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Fritz Tränkler: Drei, vier Tage herumgesessen

Fritz Tränkler, geb. 1910 in Wien, Privatbeamter. Angehöriger des Republikanischen Schutzbunds, nach der Teilnahme an den Februarkämpfen 1934 Flucht in die ČSR, von dort in die Sowjetunion, 1937 Teilnahme am Spanischen Bürgerkrieg, 1939 nach Frankreich, Internierung in den Lagern St. Cyprien, Gurs, Le Vernet, dann Djelfa (Algerien), nach der Befreiung Nordafrikas durch die Alliierten Mitglied des britischen Pionierkorps, zurück in die UdSSR. Sommer 1944 gemeinsam mit einer in der Sowjetunion ausgebildeten Gruppe Absprung über den befreiten Gebieten Sloweniens, August 1944 nach Österreich, Bildung der "Kampfgruppe Steiermark", die im Gebiet der Kor- und Saualpe aktiv war.

Nach 1945 Arbeit in der Österreichisch-Sowjetischen Gesellschaft.

Verstorben 1990.

 

 

In Valencia sind wir kurz empfangen worden von Dolores Ibarruri, "La Pasionaria", in ihrer Parteizentrale. Es war ein sehr netter Empfang, hat nicht lang gedauert, eine Höflichkeitsangelegenheit, wir wurden mit Orangen und anderem Obst bewirtet. Sie hat uns ein bisschen erzählt, es war ein Übersetzer da, wie die Situation in Spanien ist, wie sie die Situation einschätzt, sie hat das nicht sehr rosig gezeichnet, so wie es wirklich war. Aber ich muss sagen, sie hat natürlich betont, dass sehr viel davon abhängt, wie sich die internationale Situation weiterentwickeln wird. Wie weit Frankreich Spanien unterstützen wird, wie weit die Deutschen und die Italiener noch mehr Möglichkeiten bekommen, in Spanien direkt militärisch einzugreifen, sogar wie die Frage steht, der Republik Spanien mit Lebensmitteln und bestimmten Industrieerzeugnissen zu helfen, die teilweise gar nicht militärisch notwendig waren, sondern um die spanische Industrie in dem noch freien Gebiet arbeiten lassen zu können. Wir haben mit ihr auch ausgerechnet, dass es nicht leicht sein wird. Wir sind dann mit einem größeren Lastwagen von Valencia nach Albacete gebracht worden, dort war ein ziemlich großes Gebäude, wie eine Kaserne hergerichtet, mit einem großen Innenraum und einem riesigen Hof, wo die Leute exerziert, Übungen gemacht haben usw. Leider war es so, dass zu dieser Zeit der eigentliche Kommandant dieser Kaderkaserne [der Internationalen Brigaden] nicht dort war. Es war ein Deutscher, glaube ich - oder war es ein Spanier? -, jedenfalls wir sind dort drei, vier Tage herumgesessen, kein Mensch hat sich um uns gekümmert. Wir haben natürlich essen können, das ist klar, aber wir haben nicht gewusst, was wird mit uns sein, wir haben einige Male versucht, vor allem die Österreicher, irgendetwas Genaueres in Erfahrung zu bringen, das war aber nicht möglich, da haben wir gesagt: "Dann fahren wir selbst, warten wir gar nicht, bis wir irgendwo hingebracht werden." Es sind von Zeit zu Zeit immer wieder Lastwagen und Autobusse von Albacete nach Madrid gefahren, die Sachen oder Leute hingebracht haben, wir haben uns auch einen Lastwagen besorgt und sind selbständig nach Madrid gefahren. Dort waren meistens Österreicher stationiert. [...]

 

Wir sind dann nach Madrid gekommen, es waren ein oder eineinhalb Tage Fahrt, ich kann mich nicht mehr genau erinnern, dort hat man uns zum Generalstab gebracht. Die haben uns weiter verwiesen - es hat eine Vertretung der Interbrigaden in Madrid gegeben, zu der wir hingegangen sind, und die haben uns zur 34. Division geschickt. Diese Division besetzte die Front bei Guadalajara. Die berühmte Schlacht bei Guadalajara, bei der die Italiener schwer geschlagen wurden, war schon vorbei, sie war im März 1937. Die Division stand damals an der Straße von Guadalajara nach Saragossa. [...] Der Kommandeur der 34. Division war ein Deutscher. Der Division haben auch zwei oder drei Interbrigaden angehört, die 11. Brigade und noch eine, ich kann es nicht mehr genau sagen. Der Kommandeur, Hans Kahle, hatte den Titel Oberstleutnant, soweit ich mich erinnern kann. Stabschef war der Schriftsteller Renn. Mit dem Politkommissar Rau der Interbrigaden haben wir ein Gespräch gehabt. Er hat uns dann eigentlich eingeteilt zusammen mit dem Divisionskommandanten. Alle sind zur 11. Brigade gekommen. Ich bin in die Leitung der Pioniertruppen der Division gekommen. Ich war mit einem Spanier, der eigentlich der Leiter gewesen ist, aber, soweit hatte man es mir gesagt, er war nicht sehr aktiv. Ich habe es dann selbst bemerkt, er hat keinerlei Initiative gehabt im Hinblick auf seine Agenden, Verteidigung, Befestigungen der Linie, Maschinengewehrstellungen, Stacheldrahtverhaue und alle diese Sachen. Das war sozusagen meine Angelegenheit, früher war es seine. Wir haben das dann praktisch gemeinsam gemacht, ich habe einige Sachen verbessert. Ich habe damals neuere Methoden und Ansichten über Befestigungen gehabt, z. B. wie die Maschinengewehre aufgebaut werden, wie die Schützengräben ausschauen, welche strategischen Aufgaben sie erfüllen, wie sie da ausgerüstet sein sollen usw. Bald bin ich zum Chef der Operationsabteilung der Division ernannt worden. Da habe ich dann die Ausbildung der Leute über gehabt, die Vorbereitungen von Aktionen an der Front. [...]

 

Ich möchte eines noch zurückgreifend erzählen. Wie ich zuerst nach Madrid gekommen bin und eben Verbindung mit dem Generalstab und mit der Vertretung der Interbrigaden aufgenommen habe, wurde ich ca. 14 Tage beschäftigt in der "Universitaria" [Universitätsstadt am Rande Madrids], wo die faschistischen und unsere Stellungen einander am nächsten waren, ein Ort, wo die Faschisten versucht haben, in die Stadt einzubrechen, Universitaria und Casa del Campo. Ich und zwei andere Berater aus der Sowjetunion, Offiziere, ich glaube, Kapitäne, waren da 14 Tage in den Stollen und Schützengräben und haben die Frage des Stollenbaus, des Minenbaus studiert, das heißt, es werden Gänge unter die Erde - wie tief, das hängt vom Gelände ab - gebaut, zu dem Zweck, dass man unter die feindlichen Schützengräben oder Artilleriestellungen kommt und eine Mine zündet. Die Stellungen werden dadurch in einem großen Ausmaß erschüttert oder zerstört, sodass man unter Umständen in diese Richtung einen Angriff machen kann. Ich habe versucht, einige Verbesserungen durchzuführen, soweit ich das eben gelernt hatte, aber im Großen und Ganzen war eigentlich alles in Ordnung, meistens waren die Leiter dieser Aktionen und die, die diese Minen vorgetrieben haben, Bergarbeiter aus Asturien. Es handelte sich eben um ähnliche Sachen wie in ihrem Beruf, Stollen bauen usw., und sie wussten auch mit Sprengzeug und mit Minen umzugehen.

 

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