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Die "Monographien zur Zeitgeschichte"

Vortrag von Winfried R. Garscha im DÖW, 13. Dezember 2016

Wie eine Broschürenreihe des DÖW zu einem Meilenstein der österreichischen Zeitgeschichtsschreibung wurde – und wieder in Vergessenheit geriet

 

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Vor fünfzig Jahren brachte das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes im Europa-Verlag eine Reihe kleinformatiger Broschüren im Umfang von jeweils dreißig bis siebzig Seiten heraus, die Monographien zur Zeitgeschichte, die erstmals die Dokumentation der politischen und rassistischen Verfolgung durch das NS-Regime in Österreich mit einer Analyse verband, die den internationalen Vergleich nicht zu scheuen brauchte. Angesichts der Tatsache, dass mehrere dieser Arbeiten Ergebnisse späterer, vertiefender geschichtswissenschaftlicher Analysen in wesentlichen Punkten vorwegnahmen und erstmals thematisierten, ist es erstaunlich, dass die Broschürenreihe von der akademischen Geschichtsschreibung kaum zur Kenntnis genommen wurde – und wo dies der Fall war, zum Teil das wissenschaftliche Niveau dieser Bändchen angezweifelt wurde. Dazu trug auch bei, dass die meisten der Monographien von interessierten Laien verfasst wurden, die aufgrund der nationalsozialistischen Verfolgungen keine Möglichkeit gehabt hatten, ein Geschichtsstudium abzuschließen.

 

Die seit 1962 im katholischen Herold-Verlag erschienene Buchserie Das einsame Gewissen entsprach eher den Erwartungen und Maßstäben, die an zeitgeschichtliche Forschungen angelegt wurden. Die Reihe behandelte ebenfalls Themen der unmittelbaren Vergangenheit, wie beispielsweise die beiden von Maria Szécsi bzw. Karl R. Stadler herausgegebenen Bände Die NS-Justiz in Österreich und ihre Opfer und Österreich 1938-1945 im Spiegel der NS-Akten oder Ludwig Jedlickas Buch Der 20. Juli 1944 in Österreich. Im Gegensatz dazu untersuchten mehrere Bändchen der Monographien zur Zeitgeschichte Themen, die bis dahin in der akademischen Geschichtsschreibung vollkommen vernachlässigt worden waren. Das traf in erster Linie auf die Darstellung des durchorganisierten, industrialisierten Massenmords an den Jüdinnen und Juden sowie Roma und Sinti zu. Nach zwei anlassbezogenen Publikationen im Jahre 1965 zum zwanzigsten Jahrestag der Befreiung und zum zehnten Jahrestag des Staatsvertrags erschien 1966 jeden zweiten Monat ein Band, der unterschiedliche Aspekte der NS-Herrschaft in Österreich sowie des Widerstands dagegen beleuchtete.

 

Jonny MoserSelma Steinmetz

Jonny Moser und Selma Steinmetz leisteten Pionierabeit.

 

 

Winfried R. GARSCHA, Archivar am DÖW, stellt die Reihe vor, in der innerhalb von nicht einmal einem halben Jahrzehnt 26 Publikationen erschienen. Besonderes Augenmerk wird auf die politische und wissenschaftsgeschichtliche Bedeutung der beiden Arbeiten von Jonny Moser Die Judenverfolgung in Österreich 1938-1945 und Selma Steinmetz Österreichs Zigeuner im NS-Staat gelegt werden.

 

 

Eintritt frei!

 

Zeit:

Dienstag, 13. Dezember 2016, 18.00 Uhr

 

Ort:

Veranstaltungsraum Ausstellung Dokumentationsarchiv, Altes Rathaus, Wipplingerstraße 6-8, 1010 Wien (Eingang im Hof)

 

 

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