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Breth-Mildner, Erna

Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)

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Name russisch: Брет-Мильднер Эрна Гуговна

Geboren: 30.10.1903, Wien

Beruf: Redakteurin, Agronomin

Letzter Wohnort in Österreich: Wien

Ankunft in Russland/Sowjetunion: 1931

Wohnorte in der Sowjetunion: Kozlov, Perm', Tambov, Moskau

Verhaftet: 1938, Mičurinsk (Tambovskaja obl.)

Urteil: 6 Jahre Lagerhaft

Gestorben: 17.01.1992, Berlin

Emigrationsmotiv: wirtschaftliche Emigration

Schicksal: freigelassen

 

Erna Bauer (Leitner, Breth-Mildner, Schaxel) wurde 1903 in Wien geboren. Im Juni 1924 trat sie aus der Israelitischen Kultusgemeinde aus und heiratete den Bautechniker Hermann Heinrich Pollo Leitner, mit dem sie eine Tochter namens Helena Elfriede Leitner hatte. Die Ehe wurde bereits 1926 geschieden. Erna Leitner übersiedelte 1927 nach Berlin, wo sie im später arisierten Kosmetikunternehmen Scherk arbeitete. 1932 erhielt sie vom Filmstudio Metro-Goldwyn-Mayer in Berlin eine Bestätigung über ihre hervorragende Mitarbeit als Feuilletonistin und Leiterin des Bilderdienstes im Zeitraum März bis November 1931. Noch 1931 folgte sie mit ihrer Tochter ihrem Lebensgefährten (ab 1928) Herbert Breth-Mildner nach Kozlov in Südrussland. Am bekannten Mičurin-Institut für Gartenbau (Всероссийский научно-исследовательский институт садоводства им. Мичурина) begann sie ein Studium. Ob sie Herbert Breth-Mildner 1935/36 auch nach Čeljabinsk folgte, ist unklar. Am 13. November 1937 heirateten die beiden in Majkop. Sie verbrachten anschließend zwei Wochen in Wien, lebten dann getrennt: während Herbert Breth-Mildner in Majkop in einer Gartenbau-Sowchose tätig war, setzte Erna das Studium im jetzt Mičurinsk genannten Kozlov fort. Als Herbert Breth-Mildner im Februar 1938 verhaftet wurde, war Erna gerade schwanger. Sie wurde wahrscheinlich wenige Wochen nach ihrem Mann verhaftet und ins Gefängnis nach Tambov gebracht.

 

Der NKVD beschuldigte Erna Breth-Mildner, Dienstgeheimnisse (Pfropfreiser) an die Amerikaner verkauft zu haben. Sie wurde 26 Mal verhört, aber nicht misshandelt - vermutlich aufgrund der weit fortgeschrittenen Schwangerschaft. In der Haft gebar Erna Zwillinge (Mädchen). Ihre Freundin Hedwig Gutmann schickte ihr Babysachen ins Gefängnis. Erna Breth-Mildner wurde zu sechs Jahren Lagerhaft verurteilt, wegen der kleinen Kinder wurde die Deportation in den Gulag aufgeschoben und Erna Breth-Mildner kurz nach der Ablösung Ežovs als NKVD-Chef Ende 1938 entlassen. Ihre Freilassung, glaubte sie, war auf ihre Eingaben an Berija zurückzuführen. Nachdem sie an der Hochschule für Gartenbau in Mičurinsk ihre Abschlussprüfungen abgelegt hatte, wurde ihr ein Arbeitsplatz in Perm' zugewiesen. Aufgrund der drückenden Verhältnisse dort verließ sie Perm', wurde dann wieder in die Gegend von Tambov geschickt, übersiedelte schließlich nach Moskau und wurde Direktorin einer Sowchose. Da diese Tätigkeit nach kurzer Zeit neben den kleinen Kindern zu anstrengend war, ließ sie sich 1940 für einige Zeit bei Frieda Düwell ("Huschnusch") nieder, einer Freundin von Klara Zetkin. Düwell lebte in Moskau im Haus der Wohnbaugenossenschaft ausländischer Arbeiter (Weltoktober). Um 1941 heiratete Erna Breth-Mildner den aus Deutschland ausgebürgerten, in Moskau lebenden deutschen Biologen Julius Schaxel, der aber schon im Juli 1943 in Moskau starb. Erna Schaxel übersiedelte mit den Zwillingen Svetlana und Nadežda 1956 in die DDR, ihre ältere Tochter Helena Elfriede (Lena) blieb in Moskau. Eine Enkelin von Herbert und Erna Breth-Mildner lebt heute als Fotografin in Bayreuth.

 

Die Rehabilitierung von Erna Breth-Mildner wurde von der Generalstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation am 19. August 1997 abgelehnt, weil keine Akten zu ihrem Fall zu finden waren.

 

 

Quelle: DÖW, Familie

 

Siehe auch Peter Deeg, Nachricht über Herbert im anderen Land. Eislers Assistent, Stalins Opfer - Herbert Breth-Mildner (1900-1938), in: Eisler-Mitteilungen Nr. 56, Jg. 20, Oktober 2013, S. 4-10;

Karin Nusko/Ilse Korotin (Hrsg.), Im Alltag der Stahlzeit. 18 Jahre in der UdSSR. Lilli Beer-Jergitsch (1904-1988). Lebenserinnerungen, Wien 2013, S. 113-116.

 

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Quelle: Jana Kempe
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