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Der wirtschaftliche Anschluss

Fritz Weber

Foto: Österreichische Gesellschaft für Zeitgeschichte/Bildarchiv, jetzt: Österreichische Nationalbibliothek/Bildarchiv
In den "Ostmarkwerken" auf dem Gelände des Wiener Arsenals, das schon in der Zeit der Monarchie Rüstungsbetriebe beherbergt hatte, wurden nach dem "Anschluss" Flak-Geschütze erzeugt.

(Foto: Österreichische Gesellschaft für Zeitgeschichte / Bildarchiv; jetzt: Österreichische Nationalbibliothek / Bildarchiv)

 

 

In der nationalsozialistischen Propaganda standen die "nationalen" Motive des "Anschlusses" im Vordergrund. Doch der wirkliche Grund des Einmarsches in Österreich war ein anderer: 1938 stieß die deutsche Rüstungswirtschaft an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit. Die Fortsetzung der Aufrüstung schien in Frage gestellt. Denn es mangelte an Rohstoffen, Arbeitskräften, freien Industriekapazitäten und - nicht zuletzt - an Devisen zum Import rüstungswichtiger Güter. Nicht der Autobahnbau oder andere Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen hatten im Deutschen Reich seit 1933 die Arbeitslosigkeit reduziert, sondern die Vorbereitung eines neuen Krieges. Das "Blitzkrieg"-Konzept sollte Deutschland in die Lage versetzen, ein Land nach dem anderen seinem Einflussbereich einzuverleiben und mit dem so gewonnen Zuwachs an Wirtschaftskraft den jeweils nächsten Gegner auszuschalten.

Im Rahmen des 2. Vierjahresplans, der 1936 unter der Federführung Hermann Görings ausgearbeitet worden war, hatte neben der Entwicklung von Ersatzstoffen (etwa für Gummi und Erdöl) die Sicherung des Zugangs zu nicht-substituierbaren Gütern (wie dem Eisenerz aus dem steirischen Erzberg) oberste Priorität.

Es ist daher kein Zufall, dass Österreich und die so genannten sudetendeutschen Gebiete der Tschechoslowakei mit ihren reichen ökonomischen Ressourcen schon vor 1938 im Blickfeld des Nationalsozialismus lagen und dass diese Länder als erste "angeschlossen" wurden. An Österreich interessierten neben dem Erzberg die ungenutzten Wasserkräfte, die Erdölvorkommen im Marchfeld, die Schwerindustrie, der Maschinenbau und die Gold- und Devisenreserven der Oesterreichischen Nationalbank, die jene der Deutschen Reichsbank 1938 um ein Vielfaches übertrafen.


 


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