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Weitere Neonazis verhaftet

Neues von ganz rechts - Mai 2011

Im Zusammenhang mit den Ermittlungen gegen die neonazistische Homepage Alpen-Donau wurde Mitte April Gottfried Küssel und ein zunächst namentlich nicht bekannter Neonazi verhaftet (Gottfried Küssel verhaftet »). Kurz darauf wurde bekannt, dass es sich bei dem als "Computerhirn" gehandelten zweiten Verhafteten um Christian W. Anderle handelt. Am 22. April wurde schließlich auch der Küssel-Adlatus Felix Budin verhaftet. Alle drei Verdächtigen - für sie gilt die Unschuldsvermutung - können auf eine längjährige Karriere in der neonazistischen Szene zurückblicken.

Der ab Ende der 1980er in der FPÖ und beim Ring Freiheitlicher Jugend (RFJ) aktive Christian W. Anderle (Jg. 1971) schändete Ende Oktober 1992 zusammen mit einem zweiten Neonazi den jüdischen Friedhof in Eisenstadt. Auf die Grabsteine sprühten sie Parolen wie "Sieg Heil" und "Sieg Haider". In ihrem Bekennerschreiben bekundeten sie, dass sie mit dieser Tat ihrem "Vorbild Jörg Haider" einen "arischen Gruß" zukommen lassen wollten. 1994 betrieb er unter dem Pseudonym "Arisk" im Rahmen des damals im Internet aktiven neonazistischen Thule-Netzes die österreichische Dissident BBS-Mailbox. Dort befürwortete er u. a. die Veröffentlichung von Bombenbauanleitungen im Internet. Um einer Verhaftung zu entgehen, flüchtete er 1996 nach Südafrika. Nach Zusage des freien Geleits kehrte er 2003 nach Österreich zurück, wo er sich einem Verfahren stellen musste (Haftstrafe für Schändung des jüdischen Friedhofs Eisenstadt »).

Felix Budin (Jg. 1977), seit Jahren einer der engsten Weggefährten Küssels, wurde zu Beginn seines Studiums bei der Grenzlandsmannschaft Cimbria aktiv und begann kurz darauf, sich in der neonazistischen Nationalen Jugendoffensive (NJO) zu engagieren. 2002 nahm er am Wiener Heldenplatz auf einer Neonazi-Kundgebung gegen die Ausstellung "Vernichtungskrieg - Verbrechen der Wehrmacht 1941-1944" Ordnerfunktionen wahr. 2003 und 2004 war Budin als Referent für Veranstaltungen des RFJ 22 (Marcus Vetter) und des Kulturring 3,4, einer im engsten FPÖ-Vorfeld agierenden Gruppe, angekündigt. 2004 trug er das Leittransparent beim Trauermarsch zum Grab Walter Nowotnys am Wiener Zentralfriedhof, wo er dann den Nazi-Fliegerhelden in einer Rede würdigte. Seine herausragende Stellung in der ostösterreichischen Neonaziszene wurde auch an der Tatsache deutlich, dass er im selben Jahr "stellvertretend für Aktivisten und alte Kämpfer aus dem Raum Wien und Niederösterreich" eine Stellungnahme mit unterzeichnete (Wunsiedl-Nachwehen »). Wiederholt nahm Budin zusammen mit Küssel an Aktionen und Treffen des neonazistischen Bunds freier Jugend (BfJ) in Oberösterreich teil, z. B. an dessen "Sommerfest" 2007.

Nachdem Alpen-Donau gut drei Wochen vor Küssels Verhaftung offline gegangen war, ist die Website seit dem 19. April wieder online. Offensichtlich soll mit der neuerlichen Inbetriebnahme versucht werden, Küssel und Co. zu entlasten und Stärke vorzugaukeln.

 

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