gestorben: 23.01.1938, Saratov

Rehabilitiert: 15.11.1957, Militärtribunal des Wolga-Wehrkreises

Emigrationsmotiv: wirtschaftliche Emigration

Schicksal: erschossen

 

Theodor Pierer wurde 1905 in Wels geboren. Er wuchs mit seinen drei Geschwistern in der Burg Wels auf, wo seine gut situierten Eltern, Besitzer einer Kesselschmiede, eine Wohnung gemietet hatten. Theodor Pierer machte einerseits eine praktische Ausbildung als Kupferschmied, absolvierte aber auch die Bundeslehranstalt für Maschinenbau und Elektrotechnik in Linz, die er 1925 mit Auszeichnung abschloss. In der Folge war er bei der Krupp AG in Berndorf und dann bei der Brau AG in Linz beschäftigt. Als er im Juli 1931 seinen Arbeitsplatz verlor, bemühte er sich im In- und Ausland um eine neue Stellung, erwog sogar die Auswanderung nach Amerika oder China. Über Vermittlung des Wanderungsamtes, einer Dienststelle des Bundeskanzleramtes, nahm er Kontakt mit der russischen Handelsvertretung in Wien auf, die seine Unterlagen zuerst verschlampte, was zu einer Ablehnung seines Ansuchens führte. Im Laufe des Jahres 1931 erhielt er offensichtlich doch einen Arbeitsvertrag und konnte noch 1931 nach Russland fahren, wo er eine Stelle als Ingenieur und Konstrukteur im Mähdrescherwerk in Saratov antrat. 1933 heiratete er Marija Michajlovna Vladimirova, die aus der Gegend von Saratov stammte. Aus Anlass des Begräbnisses seines Vaters Leopold Pierer hielt er sich im April 1934 zwölf Tage in Wels auf. Im September 1936 wurde sein Sohn Robert Pierer geboren.

 

Am 16. Oktober 1937 wurde Theodor Pierer verhaftet und beschuldigt, einer Spionageorganisation in Saratov anzugehören. Am 13. Jänner 1938 wurde er zum Tode verurteilt und zehn Tage später hingerichtet. 1957 wurde Theodor Pierer rehabilitiert.

 

Theodor Pierers Sohn Robert wuchs unter dem Namen Viktor Michajlovič Vladimirov im Glauben, sein Vater sei an der Front gefallen, auf. Nach technischer Ausbildung und Karriere als Direktor einer Fabrik begann er in der postsowjetischen Zeit, nach seiner Herkunft zu forschen. Es stellte sich heraus, dass die "Scheidung" der Ehe seiner Eltern erst einige Wochen nach dem Tod des Vaters erfolgte. Ob Theodor Pierer die sowjetische Staatsbürgerschaft angenommen hatte, war nicht mehr feststellbar, weil die entsprechenden Dokumente in Saratov durch einen Brand verlorengegangen waren. Die österreichischen Behörden gingen von der österreichischen Staatsbürgerschaft aus und stellten Robert Pierer daher einen österreichischen Pass aus. Robert Pierer, der es trotz seiner Abstammung in der Sowjetunion zum Direktor einer chemischen Fabrik brachte, lebt seit 2003 in Österreich und ist in Kontakt mit seinen Verwandten in Wels.

 

 

Quelle: lists.memo.ru, GARF, ÖSTA, Familie

 

Siehe auch den Beitrag von Robert Pierer, Theodor Pierer, in: Barry McLoughlin/Josef Vogl, ... Ein Paragraf wird sich finden. Gedenkbuch der österreichischen Stalin-Opfer (bis 1945), Wien 2013, S. 149 f.

 

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