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Gibt es wirklich eine Holocaust-Industrie? (Rezension)

Armin Pfahl-Traughber

Piper, Ernst (Hrsg.): Gibt es wirklich eine Holocaust-Industrie? Zur Auseinandersetzung um Norman Finkelstein. Zürich: Pendo-Verlag 2001. 211 S.

 

 

Bereits vor der deutschen Übersetzung von Norman G. Finkelsteins Buch "Die Holocaust-Industrie" löste die darin enthaltene Behauptung, jüdische Organisationen instrumentalisierten die Erinnerung an den Massenmord zu eigenen materiellen Zwecken, große Aufmerksamkeit in den Medien aus. Der Verleger Ernst Piper stellte in dem Sammelband "Gibt es wirklich eine Holocaust-Industrie?" einige der ersten Reaktionen von Publizisten und Wissenschaftlern zusammen. Er enthält 24 Artikel und Interviews, wozu sowohl Nachdrucke als auch Originalbeiträge zählen.

Gegliedert sind die Texte in drei Teile: Nach einer zusammenfassenden Darstellung der deutschen Debatte wird ein Interview mit Finkelstein und eine Gegendarstellung der Jewish Claims Conference dokumentiert sowie eine Vielzahl von meist kritisch gehaltenen ersten Reaktionen abgedruckt. Abschließend finden sich noch einige breiter angelegte Aufsätze zur Rolle der Holocaust-Erinnerung in der amerikanischen Gesellschaft.

Da es sich um ein Sammelband mit ganz unterschiedlichen Beiträgen handelt, kann von einem einheitlichen Resultat nicht gesprochen werden. Die meisten Beiträge kritisieren allerdings Finkelsteins Auffassungen, werfen ihm Agitation und Propaganda, Pauschalisierungen und Unterstellungen, Ressentiments und Verschwörungsdenken vor. Besondere Aufmerksamkeit widmen viele Autoren auch den besonderen deutschen Reaktionen, sei das Problem doch weniger das Buch eines ansonsten kaum beachteten Autors, sondern die öffentliche Begeisterung in Deutschland über es. Wenngleich sich viele Aussagen in den jeweiligen Texten wiederholen, liegt mit Pipers Sammelband eine interessante Dokumentation der ersten Phase der Debatte vor. Mitunter polemisierten dabei auch die Finkelstein-Kritiker in überzogener Weise, gleichwohl können sie durchaus überzeugende Einwände gegen das in der Tat pauschalisierende und undifferenzierte Buch vortragen.

 

 

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