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Ideal, Ideologie und Ideologiekritik - Das Mittelalter als politischer Bildgeber im Nationalsozialismus

Vorträge von Robert Schöller und Matthias Däumer im DÖW, 17. November 2016

 

Das Mittelalter diente den Nationalsozialisten als ideologische Projektionsfläche. Im selektiven Zugriff auf mittelalterliche Helden und Herrscher, Orte und Texte wurde ein engmaschiges Verweisnetz geknüpft, das die neue Ideologie in den Köpfen der Bevölkerung verankern sollte. Doch blieb diese angestrebte Vermittelalterlichung der Gesellschaft den Regimegegnern nicht verborgen, die ihrerseits versuchten, den politischen Bildgeber eines "Goldenen Zeitalters" zu desavouieren.

 

In den Vorträgen wird diesem Wechselspiel aus Konstruktion und Dekonstruktion anhand ausgewählter Beispiele nachgegangen. Robert SCHÖLLER demonstriert am Beispiel des Nibelungenlieds, wie das vermeintlich "urdeutsche" Epos in der österreichischen Literatur der 1930er-Jahre (Karl Kraus, Walther Rode, Joseph Roth) einer kritischen Neubewertung unterzogen wurde. Matthias DÄUMER widmet sich in seinem Vortrag den wenig bekannten Anfängen der in der germanistischen Mediävistik hochangesehenen "Wolfram-Gesellschaft", die mit dem Auftrag einer Erdung des Unfassbaren auf der Odenwälder Burg Wildenberg ins Leben gerufen wurde.

 

Matthias Däumer, geb. 1976 in Olpe. Dozent für mittelalterliche Literatur an der Universität Tübingen. Arbeitete an den Universitäten in Berlin, Mainz und Gießen und als akademischer Gutachter für Theaterprojekte im öffentlichen Raum. Verfasser einer Monographie über das performative Potenzial der höfischen Artusromane (Stimme im Raum und Bühne im Kopf, transcript, Bielefeld 2013) und zahlreicher Aufsätze zur mittelalterlichen Literatur.

 

Robert Schöller, geb. 1969 in Wien. Dozent für ältere deutsche Sprache und Literatur an der Universität Bern. Lebt in Basel. Mitherausgeber der Germanistik in der Schweiz. Verfasser von wissenschaftlichen Büchern und Artikeln zur Literatur des Mittelalters sowie von Essays und Rezensionen zur zeitgenössischen Literatur. Bücher: Seifrits "Alexander" (Praesens Verlag, Wien 1997); Die Fassung T des "Parzival" Wolframs von Eschenbach (de Gruyter, Berlin-New York 2009).

 

Moderation: Konstantin KAISER (Theodor Kramer Gesellschaft)

 

Im Anschluss wird zu einem Glas Wein geladen.

 

 

Eintritt frei!

Eine Veranstaltung der Theodor Kramer Gesellschaft in Kooperation mit dem DÖW und den Universitäten Bern und Tübingen

 

Zeit:

Donnerstag, 17. November 2016, 19.00 Uhr

 

Ort:

Veranstaltungsraum Ausstellung Dokumentationsarchiv, Altes Rathaus, Wipplingerstraße 6-8, 1010 Wien (Eingang im Hof)

 

 

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