logo
logo

Auswahl rechtsextremer, antisemitischer, rassistischer und europafeindlicher Äußerungen von FPÖ-SpitzenpolitikerInnen und -Medien

Stand 2. 3. 2001

 

"Denn Walter Reder war Soldat wie Hunderttausende andere auch. Er hat seine Pflicht erfüllt, wie es der Eid des Soldaten gebietet."

(Haider in Kärntner Nachrichten, 14. 2. 1985. Bei Reder handelt es sich um jenen österreichischen SS-Obersturmführer, der 1951 von einem italienischen Militärgericht als Hauptverantwortlicher für das Massaker in Marzabotto mit mehr als 1000 Toten zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt wurde. 1985 wurde Reder vorzeitig aus der Haft entlassen.)

 

profil: War die NS-Diktatur eine wie jede andere?

Haider: Ich glaube, dass man graduelle Unterschiede bei totalitären Systemen nicht machen soll. Sie sind insgesamt abzulehnen.

profil: Die Naziherrschaft hat sich durch nichts von anderen Diktaturen unterschieden?

Haider: Es ist nicht meine Aufgabe zu prüfen, ob Diktaturen anderswo humaner sind.

profil: Die NS-Diktatur war die inhumanste?

Haider: Diese Wertung haben Sie vorgenommen. Ich werte nicht.

[...]

Haider: Für mich hat es eine Ära gegeben, in der es zu kriegerischen Auseinandersetzungen gekommen ist, in die unsere Väter verwickelt waren. Und gleichzeitig hat es im Rahmen des NS-Regimes Vorgänge gegeben, die nicht zu akzeptieren sind. An denen waren aber keine Familienmitglieder von mir beteiligt.

profil: Höre ich richtig: "Vorgänge". Was nennen Sie Vorgänge?

Haider: Na ja, es waren Aktivitäten und Maßnahmen gegen Bevölkerungsgruppen, die eklatante Verstöße gegen die Menschenrechte waren.

profil: Haben Sie Schwierigkeiten, von Vergasungen und Massenmord zu sprechen?

Haider: Wenn Sie so wollen, dann war es halt Massenmord.

(profil, 18. 2. 1985)

 

"Das wissen Sie ja so gut wie ich, dass die österreichische Nation eine Missgeburt gewesen ist, eine ideologische Missgeburt. Denn die Volkszugehörigkeit ist eine Sache, und die Staatszugehörigkeit ist die andere Sache."

(ORF-Inlandsreport, 18. 8. 1988)

 

Kleine Zeitung: Welche geschichtlichen Gestalten verabscheuen Sie am meisten?

Haider: Churchill, Stalin

(Interview, Kleine Zeitung, 29. 1. 1989)

 

"Im Dritten Reich haben sie ordentliche Beschäftigungspolitik gemacht, was nicht einmal Ihre Regierung in Wien zusammenbringt."

(Haider, Protokoll der Sitzung des Kärntner Landtages, 13. 6. 1991)

 

"Jedenfalls ist Schluss mit der permanenten Kriminalisierung der eigenen Geschichte zu machen, gleichsam als wäre das Leben der Kriegsgeneration ein einziges Verbrecheralbum."

(Haider, J.: Die Freiheit, die ich meine. Frankfurt/M., Berlin 1993, S. 116)

 

"Haider verschärfte daraufhin seinen Ton und sprach, laut ÖVP-Mann Wurmitzer, von 'roten und schwarzen Filzläusen, die mit Blausäure bekämpft werden sollten'."

(profil, 25. 4. 1994)

 

"In Stuttgart wandte sich FPÖ-Obmann Haider am Freitag gegen die 'Machtzusammenballung in Brüssel'. Die Bürger müssten selbst entscheiden können, 'ob die DM abgeschafft und irgendein Esperanto-Geld eingeführt wird'. Die Umverteilung in Europa dürfe nicht dazu führen, dass 'die Faulheit der Südländer auf Kosten des Fleißes unserer Bürger subventioniert wird'."

(Salzburger Nachrichten, 21. 5. 1994)

 

"Das hat mit seiner Mitgliedschaft bei den Freimaurern zu tun, er erfüllt außerösterreichische Aufträge."

(Haider auf die Frage, warum sich Kanzler Vranitzky für den EU-Beitritt einsetze, Kurier, 4. 6. 1994)

 

"'Ich sage euch', prophezeit Jörg Haider, wenn Österreich der EU beitrete, werde dieses Land 'fremdbestimmt', wie schon jetzt der Bundeskanzler, der 'im Auftrag der Freimaurer und der Bilderberger' handle. Im Gegensatz zu ihm, der sich ausschließlich den 'fleißigen und tüchtigen Österreichern' verpflichtet fühle und sich darum gegen 'eine sizilianische Verwaltung' und einen 'portugiesischen Notenbankpräsidenten' verwehre. Denn Maastricht sei 'die Fortsetzung von Versailles ohne Krieg'. [...] Die große Gefahr drohe den Österreichern und all dem, was sie sich 'mit Fleiß und Arbeit geschaffen haben', freilich vom Süden her. Dort seien Kriminalität und Korruption daheim. Dort verschwänden alljährlich zig EU-Milliarden, weshalb nur mit Nein stimmen könne, 'wer im Interesse des eigenen Geldes denkt'."

(Der Standard, 9. 6. 1994)

 

 

Im Verlauf der Nationalratsondersitzung zum Anschlag in Oberwart nennt Haider die NS-Lager "Straflager".

(Kurier, 9. 2. 1995)

 

"Er habe 'eindeutig die verabscheuungswürdigen NS-Konzentrationslager gemeint', stellte Jörg Haider Donnerstag klar."

(Kleine Zeitung, 10. 2. 1995)

 

"Es geht darum, geschätzte Frau Kollegin Stoisits, dass heute unser Klubobmann bitter beklagt hat, dass vor 50 Jahren in den Straflagern des Nationalsozialismus ethnische Minderheiten fast vernichtet wurden. [...] Ist es nicht furchtbar, welche semantische Masturbation Sie hier betreiben? Was ist denn der Unterschied zwischen Straflager und Konzentrationslager?"

(NRAbg. Michael Krüger in Stenographisches Protokoll, Nationalrat XIX. GP, 8. 2. 1995)

 

"Das [der rassistisch motivierte Mordanschlag von Oberwart, Anm.] könnte auch andere Herrührgründe haben. Wer sagt, dass es da nicht um einen Konflikt bei einem Waffengeschäft, einem Auto-Schieber-Deal oder um Drogen gegangen ist."

(Haider-Interview in Kärntner Nachrichten, 27. 7. 1995; ein Jahr später hat Haider dies zurückgenommen und sich bei den Roma entschuldigt, vgl. Kurier und Die Presse, 21. 6. 1996)

 

Der Standard: Und die Roma-Problematik?

Haider: Was die Roma betrifft, habe ich formuliert, was mir aus der Staatspolizei berichtet wurde. [...] Dass der Platz, wo diese Opfer gefunden wurden, nach dem Attentat verändert worden ist. Man muss ja nachdenken, was da los ist: Da gehen irgendwelche Leute hin und schlichten die Leichen um. Die können ja nach der Art der Detonation nicht so gelegen sein ...

Der Standard: Im Gegensatz zu Politikern, können wir nur schreiben, was durch Recherchen belegt ist ...

Haider: Warum schreiben Sie dann nicht, wie die Hintergründe der Familien der Opfer sind. Wie das mit dem Rauchgifthandel ist oder mit den Vorstrafen von Familienmitgliedern.

Der Standard: Wenn es einen Beweis dafür gibt, werden wir es auch schreiben. Solange es Vermutungen sind, nein.

Haider: Das sind keine Vermutungen. Schauen Sie sich an, wer von diesen Familien sitzt. Das ist relativ einfach.

(Interview in Der Standard, 16. 8. 1995)

 

Haider: Ich habe gesagt, dass die Wehrmachtssoldaten die Demokratie in Europa, wie wir sie heute vorfinden, ermöglicht haben. Hätten sie nicht Widerstand geleistet, wären sie nicht im Osten gewesen, hätten sie nicht die Auseinandersetzung geführt, dann hätten wir...

profil: Was heißt "Widerstand geleistet", das war ja ein Eroberungsfeldzug der Deutschen Wehrmacht.

Haider: Dann müssen wir heute beginnen zu fragen, wie das wirklich war.

(profil, 21. 8. 1995)

 

An die Adresse ehemaliger Waffen-SS-Männer bei deren Treffen in Krumpendorf/Kärnten 1995:

"Und das ist für mich letztlich auch der Grund, warum ich glaube, dass man auch ein Gegengewicht setzen muss, denn sonst würden wir wirklich in einer Welt von Chaoten leben, und dafür habt Ihr letztlich nicht gekämpft und auch Euer Leben riskiert, sondern dass die jüngeren Generationen und die Jugend eine Zukunft in einem Gemeinwesen hat, in dem auch Ordnung, Gerechtigkeit und Anständigkeit noch Prinzipien sind. [...] Es gibt nämlich keines [gemeint ist ein Argument gegen Waffen-SS-Veteranentreffen, Anm.], außer dass man sich ärgert, dass es in dieser Welt einfach noch Menschen gibt, die einen Charakter haben und die auch bei größtem Gegenwind zu ihrer Überzeugung stehen und ihrer Überzeugung bis heute treu geblieben sind."

(zit. nach: Protokoll einer Vernaderung. Schnell-Info der FPÖ, Folge 30/96, S. 10 ff.)

 

"Der Sozialismus und der Kapitalismus teilen sich in geheimer Komplizenschaft die Ausbeutung der arbeitenden Bevölkerung."

(Steirischer Gemeindekurier (offizielle FPÖ-Regionalzeitung), Jg. 1997, Nr. 29)

 

"Das gleicht schon einer Umvolkung."

(NRAbg. Franz Lafer zur Einbürgerungspraxis, Neue Vorarlberger Tageszeitung, 10. 7. 1998)

 

"Ich hätte ja viel schärfer formuliert. Es droht uns durch die Möglichkeit, nach sechs Jahren einzubürgern und durch die Osterweiterung eine weitere Überfremdung. Ich unterstelle der Bundesregierung, dass sie sich ein neues Wählervolk schaffen will, weil sie sich des alten nicht mehr sicher sein kann."

(Haider in einer Reaktion auf die Kritik an Lafer in Die Presse, 10. 7. 1998)

 

"Spätestens mit 'Schindlers Liste' hat nicht nur Hollywood, sondern auch der aufgeklärte Lobbyismus den Holocaust als Geldquelle entdeckt. [...] Der Holocaust dient als 'cash cow', als Druckmittel mit Killerargument-Qualität zur Durchsetzung vordergründiger Interessenslagen."

(Neue Freie Zeitung, Nr. 36, 2. 9. 1998)

 

Haider: Na ja, es ist einfach ein Problem, wo ich sage, man muss jetzt mal klären, misst man hier mit zweierlei Maß? Wenn jüdische Emigranten Forderungen stellen, dann ist sozusagen die Wiedergutmachung endlos. Wenn Sudetendeutsche dasselbe von der österreichischen Regierung verlangen, dass sie gegenüber den tschechischen Behörden ihre Wiedergutmachungsforderungen durchsetzen sollen, dann wird gesagt, irgendwann muss einmal ein Schlussstrich unter die Geschichte gezogen werden. [...] Man kann nicht Gleiches ungleich behandeln.

ORF: Ist das tatsächlich Gleiches Ihrer Meinung nach?

Haider: [...] Und da möchte ich nicht beurteilen, was schlimmer gewesen ist [...].

ORF: Noch einmal zu diesem Ausgangspunkt von Ihnen. Sie stellen gleich die Sudetendeutschen und das Unrecht, das an den Juden geschehen ist?

Haider: Selbstverständlich, weil ich mich dagegen wehre, dass man Menschenrechtsverletzungen auch noch einmal quantifiziert.[...]

(Interview, ORF, Zeit im Bild 2, 9. 9. 1998)

 

"Jeder Buschneger hat in Zukunft die Möglichkeit, seine Kollegen in Österreich zu behandeln."

(Haider über das neue Ärztegesetz, in Der Standard, 13. 10. 1998)

 

"Nach 53 Jahren werden noch Rückstellungsanträge eingebracht und Entschädigungen gefordert. Herrn Simon Wiesenthal räumt man das Recht ein, einen Ausländer für eine Kommission zu nominieren, der Vorsitzende selbst, Clemens Jabloner, sagt im Profil Nr. 41, dass er aus einer jüdischen Familie stammt und Mitglied der Israelitischen Kultusgemeinde ist. Hier endet einfach die Glaubwürdigkeit in diese 'unabhängige' Kommission, da, und dies sei sachlich festgestellt, die in Österreich lebende jüdische Bevölkerung in höchsten staatlichen und privaten Stellen und in Banken ungewöhnlich stark präsent ist. Darüber zu sprechen fällt unter 'Rassismus' und schon ist man eingeschüchtert."

(Freiheitlicher Gemeindekurier, Folge 565/1998)

 

Schwarzafrikaner "schauen nicht nur anders aus, [...] sondern sie sind auch anders, und zwar sind sie besonders aggressiv".

(NRAbg. Helene Partik-Pable in Tiroler Tageszeitung, 20. 5. 1999)

 

"Stop der Überfremdung!" "Stop dem Asylmissbrauch"

(FPÖ-Wahlplakate in Wien 1999)

 

"Gegen eine vorschnelle Osterweiterung müssen wir uns zur Wehr setzen, weil das Zuwanderungspotential aus Osteuropa sofort steigt und eine weitere Überfremdung die Folge ist."

(FPÖ-Wahlaussendung in Wien 1999)

 

"Wussten Sie, dass...

... in den Deutsch-Lesebüchern unseren Wiener Kindern bereits seitenweise türkische und serbokroatische Texte aufgezwungen werden?

... es nur unter der SPÖ in Wien möglich ist, dass schwarzafrikanische Asylwerber mit Designeranzug und Luxushandy ihren Drogengeschäften ungestört nachgehen können?

[...]

... die SPÖ-Wien 9300 Ausländern pro Jahr meist vorzeitig die österreichische Staatsbürgerschaft verleiht, und diese dadurch in den Genuss des Wahlrechtes kommen und den Zugang zu den Gemeindewohnungen erhalten?"

(FPÖ-Wahlaussendung in Wien 1999)

 

"Sie [die 'Ausländer', Anm.] bekommen Medikamente zur Hormonbehandlung vom Sozialamt gratis, um ihre Fruchtbarkeit zu steigern. Inländern wird das nur sehr selten gewährt.

(NRAbg. Thomas Prinzhorn in Kurier, 23. 9. 1999)

 

"Ein wenig gezwungen wirkte der frisch gewählte Zweite Nationalratspräsident Thomas Prinzhorn, als er gestern in einem Radio-Interview 'bedauerte', mit seinen Aussagen zur Hormonabgabe an Ausländer zwecks Fruchtbarkeitssteigerung falsch, nämlich ausländerfeindlich, verstanden worden zu sein. 'Ich bedauere das außerordentlich', meinte Prinzhorn. Er habe das 'so nicht gemeint'. Allerdings sei es 'eben ein Faktum, dass dort der kostenlose Zugang vorhanden ist. Dieses Faktum habe ich dargestellt.'"

(Kleine Zeitung, 31. 10. 1999)

 

Die Reaktionen israelischer Politiker auf den FP-Sieg bezeichnet Haider "hysterische Akte, die den jüdischen Bürgern in ganz Europa schaden". Haider weiter: "Es gibt jetzt genügend Leute, die sagen: 'Wir wissen jetzt, warum Antisemitismus entsteht.'"

(Salzburger Nachrichten, 8. 10. 1999)

 

"Freilich hat es in der Vergangenheit auch einige Äußerungen gegeben, die mir zugeordnet werden, die im Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus gewesen sind, die durchaus unsensibel oder missverständlich waren. Mir tut das persönlich Leid. Erstens, weil ich, glaube ich, damit die Gefühle von Menschen verletzt habe, die selbst oder deren Angehörige Opfer des Nationalsozialismus gewesen sind. Zweitens, weil diese Äußerungen ganz und gar nicht meinem persönlichen Leben und den meiner politischen Arbeit zugrundeliegenden Wertvorstellungen von Toleranz und Menschlichkeit entsprechen. Und drittens, weil ich auch vielen meiner Anhänger und meiner Freunde auf diese Weise Kummer gemacht habe und diese sich oft verdammt schwer getan haben, ob dieser Äußerungen meine von ihnen an sich geschätzte Arbeit auch wirksam nach außen verteidigen zu können. Letztlich gebietet es aber auch meine Selbstachtung, mein Verhältnis zur finstersten Phase der österreichischen Geschichte eindeutig zu ordnen und zu klären. Mögen die Damen und Herren der politisch-korrekten Gesellschaft die Faschismus-Keule schwingen gegen wen immer. Soweit es mich betrifft, werden und müssen sie ins Leere treffen. Denn ich bin mit jeder Faser meines Herzens ein so begeisterter österreichischer Demokrat, dass ich keine braunen Schatten akzeptieren kann und akzeptieren werde. Und das, obwohl auch meine Familie ihre Belastungen und ihre Geschichte zu tragen hat, mit der sie selbst fertig werden muss."

(Haider-Rede vom 12. 11. 1999, in Neue Freie Zeitung, 17. 11. 1999)

 

"'Chirac hat in den vergangenen Jahren so ziemlich alles falsch gemacht, was man falsch machen kann', sagte Haider am Samstagabend bei der Feier zu seinem 50. Geburtstag auf dem Berg Gerlitzen bei Villach. Die belgische Regierung, die wie Chirac nachdrücklich gegen eine Regierungsbeteiligung der 'Freiheitlichen' Front macht, ging der FPÖ-Chef besonders harsch an. 'Wir verlangen ja auch nicht die Ablösung einer korrupten belgischen Regierung, die Kinderschänder pardoniert (begnadigt, die Red.) und gegen die Eltern auf die Straße gehen, weil sie Angst haben müssen, dass diese Regierung mit Verbrechern konspiriert', sagte Haider dem ORF."

(Frankfurter Rundschau, online-Ausgabe, 31. 1. 2000)

 

"Zwar versuchten zum Beispiel hohe Funktionäre der jüdischen Gemeinde in Wien, beim State Department in Washington gegen uns Stimmung zu machen. [...] Also, ich bin sicherlich nicht derjenige, der ein Leben lang im Büßerhemd durch die Welt geht. [...] Warum soll ich mich mit irgendwelchen Vergangenheitsproblemen belasten?"

(Haider-Interview, Der Spiegel 5/2000)

 

Die Zeit: Wie lassen sich Lehren für die Zukunft ziehen, wenn man sich nicht gleichzeitig der Vergangenheit stellt?

Haider: Irgendwann muss man auch aus der Vergangenheit ausbrechen können. [...] Die ständige Beschäftigung mit dem Gestern und das ewige Sich-im-Kreis-Drehen ist den Deutschen durchaus eigen. Der Österreicher hat eine andere Mentalität. [...] Für den Österreicher gibt es einen Punkt, an dem er sagt, die Sache ist für uns ausreichend besprochen. Es wäre gut, wenn sich das Land endlich mit der Zukunft beschäftigen würde.

Die Zeit: Das fiele leichter, wenn Österreich die Juden für seine aktive Teilnahme am Holocaust um Verzeihung bäte.

Haider: Diese deklatorischen Angelegenheiten, wo Parlamente irgend etwas beschließen, finden meist ohne wirkliche Einbindung des Volkes statt. [...] Die ganze Entschuldigerei führt letztlich dazu, dass in der Bevölkerung Emotionen aufkommen und gefragt wird, was soll das Ganze eigentlich noch nach so vielen Jahrzehnten.

(Interview, Die Zeit 6/2000)

 

"Es gibt eine Aufgeregtheit im europäischen Hühnerstall, obwohl der Fuchs noch gar nicht drinnen ist."

(Haider in ebd.)

 

Die Welt: Sind nun ehemalige Angehörige der Waffen-SS anständige Menschen?

Haider: Ich glaube, dass es keine pauschale Befreiung von Schuld und Mitschuld gibt und keine pauschale Verurteilung geben kann. Gott sei Dank leben wir in einem Rechtsstaat, wo die individuelle Schuld das entscheidende ist. Daher kann es nie die Waffen-SS als solche sein, sondern es können nur Einzelne sein, die verfehlt haben und verantwortlich sind. [...] Mein Interesse war es immer, der älteren Generation, die auch im Krieg Fürchterliches mitgemacht hat, eine pauschale Verunglimpfung zu ersparen. Und dazu stehe ich."

(Interview, Die Welt, online-Ausgabe, 8. 2. 2000)

 

"Österreich muss nach den Worten von FPÖ-Obmann Jörg Haider die negativen Auslandsreaktionen auf die blau-schwarze Koalition ostentativ ignorieren. 'Das stärkt unser Selbstvertrauen', sagte Haider in einem am Sonntag von der griechischen Zeitung 'Eleftherotypia' veröffentlichten Interview. Das Vorgehen der 14 Partnerstaaten gegen Österreich zeige nur, dass die Europäische Union einen großen Demokratisierungsbedarf habe. 'Es kann nicht sein, dass eine Handvoll nichtgewählter Brüsseler Bürokraten die demokratischen Prinzipien ignoriert', sagte Haider. Die Sanktionen gegen Österreich seien das Ergebnis eines 'Komplotts korrupter Sozialdemokraten, die ihre Freunde in Europa angerufen haben, um sie gegen uns aufzubringen'. Von den österreichischen Demonstranten, die gegen die ÖVP-FPÖ-Koalition auf die Straße gingen, würden 90 Prozent dies tun, 'um sich zu vergnügen'. Es handle sich dabei um 'Außenseiter, die endlich eine Gelegenheit haben, die Zeit totzuschlagen und Bier zu trinken'."

(Haider ließ dementieren, dass das Wort "korrupt" gefallen sei, www.derstandard.at, 15. 2. 2000)

 

"Diese Entschädigungen [der NS-ZwangsarbeiterInnen] sind nichts anderes als Schutzgeld, das wir zahlen müssen. [...] Das ganze Unheil dieses Jahrhunderts ist eindeutig auf den Rachefrieden, den die Siegermächte nach dem Ersten Weltkrieg mit den deutschen Ländern und Ungarn geschlossen haben, zurückzuführen. [...] Er [der Anwalt Ed Fagan] ist ein guter Geschäftsmann, das ist klar. Aber ich glaube, er trägt nicht dazu bei, Sympathien für seinesgleichen zu erwecken. Aber man darf auch nicht verallgemeinern. Es gibt in Deutschland auch den Anwalt Witti, von dem ich annehme, dass er nicht jüdischer Abstammung ist - und der agiert ähnlich als Geschäftsmann."

(BR John Gudenus, Interview mit profil, 29. 5. 2000)

 

"Unsere Ehre heißt Treue"

(Ernest Windholz, Parteiobmann der FPÖ-NÖ, führt bei einer Ehrung langjähriger FPÖ- Aktivisten "spontan" den Leitspruch der SS, den er nicht als solchen gekannt haben will, im Mund. Kurier, 5. 6. 2000)

 

"Unversöhnlich bis zum Tode. Am 24. Dezember 1980 starb Großadmiral Karl Dönitz. Dönitz war unmittelbarer Nachfolger von Adolf Hitler als Staatsoberhaupt und Oberbefehlshaber in den letzten Kriegstagen. In der kurzen ihm als Staatsoberhaupt vor dem Zusammenbruch verbliebenen Zeit hat Karl Dönitz als Mann der Verantwortung Großes geleistet. [...] Solche Unversöhnlichkeit [gemeint ist ein kritischer Kommentar zu Dönitz] über den Tod eines großen Mannes hinaus muss erschüttern. Hätte der Kommentator die Geschichte gründlich studiert, bevor er seine Giftpfeile gegen diesen großen Mann abfeuerte, hätte er Gewissheit erhalten, dass Dönitz als Vater den Tod von zwei Söhnen zu verkraften hatte, die als U-Boot- Besatzungsmitglieder tragisch ums Leben kamen. Beruhigend, dass derart niedriger Hass das menschlich Große von Großadmiral Karl Dönitz vor der Geschichte zu zerstören nicht imstande sein wird."

(Jörg Haider in den Kärntner Nachrichten, 15. 1. 1981)

 

"Ich bin sozusagen eine Symbolfigur für den zivilen Widerstand gegen das Establishment in Österreich und Europa geworden [...] nicht jeder kann zur Symbolfigur werden. Ich bin auserkoren."

(Haider-Interview, Tagesspiegel, 14. 6. 2000)

 

"Jetzt wird in der Schule endlich mal Ordnung gemacht. Parasitäre Elemente [gemeint sind LehrerInnen] müssen zur Kenntnis nehmen, dass der Fasching vorbei ist."

(Jörg Haider in: Der Standard, 28. 6. 2000)

 

"Wien soll endlich von den Linken befreit werden. [...] In Kärnten traut sich ja schon längst kein Linker zu demonstrieren, in Wien ist das anders. [...] Reden wir über Wiedergutmachung: Die betrifft nämlich nicht nur die in New York und im Osten, sondern vor allem auch unsere sudetendeutschen Freunde. Wir wollen uns zuerst um die eigenen Leute kümmern. [...] Es kann hier [Stichwort "AusländerInnen"] nicht nur einen Einwanderungsstopp geben, sondern auch eine klare Sichtung jener, die hier anwesend sind. Viel zu viele Illegale, Straftaten, Drogenhändler - alle haben hier in Österreich nichts verloren. Das muss unser Interesse sein, hier eine konsequente Beseitigung herbeizuführen."

(Jörg Haider, Wiener Stadthalle, 20. 10. 2000, zit. nach www.derstandard.at, 23. 10. 2000)

 

"Der Häupl [Wiener Bürgermeister] hat einen Wahlkampfstrategen, der heißt Greenberg. Den hat er sich von der Ostküste einfliegen lassen. Liebe Freunde, ihr habt die Wahl, zwischen Spindoctor Greenberg von der Ostküste oder dem Wienerherz zu entscheiden."

(Jörg Haider, FPÖ-Veranstaltung in der Kurhalle Oberlaa, 23. 2. 2001, in: Der Standard, 2. 3. 2001)

 

 

« zurück

 

Unterstützt von: