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Antisemitismus in der Gegenwart

DÖW-Kooperation: Vortragsreihe April/Mai 2015

Koordination: Willi Lasek

 

Montag, 13. April 2015, 18.30 bis 20.00 Uhr
Andreas Peham
"Wiedergutmachungsbetrüger", "Spekulanten" und "Zionisten"
Das Feindbild "Jude" im heutigen Rechtsextremismus

 

Die Kontinuität aggressiver Abgrenzung des Eigenen vom Anderen ist für Konservatismus und Rechtsextremismus funktional. Im Dienst der kollektiven Abwehr von Schuld und Erinnerung sind AntisemitInnen heute angehalten, ihr Feindbild zu codieren. Der Antisemitismus nach Auschwitz hat im rechtsextremen Diskurs seine Formen gewandelt. Neben dem "Antizionismus" in Form einer stereotypen Israel-Kritik bildet insbesondere eine verkürzte Kapitalismuskritik das Einfallstor für Rechtsextreme. Gerade die Globalisierungskritik ist in ihrer Frontstellung gegen das "internationale" oder "vagabundierende Finanzkapital" von rechtsextremen Diskursen kaum mehr zu unterscheiden. In diesem Vortrag soll die Verbreitung antisemitischer Diskurse über die Grenzen des Rechtsextremismus hinaus Gegenstand sein.

 

Donnerstag, 16. April 2015, 18.30 bis 20.00 Uhr
Dr. Robert Patocka / Willi Lasek
Die Rolle des Antisemitismus in der rechtsextremen und neonazistischen Propaganda im Internet und in der Musik

 

Für die Rechtsextremisten und Neonazis spielt das Internet und die Musik bei der Verbreitung ihrer einschlägigen Propaganda eine zentrale Rolle. In diesem Zusammenhang werden auch oft versteckt oder offen antisemitische Inhalte transportiert. Antisemitische Tendenzen sind aber auch bei Musikrichtungen zu beobachten, die von der rechtsextremen und neonazistischen Szene großteils abgelehnt werden (z. B. Hip-Hop und Rap). Die Veranstaltung soll einen Überblick über dieses Thema geben und aufzeigen, welche Gefahren damit verbunden sind.

 

Donnerstag, 23. April 2015, 18.30 bis 20.00 Uhr
Fanny Rasul
"Haut's die Juden eini!" Zum Verhältnis von Antisemitismus und Fußball in Österreich

 

Ausgehend von der Annahme, dass Fußballmatches die zentralen Werte unserer Gesellschaft in komprimierter Form sichtbar machen, kann gesagt werden, dass Sportstadien lediglich einen örtlich eingegrenzten und zeitlich definierten Raum mit einem bestimmten Publikum darstellen, an welchem die konfliktreichen Auswüchse der Gesellschaft wie Antisemitismus, Rassismus oder Sexismus ausgetragen werden. Da Fußball ursprünglich kein österreichisches bzw. deutsches Spiel gewesen war, wurde sein gesellschaftspolitischer Inhalt erst im Laufe seiner Etablierung vom ideologischen Ballast des als deutsch geltenden Turnens unterwandert. Der antisemitische Nährboden im Sport, den die Nazis für sich vereinnahmten, konnte schließlich auf der florierenden Ablehnung der Juden und Jüdinnen rund um die Jahrhundertwende aufbauen. So scheint es auch kaum verwunderlich, dass sich diverse antisemitische Stereotype und Feindbilder im österreichschen Fußball nach 1945 unmittelbar fortsetzten und bis zum heutigen Tage nicht an Popularität eingebüßt haben.

 

Donnerstag, 30. April 2015, 18.30 bis 20.00 Uhr
Carina Klammer, MA
Alte Muster, neue Feinde? Zur Vergleichbarkeit von Antisemitismus und (antimuslimischem) Rassismus

 

Mit der Eskalation des "Kampfes der Kulturen" kam es rund um die Jahrtausendwende auch zu einem verschärften Diskurs der Opferkonkurrenz. Hinter der Behauptung einer grassierenden "Islamophobie", die dann auch noch mit dem Antisemitismus gleichgesetzt wird, verschanzen sich nicht selten IslamistInnen und andere AntizionistInnen. Auf der anderen Seite wird - auch um sich den Rassismusvorwurf zu ersparen - der Ausschluss von MuslimInnen immer öfter mit dem Hinweis auf deren Antisemitismus begründet. Während im ersten Fall die Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten zwischen Antisemitismus und Rassismus demagogisch überstrapaziert werden, werden im zweiten - oft nicht minder demagogisch - die Unterschiede verabsolutiert und jeder Vergleich als unzulässig bezeichnet. Die vergleichende Analyse scheint aber dringend geboten, auch um zeigen zu können, dass MuslimInnen eben nicht die "Juden von heute" sind.

 

Donnerstag, 7. Mai 2015, 18.30 bis 20.00 Uhr
Mag. Bernhard Weidinger
Von "Nächstenliebe" und "christlichem Abendland"
Die extreme Rechte und das Christentum nach 9/11

 

In Österreich wie auch in anderen Ländern der "westlichen Welt" gewinnen christliche Bezugnahmen für die extreme Rechte seit einigen Jahren an Bedeutung. In deren Kampf gegen vermeintliche Islamisierung wird das Judentum bisweilen als Bündnispartner zu kooptieren versucht. Wo aber Parteien und Staaten ihre "christliche Identität" (wieder-)entdecken, geraten nicht nur Muslime in den Verdacht, "fremd" zu sein und auch zu bleiben. Der Vortrag behandelt Formen und Funktionen christlicher Bezugnahmen im zeitgenössischen Rechtsextremismus sowie die Auswirkungen dieser Rhetorik auf ethnische und religiöse Minderheiten.

 

 

Veranstaltet vom Jüdischen Institut für Erwachsenenbildung in Kooperation mit dem DÖW

 

Kurs-Nr. FV803AK | Kosten: 6,- Euro

 

Zeit:

13. April bis 7. Mai 2015

 

Ort:

Veranstaltungsraum Ausstellung Dokumentationsarchiv, Altes Rathaus, Wipplingerstraße 6-8, 1010 Wien (Eingang im Hof)

 

Anmeldung:

Anmeldung und Bezahlung im Jüdischen Institut erforderlich | e-mail office.jife@vhs.at

 

 

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