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Josefa Breuer: Eigentlich zu unserem Glück

Josefa Breuer, geb. 1920 in Wien, Mitglied des Österreichischen Jungvolks, Absolvierung der Lehrerinnenbildungsanstalt in Wien-Döbling. ab 1939 Mitarbeit in der Gruppe um Friedrich Theiss (Österreichische Front, Österreichische Bewegung), Verhaftung am 7. 2. 1940 wegen Verdachts der Vorbereitung zum Hochverrat, Untersuchungshaft bis 13. 6. 1940, Dezember 1941 Verurteilung durch das Sondergericht Wien wegen Vergehens nach dem Gesetz gegen die Neubildung von Parteien zu 10 Monaten Gefängnis (unter Anrechnung der Vorhaft, die Reststrafe wurde bedingt ausgesetzt).

Ab April 1945 Mitglied der Österreichischen Volkspartei. Wiedereinstellung in den Schuldienst im Juni 1945, ab 1968 Volksschuldirektorin, 1973 Promotion (Pädagogik).

Verstorben 2016.

 

 

Ja, also das war im Herbst oder Sommer 1939, als ich für die Gruppe Theiss geworben wurde. Da hat schon eine Gruppe von Burschen bestanden; es wurde dann auch eine Mädchengruppe gegründet. Ich bin natürlich sehr begeistert dazugegangen, trotz verschiedener Warnungen und Einsprüche. Auch meine Eltern sagten damals, das ist zu gefährlich, mach da nicht mit; aber ich war bereit mitzutun. Meine Schwester war auch dabei, und wir haben weiter geworben, Mitschülerinnen, Kolleginnen, das war dann eine ganz schöne, nette Mädchengruppe. [...] Ich hab' immer nur solche angesprochen, wo ich gewusst hab', die sind hundertprozentig meiner Überzeugung. [...]

 

Wir haben uns getroffen, in Meidling in einem Gasthaus, auch in Wohnungen, wir haben Ausflüge gemacht. [Friedrich] Theiss, der diese Gruppe gegründet hat, hat auch die Mädchengruppe geführt und hat politische Vorträge gehalten [...]

 

Aber es ist dann die Sache leider sehr rasch aufgeflogen, bereits Anfang 1940. Also hat unsere Aktivität gar nicht sehr lang gedauert. Und es war eigentlich zu unserem Glück. Denn ich glaube, wenn es später passiert wäre, dann wäre uns das KZ nicht erspart geblieben. [...]

 

Verraten wurde unsere Bewegung durch den Flak-Kanonier Leopold Buliczek; beim Versuch, in Pamhagen die ungarische Grenze zu überschreiten, wurde er festgenommen. Im Laufe seines Verfahrens wegen Fahnenflucht hat er angegeben, dass in Wien eine staatsfeindliche Organisation besteht, in der er auch mitgearbeitet hat. Er glaubte, er könnte sich dadurch retten. Leo wurde später erschossen. Aufgrund dieser Angaben wurde dann im Laufe der staatspolizeilichen Erhebungen festgestellt, dass tatsächlich eine solche Organisation existiert hat, und wir wurden verhaftet - ich am 7. Februar 1940. [...]

 

Die Mädchen waren so zwischen 15 und 19 Jahre alt, verhaftet wurden die Älteren. Das waren Jahrgangskollegin Gertraud Döttling, auch Lehrerin, und ich. Wir waren gerade erst acht Tage angestellt. Dann die Studentin Edith Wimmer, Hermine Sniderics und Antonia Wallenta. Die Jüngeren hat man nicht verhaftet. [...]

 

Per Auto wurde ich zum Morzinplatz gebracht und von der Gestapo ziemlich lange verhört. Im Nebenzimmer ist Theiss gesessen, der wurde zur gleichen Zeit verhaftet, andere einen Tag später. [...] Man hat getrachtet, so wenig wie möglich zu sagen.

 

I: Hat man Sie da stark unter Druck gesetzt?

 

Ja, sehr unter Druck - psychisch. Tätlich wurde man nicht. Den Burschen gegenüber angeblich schon, die hat man auch geschlagen, aber uns Mädchen hat man nichts getan. Man hat nur gedroht, die Eltern würden auch eingesperrt, wenn man nichts sagt. [...]

 

Ich war Kassierin in der Gruppe, wir haben da einen kleinen Beitrag kassiert, 70 Pfennig. Die Anklage hat dann gelautet auf Vorbereitung zum Hochverrat. Ich hab' da meinen Haftbefehl, der vielleicht ganz interessant ist [...] Und da stehen die Gründe: "Sie gefährdet nach dem Ergebnis der staatspolizeilichen Feststellung durch ihr Verhalten den Bestand und die Sicherheit des Volkes und des Staates, indem sie in dem dringenden Verdacht der Vorbereitung zum Hochverrat steht. Gezeichnet: Heydrich." [...]

 

Ich bin herausgekommen am 13. Juni desselben Jahres [1940]. Die Burschen sind länger gesessen, man hat nur die Mädchen freigelassen zu diesem Termin. Erst im Jahr 1941 war die Sondergerichtsverhandlung. Inzwischen war ich frei. Ich musste mich nicht melden. Am 10. Oktober 1940 hab' ich ein Verhör gehabt beim Landgericht Wien, und dann im Dezember 1941 war die Sondergerichtsverhandlung. Da wurde ich zu einer Gefängnisstrafe von zehn Monaten verurteilt. Die noch nicht verbüßte Strafe von fünf Monaten und 24 Tagen wurde unter Bewilligung einer Bewährungsfrist von drei Jahren, bis zum 20. Feber 1945, bedingt ausgesetzt. Na, da war's dann ohnehin bald aus!

 

 

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