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Lauter Nazi-AussteigerInnen?

Neues von ganz rechts - November 2016

Am 3. November wird in Wien der Mitte August begonnene Geschworenenprozess gegen den deutschen Neonazi Rolf K. Müller, dessen Gattin Dorothee (ehem. Lindemuth) und Isabella Kordas, eine der wenigen Frauen unter den Kadern der Wiener Neonaziszene, fortgesetzt. Die Anklage wirft ihnen mehrere Verstöße gegen das Verbotsgesetz vor, sie bekannten sich jedoch nicht schuldig.

 

Nach einem Hinweis aus der Szene stürmten Wega-Beamte am 5. Juli 2014 in das "Fritz-Stüber-Heim" in Wien-Ottakring, wo gerade ein Blood & Honour-"Liederabend" mit Müller (alias "Lokis Horden") und Kordas (alias "Sterbehilfe") stattfand. Dort konnten bei Ersterem Liedtexte wie "Jude verrecke" beschlagnahmt werden. Der deutsche Neonazi wollte vor Gericht glaubhaft machen, er sei nur zufällig ins "Stüber-Heim" geraten und habe dort auf seiner ebenfalls zufällig mitgeführten Gitarre nur "Fußballlieder" spielen wollen. Die inkriminierten Texte hätte er nur teilweise gekannt und zudem wisse er nicht, wie diese in seine Liedermappe gekommen sind. Kordas, die Anfang 2009 auf Distanz zur Neonazi-Szene gegangen sein will, behauptete, sie sei mit ihrem Freund Petar Helmer nur deswegen ins "Stüber-Heim" gegangen, um "alte Freunde" wiederzusehen.

 

Bei einem weiteren Konzert im Dezember 2014 bei Gottfried Küssels Akademischer Ferialverbindung Reich habe Müller weitere einschlägige Lieder vorgetragen. Dorothee Müller hat laut Anklage mehrere neonazistische Events (mit)organisiert und Leute dort hinmobilisiert. Eine Hausdurchsuchung bei den Müllers brachte weitere Indizien gegen diese zum Vorschein, zum Beispiel einen mit Nazi-Devotionalien ausgeschmückten Keller. Auch die Tätowierungen der Angeklagten verweisen auf neonazistische Gesinnung und wurden zudem öffentlich (auf facebook) gezeigt.

 

Während Kordas nur aus privaten Gründen mal wieder einen Abstecher in Wiens Neonaziszene gemacht haben will, behauptete Rolf Müller, gar kein Neonazi (mehr) zu sein, sondern nur ein harmloser "Rechter". Dem widerspricht etwa die Tatsache, dass er gemeinsam mit Gattin Dorothee erst Anfang September nach Norditalien zum Neonazi-Festival "Ritorno a Camelot" pilgerte. Und Mitte Oktober verschlug es die beiden zum neonazistischen "Rocktoberfest" in die Schweiz, wo sie u. a. den Hassgesängen von Stahlgewitter lauschten. Am Tag des Konzertes postete Rolf Müller eine Liedzeile der deutschen Neonaziband auf facebook: "Endlich sind wir wieder da und wir kommen gleich zur Sache – Hass ist unser Amt und unsere Tugend ist Rache". Ob die Müllers angesichts ihrer auf facebook nach wie vor dokumentierten neonazistischen Aktivitäten vor Gericht mit ihrer Selbstdarstellung als unwissende oder harmlose "Rechte" durchkommen werden, darf bezweifelt werden.

 

 

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