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Polak, Friedrich

Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)

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Name russisch: Полак Фридрих федорович

Geboren: 31.05.1895, Wien

Beruf: Schlosser, Pharmazeut

Ankunft in Russland/Sowjetunion: 1915

Wohnorte in der Sowjetunion: Novosibirsk, Kašira (Moskovskaja obl.)

Verhaftet: 17.02.1933, Kašira

Anklage: Spionage, Sabotage, Mitgliedschaft in einer konterrevolutionären Organisation

Urteil: 10.05.1933, Trojka, 10 Jahre Lagerhaft

Gestorben: 1966, Kalinin (Tver')

Rehabilitiert: 31.05.1956, Militärtribunal des Moskauer Wehrkreises

Emigrationsmotiv: Kriegsgefangener des Ersten Weltkriegs

Schicksal: überlebte

 

Friedrich Polak (Pollak) wurde 1895 in Wien als Sohn eines Briefträgers geboren und besuchte sechs Jahre ein Gymnasium. 1911 wurde er in die k.u.k. Armee einberufen. Er spielte Trompete im von Franz Lehar organisierten Armeeorchester (Lehars Familie war mit Polaks Eltern befreundet). Polak diente im Ersten Weltkrieg in der k.u.k. Armee als Feldscher, wurde selbst schwer verwundet und geriet in russische Kriegsgefangenschaft. Hier war er anfangs in Novonikolaevsk (Novosibirsk) in einem Krankenhaus ebenfalls als Feldscher und Pharmazeut tätig, später arbeitete er als Schlosser bei der Eisenbahn in Kašira im Moskauer Gebiet. Nach anderen Angaben war Polak in Kašira Leiter der Radiostation des Wasserkraftwerkes, Dirigent eines Orchesters und Kinomechaniker. Er heiratete die Tochter eines Arbeitskollegen und hatte mit ihr zwei Kinder. Ab 1927 war er sowjetischer Staatsbürger.

 

Am 17. Februar 1933 wurde Friedrich Polak verhaftet. Grund dafür war nach Polaks Meinung, dass er auf einem Foto erkannt wurde, auf dem er zusammen mit Arbeitern einer ausländischen Firma zu sehen war. Bei der Hausdurchsuchung wurde eine deutsche Zeitschrift beschlagnahmt, die er an einem Eisenbahnkiosk in Moskau gekauft hatte. In der Lubjanka wurde er solange unter schweren Druck gesetzt, bis er das vom Untersuchungsrichter vorgelegte Protokoll, in dem ihm Spionage, Sabotage und Mitgliedschaft in einer konterrevolutionären Organisation vorgeworfen wurde, unterschrieb. Dass Polak wenig später das Geständnis widerrief, nützte ihm nichts, er wurde – zusammen mit 13 Arbeitskollegen – zu zehn Jahren Lagerhaft verurteilt. Anfang Dezember 1936 kam er in einem Lager bei Vorkuta an, entlassen wurde er jedoch erst am 28. Februar 1947, also mehr als 14 Jahre nach der Verhaftung. Auch dann durfte er den Hohen Norden nicht verlassen, sein Pass wurde einbehalten, er musste sich monatlich bei der Polizei melden. Von seiner Frau, die inzwischen in Komsomol'sk-na-Amure wohnte, erfuhr er, dass ein NKVD-Mann noch am Tag seiner Verhaftung zu ihr gekommen war und sie zu seiner Geliebten machen wollte. Drei Tage später versuchte er, sie zu vergewaltigen, sie wurde nur durch das Einschreiten ihrer Nachbarn gerettet. Polak stellte selbst 1953 einen Antrag auf Rehabilitierung, er wurde 1956 rehabilitiert.

 

Friedrich Polak starb 1966 in Kalinin.

 

Seine Kinder Evelina (Эвелина Фридриховна Полак), geboren am 5. Februar 1927 in Kašira, und Lev (Лев Фридрихович Полак), geboren am 21. Dezember 1924, wurden 1994 als Opfer der stalinistischen Repressionen anerkannt. Lev Polak änderte in seiner Militärdienstzeit seinen Vatersnamen auf Fedorovič, um nicht als Sohn eines "Volksfeindes" verfolgt zu werden. Er lebte in den 1990er-Jahren in Tver', dem ehemaligen Kalinin.

 

 

Quelle: GARF, lists.memo.ru, Memorial Moskau

 

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