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Neonazismus im freiheitlichen Milieu

Neues von ganz rechts - März 2011

Die National Zeitung (10/2011) berichtet über einen Vortrag des deutsch-südafrikanischen Rechtsextremisten Claus Nordbruch in Wien am 23. Februar. Auf Einladung des Buchdienstes Freisinn (Alexander El Azzeh) und der Gesellschaft für freie Publizistik (Martin Pfeiffer) sprach Nordbruch in den Räumen der Österreichischen Landsmannschaft (ÖLM) über sein Lieblingsthema, den "Machfaktor Zionismus".

Bereits 2002 sorgten ein Auftritt und insbesondere ein Interview Nordbruchs für eine (nicht weiter verfolgte) Anzeige ("Trauerfeier" am Tag der Befreiung »). Nordbruch war daneben bereits Gast bei der Arbeitsgemeinschaft für demokratische Politik (AFP) und auch als "Gutachter" für den Holocaustleugner Germar Rudolf tätig (Vierteljahreshefte für freie Geschichtsforschung 2/2002). Gegenüber Neonazis kennt er "keine Berührungsängste", wie Nordbruch in einem Interview mit der (mittlerweile verbotenen) deutschen Sektion des Skinhead-Netzwerkes Blood & Honour einräumte. In diesem Interview lädt er nicht nur die als "Kameraden" bezeichneten Neonazis auf seine Farm in Südafrika ein, sondern gibt ihnen auch Nachhilfe in Waffenkunde: "Zur Verteidigung und zum Nahkampf empfehle ich eine 12er Repetierschrotflinte, den Colt Python 357 Magnum, die Heckler & Koch MP 5. Für die Jagd hat sich ein halbautomatischer Karabiner 308 oder 30.06 bewährt und wenn's ganz massiv kommt, ist das Sturmgewehr R 5 überaus nützlich." Zum Schluss ruft Nordbruch den Glatzköpfen im sogenannten "Rassenkrieg" zu: "Am Ende steht der Sieg!" (Blood & Honour 9/2000)

Zum nunmehrigen Vortrag Nordbruchs seien laut National Zeitung mehr als "70 Interessierte" gekommen, darunter "Bezirks-, Landtags- und Nationalratsabgeordnete" der FPÖ. Die Teilnahme freiheitlicher Politiker entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie, gehört doch Nordbruch zu den schärfsten Kritikern der versuchten Kontaktnahme mit israelischen Rechtsaußenkräften seitens einer kleinen Gruppe rund um FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache und FPÖ-MEP Andreas Mölzer.

Erst am 26. Jänner dieses Jahres veröffentlichte die Neonazi-Site Alpen-Donau eine Abrechnung Nordbruchs mit der angeblich nun "koscher[en] und politikfähig[en]" Rechten, die gegenwärtig versuche, sich Israel anzubiedern. Mit dem aus Kärnten stammenden Neonazi Andreas Thierry zählt er Parteien wie die FPÖ nun einer "Judäo-Rechten" zu. Diese handle "im Sinne Israels und der zionistischen Lobby an weltweiten Schalthebeln der Macht".

Nachdem Nordbruch nun in Wien neuerlich seine Verwunderung über die "seltsame[n] Freunde" aus Israel artikuliert hatte, "beleuchtete ein FPÖ-Mandatar Hintergründe dieser Reise. Die meisten europäischen Rechtsparteien versuchten, auf diese Weise hof- und koalitionsfähig zu werden. [...] Die Strache-FPÖ erwarte sich [...] im Falle einer Beteiligung an der Bundesregierung weniger Kritik aus dem Ausland als im Jahre 2000, als es internationale Sanktionen gegen die schwarz-blaue Regierung gab." (National Zeitung 10/2011, S. 18)

 

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