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Verfolgung politischer Gegner

Wolfgang Neugebauer / Thomas Ninführ / Helmut Wohnout


Neben Juden und Roma waren die politischen Gegner des Nationalsozialismus Hauptziele der Repressionsmaßnahmen. Einerseits sollten mit dem NS-Totalitätsanspruch unvereinbare politische Bewegungen und Parteien ausgeschaltet bzw. mit deren Repräsentanten "abgerechnet" werden, andererseits sollte durch Ausübung von Terror jeglicher Widerstand von dieser Seite im Keim erstickt werden. Die Verfolgungsmaßnahmen waren daher schon lange vor dem März 1938 von den Verantwortlichen in Berlin geplant bzw. in den Machtträumen österreichischer Nationalsozialisten vorweggenommen worden.

Die erste große Verhaftungswelle unmittelbar nach der Besetzung richtete sich vor allem gegen Vertreter des untergegangenen Ständestaates, Kommunisten, Sozialisten, bekannte antinazistische Künstler sowie Juden. Die Zahlenangaben schwanken zwischen 50.000 und 76.000 Inhaftierten innerhalb der ersten sechs Wochen; eine genaue Feststellung wird wohl nie möglich sein, da über viele Festnahmen durch SA-, SS- und HJ-Angehörige, vor allem im lokalen Bereich, keinerlei Aufzeichnungen gemacht wurden. Einige Tausend der Verhafteten blieben längere Zeit inhaftiert oder kamen im Laufe des Jahres 1938 ins KZ, der Großteil aber wurde nach einigen Tagen oder Wochen wieder freigelassen. Später allerdings - insbesondere im Zusammenhang mit dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 - wurden viele Funktionäre der ehemaligen österreichischen Parteien neuerlich verhaftet.

Dem Tagesrapport der Gestapo Wien vom 10. bis 12. Dezember 1938 ist zu entnehmen, dass bis dato allein von dieser Stapoleitstelle "insgesamt 20.793 Schutzhäftlinge behandelt wurden". Im Allgemeinen ging die Verhaftung auch mit dem Verlust der Stellung oder des Arbeitsplatzes, vor allem bei Juden auch des Geschäftes und der Wohnung einher; es wurde also die ganze Familie von den Verfolgungshandlungen in Mitleidenschaft gezogen. Demütigungen und Misshandlungen der Opfer durch fanatische Nationalsozialisten waren gang und gäbe. Dadurch wurde bewusst eine Atmosphäre des Schreckens geschaffen.


 


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Downloads

Widerstand und Verfolgung im Nationalsozialismus
(23,8 MB)

Brigitte Bailer, Wolfgang Maderthaner, Kurt Scholz (Hrsg.)

Hinrichtungen in Wien, 1938 bis 1945
(17,4 MB)
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