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Bany, Matias

Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)

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Name russisch: Бани Матвей Францевич

Geboren: 17.03.1895, Wien

Beruf: Schriftsetzer

Letzter Wohnort in Österreich: Wien

Ankunft in Russland/Sowjetunion: 1915

Wohnorte in der Sowjetunion: Čita, Kemerovo, Ekaterinburg, Moskau

Verhaftet: 16.03.1938, Moskau

Anklage: Spionage, antisowjetische Agitation

Urteil: 08.06.1938, Sonderberatung (OSO), 8 Jahre Lagerhaft

Rehabilitiert: 04.10.1956, Militärtribunal des Moskauer Wehrkreises

Emigrationsmotiv: Kriegsgefangener des Ersten Weltkriegs

Schicksal: unbekannt

 

Matias (Matthias) Bany wurde 1895 in einer kinderreichen Familie in Wien geboren. Sein Vater war ein Handwerker, der zu Hause Hocker und Schemel herstellte. Mathias Bany erlernte von 1909 bis 1913 den Beruf des Schriftsetzers und arbeitete dann in diesem Beruf (daneben musste er beim Vater mitarbeiten), bis er im März 1915 zum Kriegsdienst in die k.u.k. Armee einberufen wurde. Bereits im Oktober 1915 geriet er in russische Kriegsgefangenschaft. Er war anfangs in der Nähe von Čita (Südostsibirien) interniert, musste dann in Bergwerken bei Kemerovo als Bergmann und als Tischler arbeiteten, 1920 noch zwei Monate in Ekaterinburg als Schriftsetzer. Nach der Freilassung übersiedelte er Ende November 1920 nach Moskau wo er als Schriftsetzer in verschiedenen Druckereien arbeitete. Ab 1920 war er Mitglied der VKP (b), aus der er 1935 erstmals ausgeschlossen wurde, weil er sich weigerte, die sowjetische Staatsbürgerschaft anzunehmen. Am 20. Juni 1937 wurde er dann sowjetischer Staatsbürger und in der Folge wieder in die Partei aufgenommen. Noch im gleichen Jahr wurde er wegen mangelnder Wachsamkeit und Kontakt zu seinem Schwager, dem 1937 als Feind des Volkes verhafteten Fedor Nikolaevič Gavrilov, endgültig aus der Partei ausgeschlossen. Bany hielt mit seinen österreichischen Verwandten, von denen mehrere ebenfalls als Schriftsetzer arbeiteten, bis 1933 brieflich Kontakt, 1932 konnte er sie für drei Wochen besuchen. Einen Reisepass hatte er bereits am 16. November 1925 von der österreichischen Gesandtschaft erhalten, später wurde dieser Pass dort auch verlängert.

 

Bany wurde am 16. März 1938 verhaftet und in die Taganka gebracht. Es wurde ihm vorgeworfen, er sei Anfang 1935 von einem Mitarbeiter der österreichischen Gesandtschaft namens Zöhrer für den österreichischen Geheimdienst angeworben worden, weiters wurde er der konterrevolutionären Agitation beschuldigt. Bany "gestand" und wurde zu acht Jahren Lagerstrafe verurteilt, dann in ein Lager bei Syktyvkar (Lokčimlag, Komi ASSR) deportiert. 1939 richtete Bany ein Ansuchen um Wiederaufnahme seines Strafverfahrens an den Obersten Staatsanwalt der UdSSR, in dem er darauf hinwies, dass sein Geständnis erpresst worden sei. Ob das Ansuchen überhaupt beantwortet wurde, ist nicht bekannt.

 

Im Zuge des Rehabilitierungsverfahrens 1956 wurde festgestellt, dass die Anklage jeder Grundlage entbehrte und dass ein Mitarbeiter der österreichischen Gesandtschaft namens Zöhrer gar nicht existiert habe. Über das weitere Schicksal Banys ist nichts bekannt. Angeblich richtete 1991 eine Tochter Banys namens Hilda eine Anfrage bezüglich des Schicksals ihres Vaters an den russischen Geheimdienst.

 

 

Quelle: GARF, ÖStA (KA)

 

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