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Rudolfine Muhr: Zum Kampf ist es in Hietzing nicht gekommen

Rudolfine Muhr, geb. 1900 in Wien, Metallarbeiterin. In der Betriebszellenarbeit der Revolutionären Sozialisten aktiv, zwischen 1934 und 1938 mehrmals verhaftet. Am 22. August 1939 neuerliche Festnahme, Haftentlassung im April 1940.

1945-1949 Wiener Gemeinderat (SPÖ), 1949-1969 Bundesrat, 1959-1963 Sekretärin des Bundesfrauenkomitees der SPÖ, stellvertretende Vorsitzende des Bundes Sozialistischer Freiheitskämpfer.

Verstorben 1984.

 

 

Zum Kampf ist es in Hietzing nicht gekommen. Der 13. Bezirk hat zu dem Kreis gehört, dem Korbel als Kreiskommandant zugeteilt war. Und der hat doch alles verraten. Die Schutzbündler waren in den Sektionen und haben auf Weisungen gewartet. Die Waffen waren zum Teil ausgegeben. Da kam der Korbel und sagte den Schutzbündlern: "Es gibt keinen Kampf, schmeißt die Waffen weg." Mit meinen Kollegen war ich in einem Gewerkschaftslokal in der Hickelgasse. Wir haben mit den Schutzbündlern der nächstgelegenen Sektionen Verbindung gehabt, und da ist ein Schutzbündler vor Mitternacht zu uns ins Lokal gekommen und hat weinend davon berichtet, dass ihnen, anstatt der Weisungen, von Korbel gesagt wurde, dass sie die Waffen wegwerfen sollen. Die haben die Gewehre über die Mauer vom Baumgartner Friedhof geworfen. Ich bin mit einem Kollegen, denn es war ja der Generalstreik ausgerufen und die Eisenbahner hätten streiken müssen, in der Nacht auf den Westbahnhof gegangen. Siehe da, der war hell erleuchtet. Dort sind die Waggons verschoben worden. Also der Betrieb war intakt. Es ist nicht gestreikt worden. In meinen Augen, ich kann das nur so sagen, wie ich es damals gesehen habe: Ich hab nicht verstanden, dass man uns überhaupt nichts gesagt hat. Ich war sehr neugierig. Wenn ich einen Funktionär gefragt habe: "Wie wird denn das sein? Wir haben doch keine Ahnung davon", haben sie geantwortet: "Das ist Aufgabe des Schutzbundes. Wenn da oder dort jemand net streikt, dann werden s' die Schienen herausreißen!" Aber sie haben es nicht getan. Natürlich gab es auch Vorsichtsmaßnahmen, denn man kann nicht, wenn man so etwas organisiert und in Vorbereitung hat, große Massen informieren. Das hätte mit den Massen direkt wachsen müssen, aber das ist nicht geschehen. Einen Teil der Schutzbundführer haben sie schon am Donnerstag in der Vorwoche verhaftet.

 

Im Bildungsheim Penzingerstraße hatten zwei Schutzbündler - die Brüder Glück - den Auftrag, dort die Waffen zu holen. Auch hier kam es zu einer Schießerei, bei der durch die Polizei Genosse Fritz Glück verwundet wurde. Ein sozialistischer Arzt hat ihn behandelt. Durch Verrat wurden die beiden Schutzbündler und der Arzt verhaftet. Sie kamen vors Standgericht, sie wurden zu acht Jahren schwerem Kerker verurteilt. Auch der Arzt erhielt eine Strafe.

 

Am Goldmarkplatz ist es ebenfalls zu einer Schießerei mit der Polizei gekommen. Und Münichreiter, der die Waffen ausgraben wollte, wurde schwer verwundet und musste in das Spital eingeliefert werden. Vom Spital holte ihn die Exekutive, und vom Standgericht wurde er zum Tode verurteilt. Die Genossen Dipl. Ing. Quastler und Blebann haben versucht, die Führung im Bezirk zu übernehmen. Doch auch sie wurden verhaftet, Quastler zum Tode verurteilt, dann zu zehn Jahren Kerker begnadigt, Blebann erhielt acht Jahre schweren Kerker.

 

Aber da waren noch einige Sachen. In einer Schule waren Waffen versteckt, und der Schuldiener hat sie nicht herausgegeben, weil er eben Angst gehabt hat. Und so ist es eigentlich zu einem Kampf im 13. Bezirk nicht gekommen.

 

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