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Engel, Leo Felix

Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)

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Name russisch: Энгель Лео Адольфович

Geboren: 12.06.1903, Wien

Beruf: Chemiker

Letzter Wohnort in Österreich: Wien

Ankunft in Russland/Sowjetunion: 13.06.1933

Wohnorte in der Sowjetunion: Moskau

Verhaftet: 15.03.1938, Moskau

Anklage: Spionage für Deutschland

Urteil: 17.05.1938, Dvojka, Tod durch Erschießen

Gestorben: 29.05.1938, Butovo

Rehabilitiert: 08.08.1956, Militärkollegium des Obersten Gerichts

Emigrationsmotiv: andere

Schicksal: erschossen

 

Leo Felix Engel, geboren 1903 in Wien, studierte in Wien Chemie und Physik. 1927 legte er seine Dissertation zum Thema Versuche an an Zirkonoxydsolen und Eisenoxydsolen. Die Bestimmung der Wanderungsgeschwindigkeit von Kolloidionen im elektrischen Felde vor. Leo Engel, dessen Vater ein Fabrikbesitzer jüdischer Herkunft war, war 1927/28 Mitglied der SDAP in Wien-Neubau. 1929 übersiedelte er nach Berlin, wo er einige Monate in einem Forschungsinstitut für Faserstoffe arbeitete, dann wechselte er an das chemische Institut der Universität Berlin, wo er bis 1932 wissenschaftlich tätig war. In der Folge verfasste er Artikel für eine wissenschaftliche Zeitschrift und arbeitete am Handbuch der anorganischen Chemie von E. Abel mit. Mit einem Touristenvisum gelangte er - zusammen mit seiner Frau Alisa (geb. Weißblut) - im Juni 1933 nach Moskau. Er arbeitete vorübergehend in einem Institut des Volkskommissariats für Bildung, trat dann in das L. Ja. Karpov-Institut für physikalische Chemie ein, in dem er bis zum Dezember 1935 tätig war. In der Folge wechselte er in das Stickstoff-Forschungsinstitut des Volkskommissariats der chemischen Industrie, wo er im September 1937 wegen angeblich ungenügender Arbeitsleistung entlassen wurde.

 

Bis zu seiner Verhaftung am 15. März 1938 war Engel arbeitslos. Dokumentiert ist ein einziges Verhör, in dem Engel bestätigte, mit seiner Mutter in Wien und seinen Schwestern Maria Schlesinger in Breslau und Nelly Deutsch in Bielsko (Bielitz) in brieflichem Kontakt zu stehen. Als seine Bekannten in Moskau nannte er u. a. den bekannten Physiker Felix Frankl (Феликс Исидорович Франкль, geb. 1905 in Wien), den er bereits 1924 als Studienkollegen in Wien kennen gelernt hatte und mit dem er seit 1932 in der Frage seiner Übersiedlung nach Moskau in Kontakt war, den Arzt Paul Weinberger in Gor'kij, den er ebenfalls aus Wien kannte, seinen Arbeitskollegen am Karpov-Institut, den Wissenschaftler Hans Hellmann (Ганс Густавович Гельман, geb. 1903 in Wilhelmshaven, am 29. Mai 1938 als Spion erschossen) sowie den österreichischen Physiker Franz Quittner. Engel "gestand", bereits 1933 von einem Kassier der Dresdner Bank in Berlin als Spion angeworben worden zu sein und in Moskau geheime Unterlagen an einen Agenten der Gestapo weitergegeben zu haben. Am 17. Mai zum Tode verurteilt, wurde Leo Engel zusammen mit Hans Hellmann am 29. Mai 1938 in Butovo bei Moskau erschossen.

 

Engels Frau Alisa (Алиса Максимовна Энгель) wurde ebenfalls verhaftet. Die gemeinsame Tochter Eva kam ins Kinderheim. Alisa Engel richtete im März 1955 aus Kasachstan eine Anfrage bezüglich des Schicksals ihres Mannes an den Vorsitzenden des Präsidiums des Obersten Sowjets, Kliment Vorošilov. Es wurde ihr wie damals üblich mitgeteilt, Leo Engel sei am 15. März 1938 in Babuškin bei Moskau verhaftet und wegen Spionage zu zehn Jahren Lagerhaft ohne Recht auf Korrespondenz verurteilt worden. Im Februar 1956 erhielt sie eine weitere Nachricht - ihr Mann sei am 27. Dezember 1943 an Lungenentzündung im Lager gestorben. Leo Engel, der seit 1936 sowjetischer Staatsbürger war, wurde im August 1956 rehabilitiert.

 

Engels Tochter Eva Leovna Ababkova wurde im März 1994 als Opfer politischer Repression anerkannt, sie lebte damals in Polessk (Labiau) im Gebiet Kaliningrad.

 

 

Quelle: lists.memo.ru, GARF, Archiv der Universität Wien, RGASPI

 

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