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Berger, Gerta

Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)

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Name russisch: Бергер Герта Францевна

Geboren: 28.04.1903, Biala (Polen)

Beruf: Buchhalterin

Letzter Wohnort in Österreich: Wien

Ankunft in Russland/Sowjetunion: 1930

Wohnorte in der Sowjetunion: Moskau

Verhaftet: 04.09.1937, Moskau

Anklage: Spionage für Polen

Urteil: 17.05.1938, Sonderberatung (OSO), 5 Jahre Lagerhaft

Rehabilitiert: 11.02.1956, Militärkollegium des Obersten Gerichts

Emigrationsmotiv: KP-Emigration

Schicksal: überlebte

 

Gerta Berger wurde wahrscheinlich 1903 in Biala (heute Bielsko-Biała, Polen) geboren, sie stammte aus einer jüdischen Kaufmannsfamilie. Die Angaben zu ihrer Person variieren, als Geburtsorte werden auch Bielitz (Oberschlesien), das 1941 mit Biala vereinigt wurde, und Wien genannt, als Geburtsjahr mitunter 1902. Ihre Mutter Selma dürfte später mit einem Mann namens Klausner verheiratet gewesen sein, zwei ihrer Geschwister trugen jedoch den Namen Better. 1914 trat Gerta Berger einer zionistischen Jugendorganisation bei. 1916 bis 1918 besuchte sie in Wien eine jüdische Lehrerbildungsanstalt, nach anderen Angaben absolvierte sie acht Klassen Bürgerschule und zwei Klassen Fortbildungsschule. Sie soll dann eine kaufmännische Ausbildung erhalten haben und ab 1922 als Auslandskorrespondentin und Buchhalterin einer Textilfabrik gearbeitet haben. 1925 wurde sie Mitglied der kommunistischen Partei Polens. Im November 1926 wurde sie deshalb verhaftet, sie blieb bis April 1927 in Untersuchungshaft. Aufgrund zahlreicher polizeilicher Durchsuchungen zu Hause und an ihrem Arbeitsplatz wurde sie von ihrem Betrieb im Dezember 1927 entlassen. Da sie die polnische Sprache nicht vollkommen beherrschte, konnte sie keine Arbeit mehr finden und zog deshalb im Dezember 1927 nach Berlin um. Dort blieb sie ebenfalls ohne Arbeit, war jedoch unentgeltlich für die Partei als Schreibkraft tätig und wurde dann 1928 in der sowjetischen Handelsvertretung als Sekretärin angestellt. Im Dezember 1929 kehrte sie nach Wien zurück, im Februar 1930 folgte sie ihrem Mann Władysław Muszyński (Мушинский Владислав Александрович) der bereits zehn Monate vorher emigriert war, nach Russland. In einer Firma für den Import von Maschinen fand sie zuerst Arbeit als Stenotypistin, ab Ende 1930 wurde sie als Korrespondentin eingesetzt. Sie wurde von der KPD in die VKP (b) übernommen und leitete in ihrem Betrieb eine Zelle der Roten Hilfe. Wann sie die sowjetische Staatsbürgerschaft erhielt, ist unbekannt.

 

In dem Betrieb arbeitete Gerta Berger noch, als sie im September 1937 verhaftet und der Spionage für Polen beschuldigt wurde. Sie hatte keine Kinder, war jedoch zu diesem Zeitpunkt schwanger. Obwohl sie alle Vorwürfe bestritt, wurde sie für schuldig befunden. Beschuldigt wurde sie u.a. des Kontakts zu den polnischen Spionen Osip Savanov (er war ihr Vorgesetzter, beging nach Parteiausschluss 1937 Selbstmord), einem nicht näher bekannten Redens (es kann sich nicht um Stanislav Redens handeln) und Beiser (wahrscheinlich Josef Beiser-Barski, 1934 verhaftet). Sie wurde zu fünf Jahren Lagerhaft verurteilt und in ein Lager in der Komi ASSR (Uchto-Ižemskij ITL) deportiert, wo sie ihren Sohn Jan zur Welt brachte. In einem NKVD-Protokoll vom 3. Jänner 1945 ist festgehalten, dass Gerta Berger vorzeitig zu entlassen sei (normalerweise wurde wegen des Krieges niemand entlassen), am 15. Jänner 1945 wurde sie tatsächlich entlassen.

 

Bergers Mann Władysław Muszyński, in Polen KP-Mitglied und Redakteur der Zeitung Trybuna Radziecka, wurde am 30. August 1937 verhaftet und wegen Mitgliedschaft in einer polnischen Spionage- und Sabotageorganisation am 19. Dezember 1937 in Butovo erschossen.

 

 

Quelle: GARF

 

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