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Payer, Othmar

Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)

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Name russisch: Пайер Отмар Гугович

Geboren: 18.10.1901, Graz

Beruf: Zahntechniker

Letzter Wohnort in Österreich: Graz

Ankunft in Russland/Sowjetunion: 03.11.1926

Wohnorte in der Sowjetunion: Odessa, Moskau, Marxstadt (Marks), Saratov

Verhaftet: 22.04.1935, Saratovskaja obl.; 10.10.1937, Gulag

Anklage: konterrevolutionäre Tätigkeit

Urteil: 27.08.1935, Sonderberatung (OSO), 5 Jahre Lagerhaft; Militärtribunal, Tod durch Erschießen

Gestorben: 1937, Gulag

Rehabilitiert: 27.04.1989, Staatsanwaltschaft Saratov

Emigrationsmotiv: wirtschaftliche Emigration

Schicksal: erschossen

 

Othmar Payer wurde 1901 in Graz geboren. Nach der Ausbildung als Zahntechniker arbeitete er in Wien, Rumänien, Konstantinopel und Angora (Ankara), bis er im November 1926 von Neapel aus in die Sowjetunion fuhr. Zur Zeit seiner Verhaftung am 22. April 1935 war Payer mit einer Russin verheiratet und hatte einen kleinen Sohn. Die österreichische Gesandtschaft und das österreichische Rote Kreuz interessierten sich lebhaft für seinen Fall und erhielten Kopien von den erschütternden Briefen, die Payer aus einem Moskauer Gefängnis an seine Mutter in Graz richtete.

 

Die Sowjetbehörden wiesen alle Interventionen mit dem Argument ab, Payer sei seit 1925 sowjetischer Staatsbürger. Das war insofern unwahrscheinlich, als sich Payer damals in Neapel aufhielt. Zur Untermauerung der Behauptung, Payer sei Sowjetbürger, übermittelte das sowjetische Außenamt der Gesandtschaft die Kopie einer angeblich vom sowjetischen Konsulat in Neapel am 12. Februar 1926 ausgestellten Bestätigung, der zufolge Payer Sowjetbürger sei und sich in die UdSSR begebe. Merkwürdig an dem Dokument ist, dass das Datum für die Erwerbung der sowjetischen Staatsbürgerschaft fehlt, außerdem sind die Angaben über den Geburtsort (Grazza, Ungarn), das Geburtsdatum (17.11.1900) sowie die Berufsbezeichnung (Zahnarzt) Payers unrichtig. Othmar Payer hatte unglücklicherweise seinen von der Gesandtschaft in Moskau im Oktober 1926 ausgestellten österreichischen Pass verloren, jedoch keine Anzeige erstattet oder einen neuen beantragt, so dass er jahrelang ohne österreichische Dokumente in der UdSSR lebte.

 

Vermutlich waren der Geheimpolizei seine zahlreichen Auslandsaufenthalte suspekt. Nach der Verhaftung verlegte man ihn nach Moskau und warf ihm vor, vor neun Jahren die Zähne von Geistlichen behandelt zu haben sowie die Absicht, heimzukehren - alles keine strafbaren Tatbestände. Gegen die Untersuchungshaft protestierte er drei Mal durch längere Hungerstreiks, bevor er das Fernurteil vom 27. August 1935 in den Händen hielt: fünf Jahre Zwangsarbeit. Payer wurde am 10. Dezember 1937 im Uchtpečlag (Komi ASSR) erneut verhaftet und wenig später erschossen.

 

 

Quelle: lists.memo.ru, ÖStA

 

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