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Weihs, Armand Robert

Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)

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Name russisch: Вайс Арманд Игнатьевич

Geboren: 21.02.1900, Wien

Beruf: Ingenieur

Letzter Wohnort in Österreich: Wien

Ankunft in Russland/Sowjetunion: 02.10.1934

Wohnorte in der Sowjetunion: Moskau

Verhaftet: 04.03.1938, Moskau

Anklage: Spionage, konterrevolutionäre Agitation

Urteil: 15.01.1940, Moskauer städtisches Gericht, Freispruch

Gestorben: 1943

Emigrationsmotiv: Schutzbund-Emigration

Schicksal: freigelassen

 

Armand Robert Weihs (Namensvarianten: Weiss, Weiß) wurde 1900 in Wien geboren. Sein Vater war kaufmännischer Angestellter, die Mutter Schneiderin. Nach der Volks- und Bürgerschule studierte er am Technologischen Gewerbemuseum in Wien. Am 8. März 1918 brach er das Studium ab und trat als Freiwilliger in die k.u.k. Armee ein. Er diente an der italienischen Front und rüstete als Fähnrich ab. Erst Mitte der zwanziger Jahre schloss er erfolgreich ein Studium an der Technischen Hochschule ab, denn er musste bereits kurz nach Studienbeginn an der Technischen Hochschule seinen Lebensunterhalt als Hilfsmonteur selbst verdienen. 1927 heiratete er Johanna Nobawiza, die er bei der SAJ - er war Mitglied ab 1918 - kennengelernt hatte. Weihs arbeitete dann als Montageleiter: von 1921 bis 1929 bei Western Electric, dann bis 1934 bei Ericsson.

 

Weihs war in zahlreichen Funktionen in der SAJ, in der SDAP und im Schutzbund tätig. Nach Differenzen mit Alexander Eifler, dem militärischen Leiter des Schutzbundes, schied er 1927 aus dem Schutzbund aus. Erst 1933 trat er wieder in den Schutzbund ein, entwarf Alarmpläne und war am Waffenschmuggel beteiligt. Im Februar 1934 war er Führer des Kreises Nord-Ost, der Wien-Donaustadt und Brigittenau umfasste. Am 17. Februar 1934 flüchtete er in die Tschechoslowakei. Im November wurde er vom österreichischen Staat ausgebürgert.

 

Anfang Oktober 1934 konnte Weihs mit einer Gruppe von Schutzbündlern nach Russland emigrieren, wo er bis 1935 am Bau der Moskauer Metro beschäftigt war, später beim Ausbau des Moskauer Telefonnetzes mitarbeitete. Anfang 1935 wurde er Mitglied der KPÖ. 1935/36 besuchte Weihs Kurse an der Komintern-Kaderschmiede КУНМЗ. 1937 war er in der Leitung der österreichischen Sektion des Klubs ausländischer Arbeiter tätig. Sein 1937 eingebrachtes Ansuchen um sowjetische Staatsbürgerschaft wurde bis zu seiner Verhaftung am 4. März 1938 nicht erledigt.

 

Nach der Verhaftung wurde Weihs der Spionage beschuldigt: er sei vom tschechoslowakischen Geheimdienst angeworben worden und habe das Signalsystem der Metro ausspioniert und an das Ausland verraten. Später wurde die Anklage auf antisowjetische Agitation geändert. In der Untersuchungshaft, die bis Mitte 1940 dauerte, wurde er dreizehn Mal verhört. Anfangs "gestand" er, dass er für den tschechoslowakischen Geheimdienst spioniert habe, später widerrief er. Weihs hatte das Glück, dass sein Fall in der Amtszeit N.I. Ežovs nicht abgeschlossen wurde und dass Ernst Fischer bei der öffentlichen Gerichtsverhandlung zu seinen Gunsten aussagte - er wurde freigesprochen. Das Exekutivkomitee der Komintern hatte ihn ebenfalls mit einer positiven Charakteristik unterstützt.

 

Im Zweiten Weltkrieg kam Weihs bei einem Partisaneneinsatz 1943 oder 1944 ums Leben. Seine Frau Johanna kehrte nach Österreich zurück und wurde später in Wien die Sekretärin von Friedl Fürnberg.

 

 

Quelle: RGASPI, DÖW, ÖStA

 

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