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Ernestine Löff, Johann Löff, Viktor Löff: Wir sind Juden, jedoch anständige Menschen

Deportationen Wien - Opole, Februar 1941

 

Ernestine Löff, geboren am 23. November 1876
Johann Löff, geboren am 8. Mai 1871, Drechsler
Viktor Löff, geboren am 16. März 1903

 

Deportation nach Opole: 26. Februar 1941

 

Die Familie Löff – Ernestine und Johann Löff mit sechs Kindern – lebte in der städtischen Wohnhausanlage Stromstraße 74-76 (Stiege 3, Tür 10). Die Wohnung wurde der Familie im Zuge der Kündigungsaktion der nationalsozialistischen Wiener Stadtverwaltung gegen jüdische MieterInnen von Gemeindewohnungen (rund 2000 Verfahren wurden Ende Juni 1938 angestrengt) per 31. Juli 1938 gekündigt. In mehreren Eingaben – u. a. an den Wiener Bürgermeister und an Gauleiter Bürckel – bat Johann Löff um Verlängerung der Kündigungsfrist.

 

An die städtische Wohnhäuserverwaltung der Gemeinde Wien schrieb er am 9. August 1938:

 

"Endesgefertigter [...] bittet Sie inständigst, die mir mit 31. ds. M.[onats] gekündigte Gemeindewohnung im obgenannten Hause bis 15. Oktober ds. J.[ahres] noch zu überlassen, da wir zu diesem Termin das Deutsche Reich verlassen. [...]
Wir sind Juden, jedoch anständige Menschen, arbeitsam und fleißig, und genießen im Hause, wo meine Kinder eine Werkstätte (Installateur) betreiben, guten Ruf."

 

Am 13. September 1938 bewilligte das Bezirksgericht Leopoldstadt die zwangsweise Räumung der Wohnung; diese sollte laut Mitteilung an die Gemeinde- und Sicherheitsbehörde am 9. November 1938 vollzogen werden. Die Familie Löff wartete im September 1938 auf die zugesagte Zuweisung einer Wohnung am Schlickplatz Nr. 4 und Johann Löff bat die städtische Wohnhäuserverwaltung am 30. September "um ganz wenig Geduld":

 

"Die Ortsgruppenleitung der N.S.D.A.P. hat mein Wohnungsgesuch bestätigt und befürwortet. [...] es wurde mir mitgeteilt, daß die Wohnungszuweisung innerhalb einigen Tagen schriftlich erfolgt.
Ich habe bereits alle Vorbereitungen zum Umsiedeln getroffen, sobald diese Zuweisung einlangt, ziehe ich prompt aus. Ich hoffe, daß dies noch im Laufe der nächsten zwei Tage der Fall ist. Ich bitte sie noch um ganz wenig Geduld, umsomehr da meine Frau seit den letzten Tagen krank ist und der Arzt riet, jede Aufregung von dieser Frau fernzuhalten."

 

Am 3. November 1938 zog die Familie aus. Letzte Adresse von Ernestine und Johann Löff vor der Deportation war die Taborstraße 11 in Wien-Leopoldstadt. Das Ehepaar Löff wurde gemeinsam mit Sohn Viktor Löff am 26. Februar 1941 nach Opole deportiert. Dort verliert sich ihre Spur.

 

Ein weiterer Sohn, Paul Löff, geboren am 17. Juli 1900, Installateur, wurde 1939 nach Nisko deportiert und überlebte in einem sowjetischen Lager.

 

Die Kinder Fritz Löff (geboren am 25. Juli 1914), Walter Löff (geboren 1902) und Hedwig Annie Löff überlebten im Exil.

 

 

Literatur:
Herbert Exenberger / Johann Koß / Brigitte Ungar-Klein, Kündigungsgrund Nichtarier. Die Vertreibung jüdischer Mieter aus den Wiener Gemeindebauten in den Jahren 1938-1939, Wien 1996.
Für diese Publikation arbeiteten die AutorInnen Akten der Magistratsabteilung 52 auf.

 

 

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