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"Sie gingen den anderen Weg" - Organisierter Widerstand in Österreich

Antikatholische Maßnahmen, die Verfolgung von ehemaligen Funktionären des österreichischen "Ständestaats" und die Unterdrückung alles Österreich-Patriotischen führten zur Bildung dreier großer, fast namensgleicher bürgerlich-katholischer Widerstandsgruppen. Als im Frühjahr 1940 Vertreter der drei Gruppen Gespräche über einen Zusammenschluss begannen, verhaftete die Gestapo weit über 100 AktivistInnen. Ein im Dienst der Gestapo stehender Spitzel, der Burgschauspieler Otto Hartmann, hatte die Widerstandsgruppen ausspioniert und verraten. 1944 wurden zehn führende Funktionäre aller drei Gruppen zum Tode verurteilt und hingerichtet, zahlreiche andere AktivistInnen wurden zu teilweise hohen Zuchthausstrafen verurteilt.

Schlussbericht Gestapo WienSchlussbericht Gestapo Wien  

 

 

 

Schlussbericht der Gestapo-Leitstelle Wien, 17. 12. 1940 (Auszug)

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Die Bedeutung der zwischen 1942 und 1944 operierenden Widerstandsgruppe um den Währinger Kaplan Dr. Heinrich Maier (1908-1945) und den Generaldirektor der Firma Semperit Franz Josef Messner (1896-1945) lag vor allem in deren Kontakten zum amerikanischen Kriegsgeheimdienst. Aufgrund von Informationen über Standorte von Industriebetrieben konnten diese von den Alliierten gezielt bombardiert und die Zerstörung von Wohngegenden zumindest teilweise vermieden werden. Die Gruppe wurde durch einen Verräter zwischen Februar und April 1944 aufgedeckt. Acht führende Mitglieder der Gruppe wurden wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" am 28. 10. 1944 zum Tode verurteilt und später hingerichtet bzw. ermordet.

 

Franz Josef Messner (Foto: DÖW)

Franz Josef Messner (1896-1945) wurde am 28. 10. 1944 zum Tode verurteilt und am 23. 4. 1945 im KZ Mauthausen in der Gaskammer ermordet. (Foto DÖW)

 

"Am 23. 4. 1945 um 15 Uhr kam der Kommandant SS Standartenführer Franz Ziereis persönlich in den Bunker und befahl mir, 40 Häftlinge, darunter Dr. Franz Messner, in den Gaskeller zu führen. Messner wollte mir, als er aus seiner Zelle ging, noch etwas sagen, doch die Anwesenheit des Kommandanten verhinderte dies. Geschlagen wurde niemand von den Häftlingen. Der Kommandant ließ selbst das Gas ein. Die Vergasung funktionierte, denn ich musste bereits nach 5 Minuten die Türen öffnen und die Ventilatoren einschalten. Die Leichen der Vergasten wurden noch in derselben Nacht vom 23. auf den 24. 4. 1945 im Krematorium des KL Mauthausen verascht."

Der Tiroler Ernst Martin, damals Häftling im KZ Mauthausen, über die Ermordung Messners

 

 

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