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Janovsky, Josef

Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)

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Name russisch: Яновский Иосиф Яковлевич

Geboren: 23.12.1908, Agram (Zagreb)

Beruf: Schneider, Chauffeur

Letzter Wohnort in Österreich: Graz

Ankunft in Russland/Sowjetunion: 18.09.1936

Wohnorte in der Sowjetunion: Moskau

Verhaftet: 04.11.1936, Moskau; 23.04.1938, Gulag

Anklage: konterrevolutionäre trotzkistische Tätigkeit

Urteil: 22.06.1937, Sonderberatung (OSO), 5 Jahre Lagerhaft; 29.04.1938, Trojka, Tod durch Erschießen

Gestorben: 10.06.1938, Magadan

Rehabilitiert: 03.01.1957, Präsidium des Gebietsgerichts Magadan

Emigrationsmotiv: Schutzbund-Emigration

Schicksal: erschossen

 

Josef Janovsky wurde 1908 in Agram (Zagreb) geboren. Seine Eltern waren russische Revolutionäre, die nach der Revolution 1905 nach Österreich flüchteten. 1913 ließ der Vater namens Jakob Divinskij seine Lebensgefährtin mit ihren Kindern in Stich und setzte sich nach Amerika ab. Die Mutter als kleine Angestellte musste die vier Kinder allein erhalten. Als Analphabetin erfuhr sie nichts vom Aufruf der sowjetischen Regierung über die Erneuerung der Staatsbürgerschaft; auf diese Weise wurden die Angehörigen der Familie staatenlos. Spätere Versuche, am Konsulat in Wien die sowjetische Staatsbürgerschaft zu erlangen, wurden wegen Terminversäumnis abgelehnt.

 

Josef Janovsky besuchte in Graz die Volks- und die Bürgerschule, dürfte dann eine Schneiderlehre gemacht haben. Danach arbeitete er bei verschiedenen Firmen als Chauffeur. 1927 trat er der SDAP bei, noch in Graz wechselte er im Februar 1934 zur KPÖ. An den Kämpfen im Februar 1934 war er aktiv beteiligt, er war in Graz für die Waffenausgabe mitverantwortlich. Im April 1934 wurde er dann an seinem Arbeitsplatz verhaftet. Das Verfahren endete mit Ausweisung, er sollte in Spielfeld über die Grenze geschafft werden, konnte aber flüchten. Über Wien gelangte er, unterstützt von der Roten Hilfe, am 15. Mai 1934 nach Brünn (Brno). Janovsky ließ seine Frau Nelly und seinen etwa fünfjährigen Sohn aus Österreich nachkommen, lebte aber in schwierigen Verhältnissen, weil er nicht von der Roten Hilfe übernommen wurde. Unterstützung suchte er bei der Brünner Liga für Menschenrechte und bei der jüdischen Gemeinde. Finanziell unterstützt wurde er auch von einem Funktionär der tschechischen Solidarität' namens Dr. Gerhard Pollak, der - aufgrund von Denunziationen aus KPÖ-Kreisen - ab Anfang 1936 in der UdSSR als Trotzkist verdächtigt wurde. Die Kontakte zu diesem Mann, die Janovsky auch aus Moskau aufrechterhielt, dürften sein Schicksal tragisch beeinflusst haben.

 

Nach Moskau gelangte Janovsky im September 1936. Es ist nicht sicher, ob er die sowjetische Staatsbürgerschaft vor oder nach der Einreise in die UdSSR erhielt. Am 4. November 1936 wurde er verhaftet, am 22. Juni 1937 wegen Zugehörigkeit zu einer konterrevolutionären Organisation und antisowjetischer Agitation zu fünf Jahren Lagerhaft verurteilt. Im Lager im Fernostgebiet wurde er am 23. April 1938 abermals verhaftet und am 29. April 1938 wegen antisowjetischer Agitation unter den Mithäftlingen zum Tod verurteilt. Josef Janovsky wurde am 10. Juni 1938 hingerichtet.

 

 

Quelle: Parteiarchiv der KPÖ, RGASPI, lists.memo.ru

 

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