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Österreicher bei deutschen Neonazis

Neues von ganz rechts - Juni 2004

Am 30. Mai folgten mehr als 350 vorwiegend jüngere Neonazis der Einladung einer Plattform Neue Ordnung (PNO) und versammelten sich in Stuttgart. Die PNO vereint unter ihrem Dach die Bewegung deutsche Volksgemeinschaft (BDVG) und die Bewegung Neue Ordnung (BNO). Sie gilt als Rechtsabspaltung der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD), der man z. B. vorhält, dass sie auf ihrer Liste zu den EU-Wahlen einen gebürtigen Bosnier kandidieren lässt.

Beim Treffen, das unter dem Motto "Tag der Gemeinschaft: Volksgemeinschaft leben" stand, hielt Andreas Thierry aus Anlass des 80. Geburtstages von Herbert Schweiger einen Vortrag über dessen "Leben und Werk". Dabei gab er laut Bericht der Veranstalter "einen umfassenden Einblick in das Lebenswerk und die politischen Verdienste des unbestechlichen Steiermärkers Herbert Schweiger [...], der auf 6 Kampfjahrzehnte im Einsatz für die nationale Idee zurückblicken kann". Seine Rede schloss Thierry mit "der Aufforderung an die deutsche Jugend, das Lebenswerk Herbert Schweigers fortzuführen, und dem Aufruf 'Deutsche Jugend, Steh auf!'".

Dann hielt der Geehrte selbst eine "bewegende[n] und tiefgreifende[n] Rede über ‚Europas neue Idee'". Die in Wahrheit alten Vorstellungen Schweigers über eine nationalsozialistische "Neue Ordnung" sind beim Treffen in Stuttgart auch in Buchform vorgestellt worden. In dem jüngsten Machwerk des Chefideologen der deutsch-österreichischen Neonazi-Szene - ein "Nationales Manifest für Deutschland & Europa" - werde das "Grundübel unserer Zeit [enthüllt]: Das lebens- und naturwidrige kapitalistische Geld- und Wirtschaftssystem, mit dem Wahnsinn des Zins und Zinseszinses". Das Gleiche hat der NS-Ideologe Gottfried Feder bereits vor rund 80 Jahren getan, wobei er noch offen vom "Weltjudentum" sprach, während seine Apologeten dieses heute verschämt das "internationale Großleihkapital" nennen.

Am Ende stellte der "Versammlungsleiter" Lars Käppler, im März dieses Jahres Gast beim "Tag der volkstreuen Jugend" in Wels (BFJ-Treffen in Wels »), den "Appell zu Württemberg am 30. 5. 2004: Wir fordern die Volksgemeinschaft!" vor. Laut diesem ist heute "das materielle, geistige und biologisch-genetische Erbe des deutschen Volkes in noch nie da gewesener Form tödlich bedroht", und zwar "von Auflösung und Zersetzung durch Amerikanismus, Globalismus, Geldkapitalismus, Dekadenzkrise, Geburtenverweigerung und der Wahnvorstellung einer multikulturellen Gesellschaft". Schuld an dieser Entwicklung seien wie immer die finsteren "Hintergrundmächte", die "nach Deutschlands Niederlage am 8. Mai 1945" über die "alliierten Besatzermächte[n]" die "Umerziehung [...] geplant und gesteuert" hätten. Geholfen habe den Juden und Jüdinnen dabei die "Kollaboration charakterloser Subjekte unseres Volkes". Die Befreiung vom "von der amerikanischen Ostküste aus gesteuerte[n] globalisierte[n] Geldkapitalismus" soll "von unten" erfolgen: Neonazistische "Kadergruppen und Verbände" müssten dabei "die Volksgemeinschaft im Kleinen vorleben und neue, überzeugende Formen menschlichen Zusammenlebens entwickeln".

Unter den Erstunterzeichnern des "Appells" findet sich neben Schweiger ein weiterer Österreicher: Walter Marinovic, ein einstmals "freiheitlicher Kulturkämpfer", der bis dato eher dem rechtsextremen Milieu zuzurechnen war.

 

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