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Maché, Anna

Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)

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Name russisch: Маше (Махе, Машэ) Анна Алойзовна

Geboren: 03.03.1890, Brünn

Beruf: Näherin, Büroangestellte

Letzter Wohnort in Österreich: Wien

Ankunft in Russland/Sowjetunion: 04.05.1931

Wohnorte in der Sowjetunion: Moskau

Verhaftet: 25.09.1937, Moskau

Anklage: konterrevolutionäre trotzkistische Tätigkeit

Urteil: 09.02.1938, Sonderberatung (OSO), 8 Jahre Lagerhaft; 11.10.1940, Sonderberatung (OSO), Ausweisung

Gestorben: 12.06.1942, Wien

Rehabilitiert: 08.07.1958, Oberstes Gericht der RSFSR

Emigrationsmotiv: KP-Emigration

Schicksal: an Nazi-Deutschland ausgeliefert

 

Anna Maché, geboren 1890 in Brünn, war Näherin von Beruf und gehörte zusammen mit ihrem Lebensgefährten, dem russischen Revolutionär Lev Borisovič Sunica (Suniza), zu den Mitbegründern der KPÖ. Sunica studierte Mathematik in Moskau, musste aber 1913 Russland aus politischen Gründen verlassen. Er ging nach Wien, arbeitete teils als Hilfsarbeiter in Fabriken, aber auch als Russischlehrer an der Urania, wo er Anna Maché kennenlernte. Er pflegte Kontakte mit Trockij, Bucharin, Karl Renner, Otto Bauer und Max Adler. Ende 1918 wurde er aus Österreich ausgewiesen. In der Sowjetunion war er vielfältig tätig. 1926 wurde er von Bucharin an die Internationale Leninschule (ILS) in Moskau geholt, dann unterrichtete er Politökonomie in Novonikolaevsk (Novosibirsk) und war als Redakteur tätig. Sunica war der erste Rektor der Hochschule für Landmaschinenbau in Rostov-na-Donu. Ab 1931 war er wieder an der ILS in Moskau tätig. In dieser Zeit lernte er seinen Sohn Leo kennen, mit dem er von 1931 bis zu seiner Verhaftung am 25. März 1935 regelmäßig in Kontakt war. Lev Sunica starb (wahrscheinlich) 1943 im Gulag, nach Vermutungen seines Sohnes Leo Maché hat er aber bis 1971 unter anderem Namen gelebt.

 

Anna Maché arbeitete als Telefonistin in der sowjetischen Gesandtschaft, später als Korrespondentin und Übersetzerin in der sowjetischen Handelsvertretung in Wien und übersiedelte 1931 mit ihrem Sohn Leo (geb. 28.05.1919) nach Moskau, wo sie als Büroangestellte in Betrieben arbeitete. Ihre Verhaftung am 25. September 1937 erfolgte nicht zu Hause, sondern in der Kaderabteilung einer Kautschuk-Fabrik. Nach der Untersuchungshaft in Moskauer Gefängnissen wurde Anna Maché am 9. Februar 1938 wegen konterrevolutionärer trotzkistischer Tätigkeit zu acht Jahren Lagerhaft verurteilt und in den Hohen Norden deportiert, wobei sie die Strecke von Kotlas nach Vorkuta großteils zu Fuß zurücklegen musste. 1940 kam sie in Archangel'sk ins Krankenhaus und von dort nach Moskau. Ihr Gulag-Urteil wurde am 11. Oktober 1940 revidiert und in Landesverweisung umgewandelt, am 16. Oktober 1940 wurde sie an die Gestapo übergeben. Sie kehrte nach Wien zurück, wo sie 1942 ihrem Krebsleiden erlag.

 

Ihr Sohn Leo Maché (auch Maché-Suniza) wurde Anfang 1938 aus der Sowjetunion ausgewiesen. Er nahm die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft an, musste aber trotzdem in der Deutschen Wehrmacht dienen. Nach dem Krieg lebte er in Wien als Dolmetscher. Er veröffentlichte 2005 eine Biographie seines Vaters. Im Juni 1958 übermittelte der KPÖ-Funktionär Friedl (Siegfried) Fürnberg auf Bitte von Leo Maché ein Rehabilitierungsansuchen bezüglich seiner Mutter an das ZK der KPdSU. Das Resultat der schnell erledigten Überprüfung durch die Staatsanwaltschaft teilte die sowjetische Botschaft in Wien am 12. Juli 1958 der KPÖ mit. Fürnberg informierte Leo Maché noch 1958 von der Rehabilitierung seiner Mutter.

 

 

Quelle: RGASPI, Wiener Friedhofs-DB, Parteiarchiv der KPÖ

 

Siehe auch Leo Maché-Suniza, Der lebende Tote. Das eigenartige Schicksal des Altbolschewiken Ljew Borissowitsch Suniza, Berlin 2005;

Leo Maché, Die Familie Suniza-Maché, in: Memorial. Österreichische Stalin-Opfe, Wien 1990, S. 11-20.

 

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