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Pischa, Johann

Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)

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Name russisch: Пиша Иоган Иоганович

Geboren: 23.09.1881, Zdeňkov (Mähren)

Beruf: Kranführer, Elektriker, Hausverwalter

Letzter Wohnort in Österreich: Wien

Ankunft in Russland/Sowjetunion: 25.04.1934

Wohnorte in der Sowjetunion: Moskau

Verhaftet: 20.03.1938, Moskau

Anklage: Spionage für Österreich und Deutschland

Urteil: 29.07.1938, Dvojka, Tod durch Erschießen

Gestorben: 13.08.1938, Moskau

Rehabilitiert: 21.09.1957, Militärtribunal des Gebietes Transkarpatien

Emigrationsmotiv: Schutzbund-Emigration

Schicksal: erschossen

 

Johann Pischa (Piša) wurde 1881 in Zdeňkov bei Dačice (Datschitz, Südmähren) geboren. Er stammte aus einer Arbeiterfamilie und ist wahrscheinlich in Wien aufgewachsen. Im ersten Weltkrieg diente er in der k.u.k. Armee. Von 1920 bis 1924 war er Mitglied der KPÖ, wechselte dann zur SDAP (der er schon von 1907 bis 1910 angehört hatte) und wurde Mitglied des Schutzbundes. Von 1920 bis 1933 arbeitete Pischa bei Siemens-Schuckert in Wien-Floridsdorf, danach war er bis zur Emigration arbeitslos. Wegen politischer Aktivitäten war er 1930 und 1933 vorübergehend in Haft. Im Februar 1934 nahm er an den Kämpfen in Wien-Floridsdorf teil, gelangte dann im April 1934 mit dem ersten Schutzbundtransport nach Russland. Seine Frau Anna folgte ihm 1935. In Moskau arbeitete Johann Pischa 1934 bis 1935 im Stalin-Autowerk, anschließend als stellvertretender Hausverwalter der Wohnhausanlage der Schutzbündler im Vorotnikovskij pereulok. Wegen eines eigenmächtigen Wohnungstauschs zugunsten seines Sohnes Franz, der wegen der größeren Familie des Sohnes durchaus sinnvoll war, wurden beide im Juli 1937 aus dem Schutzbund-Kollektiv und der KPÖ – ab März 1934 war Johann Pischa wieder KPÖ-Mitglied – ausgeschlossen. Vertrauensleute der KPÖ verlangten von der Hausverwaltung die Entlassung von Johann Pischa.

 

Am 20. März 1938 wurde Johann Pischa verhaftet, er wurde u. a. beschuldigt, im Auftrag der österreichischen Polizei einen Terror-, Sabotage- und Spionagering organisiert zu haben. Pischa "gestand", u. a. die Schutzbündler Leopold Brudna, Franz Leschanz und Paul Topainer angeworben zu haben. Am 29. Juli 1938 wurde Pischa zum Tode verurteilt und am 13. August 1938 in Butovo bei Moskau erschossen.

 

Seiner Frau Anna wurde wie üblich mitgeteilt, ihr Mann sei zu zehn Jahren Lagerhaft ohne Recht auf Korrespondenz verurteilt worden. Noch im Oktober 1955 teilte man ihr mit, ihr Mann sei 1943 im Lager gestorben. 1955 forderte sie in einer Eingabe an den Generalstaatsanwalt der UdSSR Aufklärung, ob ihr Mann noch am Leben sei. Anna Pischa kehrte 1963 nach Wien zurück und starb im selben Jahr.

 

 

Quelle: RGASPI, DÖW, lists.memo.ru

 

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