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Reiterer, Ernst

Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)

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Name russisch: Рейтерер Эрнст (Битнер Карл, Сепп)

Geboren: 29.09.1902, Friedberg (Bezirk Hartberg, Steiermark)

Beruf: Funktionär, Gärtner

Letzter Wohnort in Österreich: Wien

Ankunft in Russland/Sowjetunion: 01.02.1935

Wohnorte in der Sowjetunion: Moskau

Verhaftet: 24.02.1938, Moskau

Anklage: Spionage

Urteil: 10.10.1938, Trojka, 8 Jahre Lagerhaft

Gestorben: 02.05.1942, Gulag

Rehabilitiert: 16.01.1989, Präsidium des Obersten Sowjets der UdSSR

Emigrationsmotiv: KP-Emigration

Schicksal: in der Haft umgekommen

 

Ernst Reiterer (in diversen Quellen auch Reiter oder Reitner genannt), geboren 1902 in Friedberg im Bezirk Hartberg, wanderte 1911 mit den Eltern nach Deutschland aus, wo er in München eine Gärtnerlehre absolviert und in der Bayerischen Räterepublik aktiv war. 1920 trat er der KPD bei. Nach seiner Ausweisung wegen Streikbeteiligung in Schlesien kehrte Reiterer 1932 nach Österreich zurück Er war Mitglied der KPÖ ab 1932 und Instruktor bei der Montan-Alpine (Leoben). Im März 1934 wurde er Mitglied des Politbüros der KPÖ. Reiterer war 1934/35 Leiter der Gewerkschaftsabteilung der KPÖ. Wegen Geldunterschlagungen wurde er Anfang 1935 abgezogen, aus der Partei ausgeschlossen und nach Moskau abkommandiert. In Moskau gab er seine Eigenmächtigkeiten in Geldangelegenheiten zu, die er auf ein Verhältnis mit einem Animiermädchen zurückführte, und wollte nach Österreich zurückkehren. Weil eine Mitarbeit Reiterers bei der österreichischen Staatspolizei 1934/35 nicht vollkommen ausgeschlossen werden konnte, stellte sich die KPÖ-Leitung vehement gegen seine Rückkehr nach Österreich und plädierte für eine Verschickung in den Hohen Norden. In Moskau arbeitete Reiterer einige Monate im Profintern-Apparat, später beim Tunnelbau der Metro.

 

Am 24. Februar 1938 wurde Reiterer verhaftet. Bei den Verhören standen die Umstände um seinen Ausschluss aus der KPÖ im Mittelpunkt, was als Spionageverdacht ausgelegt wurde. Wegen Spionage wurde Reiterer am 10. Oktober 1938 zu acht Jahren Lagerhaft verurteilt. Aus dem Gulag strengte er ein Berufungsverfahren an. Ein Staatsanwalt in Moskau gab ihm mit der Feststellung Recht, dass Beweise für Spionage oder antisowjetische Handlungen in der Untersuchungshaft fehlten. Er ordnete die unverzügliche Freilassung des Steirers an. Dagegen opponierte die Verkehrsabteilung des Moskauer NKVD, die Reiterer seinerzeit verhaftet hatte, sie lehnte seine Entlassung ab.

 

Reiterer starb in einem Lager in der Republik Komi am 2. Mai 1942. In der Partei war er auch unter den Decknamen Sepp bzw. Karl Bittner bekannt.

 

 

Quelle: Parteiarchiv der KPÖ, RGASPI, GARF

 

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