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Von der Rassenhygiene zum Massenmord

Elisabeth Klamper / Wolfgang Neugebauer


Rassismus, im besonderen Antisemitismus, und Rassenhygiene waren fundamentale Elemente in Weltanschauung und Propaganda des Nationalsozialismus und wesentliche Bestandteile der Politik Hitlerdeutschlands. Nach den irrationalen NS-Rassenlehren, die von Forschungsinstituten und Universitäten als "Wissenschaft" ausgegeben und der Bevölkerung mittels Propaganda und Erziehung eingetrichtert wurden, waren die Deutschen (und damit die zu Deutschen erklärten Österreicher) als "nordische" oder "germanische" Rasse zu "Herrenmenschen" auserkoren. Andere Völker, Volksgruppen und Minderheiten, vor allem Slawen, Juden und "Zigeuner", galten als "minderwertig", wurden zu "Untermenschen" gestempelt oder als "lebensunwert" qualifiziert. Im Interesse der "Höherentwicklung" der eigenen Rasse sollten auch die "Minderwertigen" des eigenen Volkes (geistig und körperlich Behinderte, "Erbkranke", soziale Randgruppen) "ausgemerzt" werden. Für "unnütze Esser", für "Ballastexistenzen", war im nationalsozialistischen Deutschland, das auch das menschliche Leben einer erbarmungslosen Kosten-Nutzen-Rechnung unterwarf, kein Platz. Die "Minderwertigen" sollten entweder durch Verhinderung der Fortpflanzung oder durch physische Vernichtung ausgeschaltet werden.

Die erste verbrecherische Maßnahme, die die Nationalsozialisten nach ihrer Machtergreifung auf dem Gebiet der "Erb- und Rassenpflege" durchführten, war die zwangsweise Sterilisierung von "Erbkranken" durch das "Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" vom 14. 7. 1933, das in Österreich mit Wirkung vom 1. 1. 1940 eingeführt wurde.

Die Zwangssterilisierung genügte den NS-Rassenhygienikern jedoch nicht, da man erst nach vielen Generationen Resultate erwartete. (Aus der modernen Humangenetik weiß man, dass auf diese Weise Erbkrankheiten überhaupt nicht ausgeschaltet werden können.) Es war kein Zufall, dass die Ausrottung der geistig und körperlich Behinderten im Jahr des Kriegsausbruchs 1939 begann. Die Notwendigkeit, Lazarettraum zu schaffen, Spitalspersonal freizustellen, Medikamente und Lebensmittel einzusparen, war der unmittelbare Anlass für die Euthanasie, der in Österreich mindestens 25.000 Menschen zum Opfer fielen.


 


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